146 - Winterkrieger
Planeten aufgespürt und eingesammelt hatten.
»Aber warum lagern sie das verdammte Zeug am Kratersee, verdammt?«, fragte Major Rothaar. »Was haben die Daa’muren damit vor?«
»Selbstmord?«, fragte Colonel O’Hara mit gerunzelter Stirn.
»Wohl kaum«, erwiderte ein Sir Leonard aus dem fernen London. »Commander Drax hielt sich vor kurzem erst direkt am Kratersee auf und hat neueste Erkenntnisse für uns.«
»Commander Drax?«, sagte Präsident Crow, und wie er den Namen aussprach, zählte er den Commander nicht zu seinen zehn besten Freunden. »Hören Sie zu?«
»Ich verstehe Sie gut.« Irgendwo, am anderen Ende der Welt, räusperte sich eine markante Stimme.
Ayris rief sich die Bilder der Personen ins Gedächtnis, mit denen Crow in Kontakt stand. Sie brauchte nicht lange, um der Stimme, die sie hörte, ein Foto zuzuordnen. Commander Matthew Drax war etwa in ihrem Alter.
»Das Abpumpen des Meeres rund um den Kometen geht weiter voran«, fuhr Drax fort. »Ein Drittel von ›Christopher-Floyd‹ ragt schon aus den Fluten. Welches Ziel die Daa’muren mit dieser Aktion bezwecken, ist aber nach wie vor unbekannt.«
»Sir Leonard behauptet, Sie hätten Neuigkeiten für uns«, sagte Crow herausfordernd.
Drax ging nicht auf die Spitze ein. »Erst einmal kann ich vermelden, dass offenbar sämtliche Todesrochen durch das Virus vernichtet wurden; der Feind hat also seine Luftübermacht verloren«, berichtete er. »Der Cyborg Aiko Tsuyoshi, der das Virus eingeschleppt hat, muss als vermisst gelten. Aruula und ich haben lediglich Spuren von ihm gefunden.«
»Das ist sehr erfreulich«, entgegnete Crow… und fügte erst nach einer Sekunde – und das mit voller Absicht, wie Ayris zu spüren glaubte – hinzu: »Die Vernichtung der Rochen natürlich. Ich hoffe, Sie finden Ihren Freund noch. Was hat der Telepathenzirkel ergeben?«
Ayris machte sich eine weitere gedankliche Notiz; zu viel von dem hier Besprochenen klang für sie nach texanischen Dörfern.
»Der Zirkel hat seine Arbeit aufgenommen und zeigt erste Erfolge. Sieht so aus, als könnten wir die Langstrecken-Kommunikation des Feindes damit nachhaltig stören«, gab Commander Matthew Drax Auskunft. »Die wichtigste Meldung ist jedoch die, dass Professor Dr. Jacob Smythe lebt und für den Feind arbeitet! Er hat eine Vorrichtung konstruiert, die es den Daa’muren ermöglicht, sämtliche Nuklearsprengsätze simultan zu zünden.«
Smythe… Ayris Grover benötigte ein paar Sekunden, um die Geschichte hinter diesem Namen aus ihrem Gedächtnis abzurufen. Der größenwahnsinnige Professor war gemeinsam mit Captain Lynne Crow am Kratersee verschollen, und auch sein Schicksal war bislang ungewiss gewesen. Wenn er jedoch noch lebte, standen die Chancen für Crows Tochter ebenso gut.
»Sie spielen auf die Angaben des Saboteurs von Salisbury an?«, fragte einer der hochrangigen Offiziere.
»Zumindest passt es zu der Drohung, alle Bunker der Allianz gleichzeitig zu sprengen«, gab Drax zu. »Allerdings wüsste ich nicht, wie die Daa’muren die Bomben deponieren wollen.«
»Außerdem wäre es unlogisch, dazu erst alle Sprengsätze zum Kratersee zu schaffen«, warf Sir Leonard ein. »Wir müssen unbedingt mehr über dieses ›Projekt Daa’mur‹ erfahren. Unser Octaviat ist sich sicher, dass es vielmehr etwas mit dem freigelegten Kometen zu tun hat. Aber sie werden das Ding wohl kaum in die Luft jagen wollen.«
Dann ging es um Einzelheiten, die Ayris nicht verstand, da sie die Hintergründe nicht kannte. Irgendwann im Verlauf der Konferenz kam Commander Drax noch einmal zu Wort, und Ayris erfuhr, wie sie an ihre neue Stellung gekommen war: Ihr Vorgänger Garcia war offenbar bei dem Versuch, Präsident Crows Tochter aus den Händen der Daa’muren zu befreien, ums Leben gekommen. Drax – oder vielmehr seine Barbarin Aruula – hatte seine blutbespritzte »Hundemarke« bei der Leiche eines Daa’muren gefunden. Das hatte man dem Weltrat offenbar schon gestern mitgeteilt, und Ayris war ein wenig geschockt über das Tempo, mit dem der Posten auf den nächsten Anwärter übergegangen war.
»Haben Sie darüber hinaus etwas über den Verbleib meiner… von Captain Lynne Crow in Erfahrung bringen können?«, fragte Crow heiser.
Commander Drax schien eine Sekunde zu zögernd. »Nein, Sir, tut mir Leid«, erwiderte er.
Crow seufzte schwer. Dann riss er sich zusammen. »Ich bin dafür, dass wir sämtliche Truppen der Allianz so schnell wie möglich in Marsch setzen und
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