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1464 - Die Vergessene

1464 - Die Vergessene

Titel: 1464 - Die Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufwies.
    Trotz des engen Kleids schaffte sie es, die Beine übereinander zu schlagen. Sie schaute zu Portman hoch, der noch neben dem zweiten Sessel stand und nicht so recht wusste, was er tun sollte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Besucherin sehr dunkle Augen hatte und auch lange Finger, wobei der linke Zeigefinger fehlte.
    Er erinnerte sich wieder an seine Pflichten als Gastgeber und fragte mit einer entschuldigenden Geste, ob er ihr etwas zu trinken anbieten könnte.
    »Nein, danke.«
    »Kann ich mir denn etwas anziehen?«
    »Das ist nicht nötig. Oder ist dir zu kalt?«
    »Nein, das nicht.«
    »Dann lass es.«
    Portman wunderte sich zwar, dass er geduzt wurde, aber er sagte nichts dazu. Er wollte seine Besucherin nicht allein lassen und verzichtete deshalb darauf, in die Küche zu gehen, um sich etwas zu trinken zu holen. Stattdessen ließ er sich wie ein braver Schuljunge auf dem zweiten Sessel nieder und wartete darauf, was sie ihm zu sagen hatte.
    Fatima schwieg. Dafür schaute sie sich ihr Gegenüber sehr genau an. Sehr intensiv. Wie jemand, der einem anderen Menschen bis auf den Grund der Seele blicken will.
    »Woher wussten Sie, dass ich hier wohne?« begann er.
    »Ich wusste es einfach.«
    Die simple Antwort gefiel ihm nicht. Sie sorgte für ein kaltes Gefühl im Nacken.
    Er ließ das Thema und stellte die nächste Frage. »Und was wollen Sie von mir?«
    »Das werde ich dir gleich sagen.«
    »Moment, Moment! Ich bin nicht der richtige Ansprechpartner. Das ist Angie Lee, die Sie schon mal interviewt hat. Mit ihr sollten Sie reden. Das ist kein Problem, überhaupt nicht.« Er sprach jetzt schneller. »Ich werde sie anrufen und ihr Bescheid geben, dass Sie bei mir sind. Dann kann sie kommen und…«
    »Nein!«
    Die Antwort war im Befehlston gesprochen worden und ließ den Mann zusammenzucken.
    »Äh – wieso nicht?«
    »Weil ich es nicht will und nicht ohne Grund zu dir gekommen bin. Das solltest du wissen.«
    Klar, das sollte ich wissen! dachte er. Aber hier ist was aus dem Ruder gelaufen. Wie ist es möglich, dass ein Mensch, der bereits vor Tausenden von Jahren gelebt hat, sich in dieser Zeit so perfekt zurechtfinden kann? Das war ihm nicht klar.
    »Gut. Dann höre ich zu.«
    Sie beugte sich leicht vor.
    »Du weißt, wer ich bin?« flüsterte sie.
    »Ich bin Chefredakteur der Sendung.«
    »Das ist mir bekannt. Und du rechnest dir mit mir riesengroße Chancen aus, nicht wahr?«
    »Ja, das tue ich.« Er wunderte sich weiterhin, wie gut diese Person informiert war.
    »Du willst mich zum Medien-Star machen?«
    Portman hob die Schultern. »Wenn du das willst, ist mir das recht. Aber du kannst es auch ablehnen.« Er war jetzt auch zum Du übergegangen.
    »Das hatte ich nicht vor.«
    »Du machst also mit?« Portman fühlte sich erleichtert. »Das finde ich gut, dass du uns nicht hängen lässt. Aber du solltest das Konzept der Sendung oder des Interviews nicht mit mir besprechen, sondern mit der Moderatorin.«
    »Nein, ich wollte zu dir. Denn du bist für mich wichtig.«
    Der Mann verstand die Welt nicht mehr. Obwohl er nicht angegriffen wurde, hatte er alles andere als ein gutes Gefühl. Über seinen Rücken kroch ein Schauer nach dem anderen, und wenn er Atem holte, spürte er einen Kloß in seiner Kehle.
    »Inwiefern bin ich wichtig?«
    »Ich brauche dich.«
    »Wozu?«
    »Um überleben zu können.«
    Der Chefredakteur schwieg. Nur seine Lippen zuckten in den Winkeln. Er wusste nicht, wie er die Antwort einschätzen sollte.
    Ohne dass er es richtig merkte, ballte er die Hände. Ihm stieg auch das Blut in den Kopf. Zum ersten Mal spürte er Angst in sich aufsteigen, und er dachte daran, dass die Person vor ihm Tausende von Jahren alt war.
    Danach sah sie nicht aus. Keine Falte in der Haut, nur fehlte ihr eben ein Finger, aber er sah keine verkrustete Wunde an der Hand.
    Sie wirkte auch nicht so, als wäre Blut daraus hervorgeströmt, sondern sah sogar normal aus.
    Wieso konnte man so lange leben?
    »Du denkst nach, nicht?«
    »Ja.«
    »Und du bist misstrauisch geworden?«
    Portman hob die Schultern.
    »Außerdem hast du Angst.«
    Jetzt hätte er verneinen müssen. Genau das tat er nicht. Dafür merkte er, dass sich ein Schweißfilm auf seine Stirn legte.
    Er wollte wieder auf das alte Thema zu sprechen kommen, auch wenn es ihm nicht leicht fiel.
    »Ich weiß ja, dass morgen die Sendung ist. Wenn es um Einzelheiten geht und es etwas zu besprechen gibt, dann wende dich an die Moderatorin. Ich bin der

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