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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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General. Zum Beispiel können wir Ihnen anbieten, Ihre Tochter in Sicherheit zu bringen, weit genug vom Kratersee entfernt. So können Sie ruhigen Gewissens die Allianztruppen angreifen, ohne befürchten zu müssen –«
    »Verdammte Echsenbrut«, zischte Crow, doch eine Sekunde später hatte er sich wieder unter Kontrolle. Halbwegs zumindest. »Wenn Lynne auch nur ein Haar gekrümmt wird, seid ihr dran!«
    »Dessen sind wir uns bewusst, und daher können Sie sich der Unversehrtheit ihres Abkömmlings sicher sein.«
    Ayris stand da, zitterte am ganzen Leib und tat so, als schaute sie durch das Fenster in die Gasse hinaus. Tatsächlich jedoch verfolgte sie atemlos die Bewegungen der beiden Männer hinter ihr in der Scheibe.
    »Bevor unsere Führung Ihre Tochter herausgibt«, hörte sie Mountbatton sagen, »besteht sie darauf, dass Ihre geheimen Truppen die Einheiten der Allianz vernichten, bevor sie in unserem Machtbereich eindringen.«
    Ayris war wie gelähmt und konnte nur hoffen, dass Crow sie nicht ausgerechnet jetzt zu sich rief. Hatte sie richtig verstanden? Crow verlangte von Mountbatton, der zweifellos in Wahrheit ein getarnter Daa’mure war, dass dieser ihm seine Tochter zurückgab? Und Mountbatton verlangte von Crow, dass dessen Truppen – welche Truppen; die Armee des Weltrats zählte kaum dreihundert Mann! – den Aufmarsch der Allianz vereitelte?
    Beging Präsident Crow tatsächlich Hochverrat an den militärischen Einsatzplänen der Allianz?
    Ayris’ Schläfen pochten. Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen. Sie durfte sich jetzt nicht verraten.
    Bleib ruhig, versuchte sie sich einzureden. Crow liefert uns doch nicht den Fremden aus, von denen wir wissen, dass sie die Erde übernehmen wollen. Er muss sich was dabei denken.
    Bestimmt hat er einen Plan…
    Es half nichts. Was sie gehört hatte, ließ keine andere Deutung zu: Arthur Crow war ein Verräter. Wer wusste denn, was die Daa’muren ihm noch versprochen hatten, neben dem Leben seiner Tochter?
    Doch wer würde ihr glauben, wenn sie es erzählte?
    Jimmy Flannagan hätte ihr geglaubt. Aber Jimmy Flannagan war tot.
    Wen sollte sie ins Vertrauen ziehen? Sergeant Paddy?
    Flannagans Diarium fiel ihr ein. War es eigentlich übertrieben, wenn man einem Menschen, der sich in der Öffentlichkeit als Patriot darstellte und mal eben sein Land verriet, einen Mord zutraute? Oder zwei? Oder drei?
    Ayris dachte an Captain Cleveland, den Jungen mit dem Schrottrevolver und Willard Grover. Wenn man ihrem Mörder keinen Strick drehen konnte, weil ihm nichts zu beweisen war… konnte man ihm vielleicht etwas anderes anhängen?
    Hochverrat zum Beispiel?
    Verdammt, warum hatte sie das Gespräch nicht aufgezeichnet?
    ***
    Und wieder eine Nacht, in der Captain Ayris Grover kaum ein Auge schloss.
    Rosalie hat immer gesagt: »Es ist unmöglich, mit dir Krach zu kriegen.« Der Fähnrich, den ich verprügelt hatte, sah das sicher anders. Ich war als Ausgleich geboren, hielt für jeden Problemfall die Birne hin. Im Hort hatte man mir beigebracht, dass nur Schufte Schwächere treten; dass anständige Menschen den Schwachen helfen; dass sie überhaupt niemanden treten – nicht mal die Schufte, weil die ‘ne miese Kindheit hatten. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass meine Kindheit auch nicht gerade toll war?
    Einige Einsätze später leistete Artie – pardon, Captain Crow – sich sein größtes Ding.
    Wir waren im schönsten Schneesturm seit der Eiszeit oben: Artie, Rosalie, ich und sechs Frischlinge, von denen zumindest einer inzwischen Karriere gemacht hat. Einigen dieser Burschen hatte man eingebläut: Wir sind die Herren der Welt, und die Barbaren der Oberwelt stechen dich ab, wenn du ihnen nicht zuvorkommst. Sei also schlau und schieß zuerst.
    Entsprechend schwer waren sie im Zaum zu halten.
    Unsere diesmalige Aufgabe: Die Lokalisation und Exekution eines Überläufers namens Crosseyed Kid.
    Kid, eine unbedeutende Nachtratte, hatte für Fettsacks Gendarmen als Spitzel gearbeitet. Diese hatten ihn die Bande eines Schleusers infiltrieren lassen, der Illegale in die Stadt holte. Dann hatte Kid sich unerwartet in eine Illegale verliebt, seinem Brötchengeber abgeschworen und die Schleuser vor Razzien gewarnt.
    Da er aufgrund seines IQ von zirka fünfundneunzig Punkten den meisten Gendarmen geistig überlegen war, trickste er sie nicht nur ständig aus, sondern hatte ihnen auch mit Hilfe dankbarer Illegaler schwere Verluste zugefügt. Seit dem Frühjahr hatten sie

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