1465 - Der Blutschwarm
Bescheid.«
»Was wusste er?« fragte die Tierärztin.
»Dass in meiner Kirche der Tod lauert.«
In den nächsten Sekunden herrschte Schweigen. Schließlich runzelte Maxine die Stirn und fragte: »Wer ist dieser Toby McGuire?«
Der Pfarrer senkte den Blick, bevor er auf den Sarg deutete. »Dort liegt er. Er ist das erste Opfer gewesen. Es war grauenhaft. Die Bestien haben ihn überfallen und so lange malträtiert, bis er tot war. Man hat ihm den Hals aufgerissen. Das war wie ein Schnitt durch die Kehle. Einfach unwahrscheinlich und unglaublich. Diese Wesen haben erbarmungslos gekillt. Ohne Gnade zu kennen.«
Maxine schaute den Pfarrer an. Erlitt unter seinen eigenen Aussagen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Die Lippen hielt er zusammengepresst und er hatte Mühe, das aufsteigende Wasser in seinen Augen zurückzuhalten.
Maxine Wells gab ihm Gelegenheit, sich zu erholen. Mit leiser Stimme fragte sie dann: »Ist es möglich, dass der oder die Angreifer das Blut des Mannes getrunken haben?«
»B – bitte?«
»Ja, das Blut.«
»Das weiß ich nicht. Tut mir leid. Ich habe keine Ahnung. Das kann sein, nur will ich es nicht glauben.« Er musste sich fangen.
»Wenn jemand Blut saugt, spricht man davon, dass er ein Vampir ist. Und Vampire gibt es nicht.«
»Meinen Sie?«
»Ja.«
Maxine deutete auf das Gesicht des Pfarrers. »Und was ist mit Ihnen und den anderen Menschen geschehen? Sind Sie nicht angefallen worden? Und hat man Sie nicht gebissen, um an Ihr Blut heranzukommen? Ich denke schon, dass Sie umdenken sollten, auch wenn es manchmal verdammt schwer fällt.«
»Aber Vampire…?«
»Ja. Vampire. Riesige Fledermäuse. Mutierte Wesen, die es normalerweise nicht geben dürfte, die aber trotzdem existieren und sich hier leider eingenistet haben.« Maxine Wells erzählte, was sie und Carlotta gesehen hatten, und sie sahen, dass der Reverend dabei von Sekunde zu Sekunde blasser wurde.
Schließlich hatte er sich wieder gefangen und war sogar in der Lage, eine Antwort zu geben.
»Wenn ich Ihnen so zuhöre, könnte ich meinen, dass Sie beide Experten sind, was dieses Gebiet angeht.«
Maxine Wells lächelte, bevor sie zugab: »Das nicht gerade, aber wir kennen uns schon ein wenig aus.«
»Und wir stehen hier und wissen nicht, wie es weitergehen soll«, flüsterte der Pfarrer.
»Doch, das ist einfach.«
»Meinen Sie?«
»Ja. Auch wenn es Ihnen nicht leicht fällt, sollten Sie Ihr Leben fortführen wie bisher. Und nicht nur Sie, sondern alle Bewohner von Benmore. Im Klartext heißt das: Sorgen Sie dafür, dass der Tote endlich unter die Erde kommt. Führen Sie die Beerdigung durch.«
Der Pfarrer überlegte und meinte: »Das wird nicht leicht sein. Die Menschen hier haben Angst.«
»Was verständlich ist. Aber Sie müssen den Tatsachen ins Auge sehen.«
Ian Preston nickte. »Dazu müsste ich erst mal die Sargträger wieder zurückholen.«
»Ist das ein Problem?«
»Sie alle sind angegriffen und verletzt worden.«
»Aber nicht schwer – oder?«
»Das weiß ich nicht genau.«
»Aber der Sarg kann nicht hier stehen bleiben«, sagte Maxine. »Ich meine, in der Not geht es. Aber er ist im Grab besser aufgehoben, und das schaffen Sie, bevor es dunkel wird.«
Ian Preston runzelte die Stirn. »Bevor es Nacht wird?« wiederholte er dann leise. »Spielt die Dunkelheit denn eine Rolle?«
Die Tierärztin hob die Schultern.
»Vielleicht nicht so eine bedeutende. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie für bestimmte Wesen ein gewisser Schutz ist. Sie müssen aber davon ausgehen, dass sich die Blutsauger weiterhin hier aufhalten, und ich denke auch, dass sie nicht erst seit gestern hier im Ort sind.«
»Das weiß ich nicht. Aber sie lauern in meiner Kirche. Das wurde mir gesagt, und ich habe es nicht geglaubt.«
Maxine und Carlotta schauten in die Höhe, wo das düstere Gebälk beinahe wie eine Drohung lag.
»Da oben?« fragte das Vogelmädchen, um danach zu lächeln.
Maxine Wells wusste genau, was ihr durch den Kopf ging. Sie warf ihr einen Hüte-dich!-Blick zu.
Der Pfarrer nickte. »Ich muss inzwischen davon ausgehen, obwohl ich früher nie einen Hinweis darauf erhalten habe. Aber sie scheinen dort ihr Nest gefunden zu haben.«
»Waren Sie mal oben?« fragte Maxine.
»In der letzten Zeit nicht. Ich bin auch nur da, wenn…« Er schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich bin ich nie da oben, wenn man es genau nimmt.«
»Und wie läuten Sie die Glocken?«
»Hier braucht niemand mehr an
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