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1458 - Die Mordkapelle

1458 - Die Mordkapelle

Titel: 1458 - Die Mordkapelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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haben.
    Aber Barry hatte sich nicht geirrt.
    Sie war da.
    Sie saß auf dem Rad und schaute über die Kühlerhaube hinweg in das Fahrerhaus.
    »Vanessa«, flüsterte er…
    ***
    Es war die Tote, die auf der Altarplatte gelegen hatte, und wenn er genau hinschaute, sah sie gar nicht so tot aus. Sie saß auf dem Bike, fuhr locker über den Weg und drehte vor dem Lieferwagen ihre Runden.
    Munson konnte nur glotzen!
    Sein Mund war nicht geschlossen. Er hielt ihn offen, und er merkte kaum, dass sich der Speichel darin sammelte und aus den Winkeln floss. Das Geschehen hatte ihn einfach zu stark in seinen Bann gezogen.
    Eine Tote, die auf dem Bike saß und es fuhr, als wäre sie noch am Leben. Das zu verstehen ging über seinen Verstand, aber es war Vanessa, daran gab es keinen Zweifel, denn er sah, dass sie noch immer die gleiche Kleidung trug.
    Der hellgraue Jogginganzug mit den grünen Streifen an den Seiten. Völlig unmodisch, aber das spielte jetzt keine Rolle. Viel wichtiger war der Körper, der darin steckte.
    Er schüttelte den Kopf. Die Angst in seinem Innern steigerte sich.
    Er hatte das Gefühl, allmählich verrückt zu werden. Um ihn herum war alles anders. Die Luft schien sich verdichtet zu haben. Schweiß brach ihm aus den Poren, aber das Bild blieb klar, und nichts verschwamm vor seinen Augen.
    Vanessa fuhr noch eine Acht, dann bremste sie und stieg vom Rad.
    Nach wie vor schaute sie über die Kühlerhaube hinweg in das Fahrerhaus hinein. Ihr Blick suchte Barry, und er musste einfach zurückschauen. Trotz der Entfernung sah er, dass ihre Augen kein Gefühl mehr zeigten. Sie waren kalt – Totenaugen eben.
    Das Rad ließ sie los.
    Es kippte um.
    Dann setzte sich die Tote in Bewegung. Sie tat es mit steifen und schlenkernden Schritten zugleich. Wie ein Roboter, der sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
    Momente später klopfte eine Hand gegen die Fahrertür. Dreimal geschah dies, und bei jedem Klopfen zuckte Munson zusammen, als hätten ihn Faustschläge getroffen.
    Danach wurde es wieder still. Nur für einen Moment, denn die Tote machte weiter. Sie packte den Türgriff und bewegte ihn. Danach der Ruck, und die Tür war offen.
    Barry Munson konnte nicht anders. Er musste sich drehen, und so starrte er in das bleiche Gesicht der Toten. Es klebten sogar noch Schmutzreste darin.
    Vanessa hob einen Arm. »Raus mit dir!«
    »Nein!«
    »Raus!«
    Munson wich zurück. Die Angst kroch durch seine Adern wie Eis.
    Er wusste genau, dass er nichts tun konnte, und als er nach vorn schaute und dabei die gespreizte Hand des Mädchens sah, da kam sie ihm übergroß vor.
    Ihm stockte der Atem.
    Sie griff zu.
    Nicht mit einer, sondern mit beiden Händen. Sie umklammerten seine Beine in Höhe der Waden. Es waren harte Griffe, die sich tief in sein Fleisch bohrten. Er empfand sie wie Stahlklammern, und als die Tote mit einem Ruck die Arme wieder zu sich heranzog, rutschte der Körper des Mannes auf der glatten Sitzfläche nach vorn. Er versuchte noch, sich am Lenkrad festzuhalten, was ihm jedoch nicht gelang. Die Finger berührten zwar noch den Ring, aber das war auch alles. Dann griff die Hand ins Leere.
    Er konnte nur noch schreien. Was mit ihm passierte, begriff er gar nicht richtig. Jedenfalls schlug er zwei Mal mit dem Hinterkopf auf und lag danach rücklings neben dem Wagen auf der Erde.
    Sie war noch da.
    Sie glotzte auf ihn nieder.
    Er schaute zu ihr hoch.
    Dann ging Vanessa weg!
    Barry konnte es nicht fassen. Er lag neben dem Wagen und fragte sich, warum sie fortgegangen war, ohne ihm etwas zu tun. Die Antwort wusste er nicht, aber es wurde ihm mit einem Mal deutlich klar, dass es seine letzte Chance war, diesem Grauen zu entkommen.
    Er wälzte sich zur Seite und griff nach dem Trittbrett. Sein Hinterkopf tat ihm weh, sein Rücken ebenfalls. Aber daran durfte er jetzt nicht denken, denn es ging darum, sein Leben zu retten.
    Er kam wieder auf die Beine. Zwar zitterten sie, doch er schaffte es. Barry kämpfte mit sich. Hart presste er die Lippen aufeinander.
    Er sah das Fahrrad am Boden liegen und konnte sich nicht vorstellen, dass die Tote, die wieder lebte, zu Fuß verschwunden war.
    Denn sie war bestimmt nicht nur gekommen, um ihm einen guten Tag zu wünschen.
    Wenn er seine Chance nutzen wollte, dem Grauen zu entfliehen, dann durfte er keine Sekunde mehr verlieren und musste schnell handeln.
    Die Tür des Lieferwagens stand noch offen. Er brauchte nur hineinzuklettern und abzufahren.
    Hinter sich hörte er ein

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