1464 - Die Vergessene
darstellt, mit dem, was sie ist und was sie weiß.«
»Oder sehen Sie es anders?« fragte Suko. »Auch die Raumfahrer, die aus dem All zurückkehren und wieder in unserer Welt landen, werden vor irgendwelchen Presseinterviews immer ärztlich untersucht.«
Angie Lee musste lachen. »Meinen Sie denn, dass diese Frau aus dem Weltall kommt?«
»Das habe ich damit nicht gemeint, bitte. Aber sollte es stimmen, dass sie tatsächlich vor Tausenden von Jahren schon gelebt hat, dann müssen verantwortungsvolle Menschen diese Dinge in die Hände nehmen. Das ist nun mal so.«
»Ich sehe das anders.«
»Das bleibt Ihnen überlassen«, sagte Suko.
»Und ich hätte da noch eine Frage«, sagte ich.
»Bitte, ich höre.«
»Ist Ihnen an Fatima Orex etwas aufgefallen, abgesehen davon, was sie Ihnen gesagt hat? Über ihre Herkunft oder so?«
»Na ja…« Angie Lee fing an zu lachen. »Natürlich ist mir etwas aufgefallen. Diese Frau ist, das kann ich mit gutem Gewissen sagen, ein Rätsel. Sie ist schon ein Mythos, wenn alles stimmt. Außerdem ist sie, wenn Sie das Körperliche meinen, eine sehr attraktive Person. Daran gibt es nichts zu rütteln. Eine wie Fatima fällt auch heute auf. Die könnte sich als Model über einen Laufsteg bewegen, das müssen Sie mir glauben.«
»Sie hat also einen tollen Körper«, sagte ich, »wenn es das ist, was Sie meinen.«
»Ja, den hat sie.«
Ich schaute der Moderatorin in die Augen. »Kann man sagen, dass sie unversehrt ist?«
Jetzt war es an Angie Lee, den Kopf zu schütteln. »Bitte, wie meinen Sie das denn?«
»Wie ich es sagte.«
»Sind Sie denn anderer Meinung?«
»Das sind wir, denn wir haben festgestellt, dass ihr der linke Zeigefinger fehlt.«
Angie Lee sagte nichts. Sie saß bewegungslos auf ihrem Stuhl und war zu einer Porzellanpuppe geworden. Ihr Gesicht zeigte dabei einen nachdenklichen Ausdruck.
»Und?« fragte ich.
»Ich – ich – glaube, Sie haben Recht, Mr. Sinclair. Aber ich bin mir nicht sicher, wirklich nicht.«
»Verlassen Sie sich darauf«, sagte ich.
»Fatima Orex fehlt tatsächlich der linke Zeigefinger. Das haben wir bei der Aufzeichnung gesehen.«
»Wenn Sie das sagen, glaube ich Ihnen das.« Sie winkte ab. »Aber ist das so wichtig?«
»Für uns schon.«
»Wieso?«
»Dieser Finger wurde nämlich gefunden. Auf dem Beifahrersitz eines Taxis. Der Fahrer des Wagens hat Fatima Orex zum Studio gebracht, damit sie pünktlich bei Ihnen eintraf, und da hat sie eben ihren Finger auf dem Beifahrersitz vergessen.«
Die Moderatorin sagte zunächst nichts. Sie saß weiterhin starr in ihrem Sessel. Ihr Gesichtsausdruck machte uns klar, dass sie uns kein Wort glaubte.
»Nun?«
»Sie wollen mich reinlegen, wie?«
»Nein, das wollen wir nicht, Miss Lee. Es ist so. Ihr fehlt der linke Zeigefinger.«
Angie suchte krampfhaft nach einer Ausrede. »Aber das ist doch nicht so ungewöhnlich. Wie viele Menschen haben nicht alle Finger? Und dabei wird auch kein großer Wirbel gemacht.«
»Ja, schon. Aber diese Menschen haben ihre Finger nicht in einem Taxi verloren und dann noch vergessen, ihn mitzunehmen.«
Die Antwort war geflüstert, und Angie schüttelte sich dabei.
»Das ist ja makaber!«
»Sogar mehr als das.«
»Und Sie sind sicher, dass der Finger – ähm – auf dem Sitz des Taxis lag und echt ist?«
»Wir haben ihn untersuchen lassen. Unsere Fachleute waren überrascht. Es stimmt sogar, was Ihnen diese Person gesagt hat. Sie ist mehrere tausend Jahre alt.«
»Hat das eine Analyse des Fingers ergeben?«
Ich nickte.
»Und darauf kann man sich verlassen?«
»Ja.«
Angie sagte nichts mehr. Sie hob die Schultern, suchte nach Worten, aber selbst als TV-Moderatorin gibt es Momente, in denen man sprachlos ist.
Suko übernahm das Wort. »Sie hören also, dass wir nicht zum Spaß hier sitzen. Diese Frau muss gefunden werden, Miss Lee. Es ist verdammt wichtig. Und Sie spielen dabei eine Schlüsselrolle.«
Sie holte tief Luft. »Aber ich habe sie doch nur interviewt. Das ist alles.«
»Stimmt. Nur sind Sie die einzige Person, die noch einen direkten Kontakt zu ihr hat. Fatima Orex will erneut in Ihrer Sendung auftreten, und zwar körperlich und nicht als Geist. Sie sind also die Verbindungsfrau zu ihr.«
»Nein«, protestierte sie, »das bin ich nicht. Ich kenne sie, aber das ist auch alles. Ich kann nicht über sie bestimmen. Ich weiß nur, dass sie sich mit mir in Verbindung setzen will. Das ist schon richtig.«
»Wie soll das geschehen?« fragte
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