1466 - Tödliche Küsse
richtig.«
»Dann kommen Sie morgen wieder, Jane. Da bin ich bereit. Heute fühle ich mich ein wenig unwohl.«
»Das tut mir leid, aber es haben sich bestimmte Dinge ergeben, sodass ich schon jetzt hier bin.«
»Die gehen mich doch nichts an. Wir können aber gern einen anderen Termin vereinbaren.«
»Das ist schlecht.«
»Warum?«
Jane ließ sich etwas Zeit mit der Antwort. Sie lächelte mir zu, als wollte sie sagen: Jetzt habe ich ihn am Haken.
»Sie wissen ja, dass Sue Hellman verheiratet ist…«
»Nein, das weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht, wenn ihr ehrlich sein soll.«
»Das würde ich nicht so sehen, Attila. Plötzlich interessiert sich ihr Mann für sie.«
»Was heißt das?«
»Er sucht sie, und lassen Sie sich gesagt sein, er ist ein sehr einflussreicher Mann, der Beziehungen in alle Richtungen und bis in die höchsten Kreise hat. Ich denke, dass er Ihnen auf die Spur kommen wird. Damit das nicht eintritt, sollten wir miteinander reden.«
»Über was?«
»Uns absprechen, Attila. Ich kann ihn vielleicht daran hindern, irgendwelche Nachforschungen anzustellen, sodass er nicht auf Sie stößt. Ich denke, dass Sue irgendwann wieder auftauchen wird, aber so lange wird nach ihr gesucht werden.«
Jane tanzte auf verdammt dünnem Eis, und nicht nur sie war auf die Antwort gespannt.
Wir verhielten uns beide sehr still.
Jane lächelte die Rillen an und fragte: »Sind Sie noch da, Attila?«
»Ja, das bin ich.«
»Wie haben Sie sich entschieden? Ich meine, ich will Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen, aber ein kurzes Gespräch zwischen uns wäre schon sinnvoll.«
Wir beide bekamen den fast pfeifenden Atemzug mit und vernahmen kurz danach die Antwort.
»Ja, gut. Ich fühle mich zwar nicht besonders, aber wenn es sich nur um ein Gespräch handelt, bin ich bereit.«
»Danke, Attila. Ich denke, Sie werden mir dankbar sein. Es ist wirklich wichtig.«
»Gut, ich öffne.«
»Bingo!« flüsterte Jane zwei Sekunden später und streckte die Daumen in die Höhe. »Besser konnte es nicht laufen.«
Der Meinung war ich nicht. Das mochte zwar nach außen hin so erscheinen, aber die Realität sah oft anders aus. Außerdem mochte ich es nicht, dass sich Jane allein in die Höhle des Löwen begab, zu der ich zunächst mal keinen Zutritt hatte. Aber wenn ich plötzlich mit ihr zusammen auftauchte, würde sich der Typ sofort sperren.
Als das summende Geräusch ertönte, brauchte ich nur leicht gegen die Tür zu drücken, um sie zu öffnen. Wir betraten einen kühlen Hausflur, der recht groß war. Auf dem Fußboden war kein Kratzer im Staub zu sehen, und es lag auch nichts herum.
Ich folgte Jane zu einem Aufzug.
»Hier ist für dich Schluss«, sagte sie. »Ich denke, dass du die Treppe nehmen solltest, um dich anzuschleichen.«
»Und wann möchtest du, dass ich eingreife?«
»Wenn du etwas aus der Wohnung hörst, das dir nicht gefällt. Schreie oder so.«
»Mal den Teufel nicht an die Wand.« Ich winkte ab.
»John, das ist mein Fall.« Sie blieb auf der Schwelle des offenen Lifts stehen. »Du bist zunächst nur der Beobachter oder der Mann im Hintergrund.«
»Gute Fahrt«, sagte ich nur.
»Danke.«
Ich sah, wie sich die beiden Türhälften schlossen, und trat zurück.
In jedem Haus mit mehreren Etagen existiert eine Treppe. Und genau die wollte ich finden…
***
John Sinclair verschwand hinter den sich schließenden Türhälften, und Jane Collins stand allein in der Kabine. Sie suchte schnell die Wände und die Decke nach einer Kamera ab, konnte keine finden und war etwas beruhigter.
Sie hatte sich dem Geisterjäger gegenüber sehr forsch gegeben. Ein Teil davon war nur gespielt. In ihrer Brust klopfte das Herz schon schneller, und sie dachte daran und wünschte sich auch, dass der Weg, zu dem sie sich entschlossen hatte, kein Fehler war.
Attila Caine!
Wer verbarg sich hinter diesem Namen?
Sie wusste es nicht. Sie konnte sich kein Bild von ihm machen. Sie wusste nur, dass er sich für seine Liebesdienste bezahlen ließ, und in diesem Beruf arbeiteten nicht eben Typen, mit denen Jane Collins gern zu tun hatte. Sie machte sich auf das Schlimmste gefasst und würde sich auch von dem oft attraktiven Äußeren nicht täuschen lassen.
Der Lift schoss hoch. Es dauerte nur kurze Zeit, bis er stoppte und sich die Tür öffnete. Jane hatte keine Zeit gehabt, um über ihr Problem nachzudenken. Da sie Attila Caine nicht kannte, wäre es Quatsch gewesen, zu versuchen, sich auf ihn
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