1462 - Angriff der Knöchernen
will ich Sie nicht länger auf die Folter spannen. Ich habe ihm erklärt, dass er in der Villa eine Chance bekommt, mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen.«
Ich hörte Sheilas leisen Schrei und musste selbst schlucken. Der Anrufer brauchte sich nicht zu wiederholen, ich hatte ihn gut verstanden. Aber was bedeutete das genau?
»Können Sie das genauer erklären, Mister Unbekannt?«
»Nein. Ich selbst kenne den direkten Weg ins Jenseits nicht, aber ich habe genug davon gehört, und wer nicht aufpasst, der ist leicht für immer im Jenseits verschwunden…«
Nach diesen Worten legte der Anrufer auf!
***
Es war nicht wahr. Es konnte nicht wahr sein. Diese Nachricht haute uns um.
Aber weshalb hätte der Anrufer lügen sollen? Es gab genügend Dinge auf der Welt, die so unglaublich klangen, dass man über sie nur den Kopf schütteln konnte. Auf der anderen Seite aber stimmten sie. Das hatten wir oft genug erleben müssen.
Sheila war bleich geworden. Sie starrte mich an und schüttelte den Kopf. »Sag was, John…«
Ich konnte nur die Schultern anheben.
»Glaubst du ihm?«
»Es fällt mir zwar schwer, aber unmöglich ist nichts.«
Ich weiß nicht, ob sie diese Antwort erwartet hatte. Sheila selbst hatte sich eine zurechtgelegt. Bevor sie sprach, schüttelte sie den Kopf. »Das kann einfach nicht sein, John. Nein, Bill ist doch nicht so verrückt, ins Jenseits gehen zu wollen. Das kann es nicht geben. Oder was meist du dazu?«
»Ich weiß es nicht. Ich kenne leider keine Einzelheiten. Aber ich will auch nichts ausschließen.«
Sie streckte mir ihre Arme entgegen. »Warum ist Bill allein losgezogen? Warum hat er nicht wenigstens dir etwas gesagt? Das ist doch etwas, das auch dich berührt.«
»Ja, das ist es.«
»Aber Bill ist doch nicht lebensmüde. Okay, ich habe mir manchmal umsonst so große Sorgen gemacht. Bisher ging ja alles gut. Aber da war er auch nicht allein. Warum jetzt? Was hat ihn dazu gebracht, auf eigene Faust loszugehen?«
»Das ist ein Rätsel, ich weiß, Sheila. Aber es könnte sein, dass er die Gefahr unterschätzt hat. Dass ihm nicht bewusst gewesen ist, auf was er sich da wirklich eingelassen hat.«
»Du meinst, er hat die Gefahr nicht so ernst genommen?« Sheila schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das ist alles nicht möglich. Das weiß ich. Ich weiß aber nicht, was wir tun sollen.«
»Zunächst die Ruhe bewahren.«
»Das sagst du so leicht.«
Ich antwortete nicht. Ich hielt bereits mein Handy in der Hand und hatte die Nummer des Yard gewählt. Sekunden später wurde ich mit den Kollegen der technischen Abteilung verbunden, denn jetzt konnten nur sie helfen. Sie hatten die Möglichkeit, festzustellen, wem die Handynummer gehörte und wo der Mensch wohnte.
Die Kollegen versprachen, ihr Bestes zu tun, und für uns begann wieder die große Warterei.
Sheila nickte und flüsterte: »Danke, John, danke, dass du dich für mich eingesetzt hast.«
»Die Kollegen werden ihr Bestes tun. Und dann sehen wir weiter.«
»Hoffentlich noch früh genug.«
Ich lächelte ihr zu. »Wir packen es schon.«
»Ja, ich weiß, dass du Optimist bist. Das war ich auch immer, aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Was hat Bill nur dazu getrieben, diese verdammt Villa aufzusuchen?«
»Du hast es gehört.«
»Das kann ich nicht glauben, John. Er kann doch nicht einfach das Risiko eingehen, ins Jenseits verschleppt zu werden.«
»Anscheinend doch.«
»Und dann?«
Ich winkte ab. »Sheila, ich denke, dass du diesen Begriff nicht zu ernst nehmen darfst. Das Jenseits ist vielschichtig. Es kann sich auch um etwas anderes handeln als das Jenseits, das uns vertraut ist und als Welt der Toten angesehen wird. Es gibt Menschen, die definieren es anders, und das sollte uns Hoffnung geben.«
»Kannst du mir sagen, warum dieser Typ so abrupt aufgelegt hat?«
»Nein, das kann ich nicht. Es sei denn, er wollte uns auf die Folter spannen.«
Sheila verengte ihre Augen. »Kann es nicht auch sein, dass ganz andere Motive dahinter stecken?«
»Welche?«
»Feindschaft, John. Vielleicht ist er ein alter Feind von Bill, der sich nun rächen will und ihn in diese Falle gelockt hat.«
»Dann wäre er dumm, Sheila. Wenn mich einer meiner Feinde anrufen würde, ich würde nicht alles stehen und liegen lassen, um ihm zu folgen. Ich wäre verdammt vorsichtig und hätte mich abgesichert.«
»Dann war es kein Feind, der Bill angerufen hat?«
»Ich glaube nicht…«
Mein Handy unterbrach mich.
Sheila sah mich gespannt an, als
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