1466 - Tödliche Küsse
eine für ihn bequemere Stellung gebracht.
»Jetzt!« keuchte er.
Warum sie den Mund aufriss, wusste Nora selbst nicht. Jedenfalls machte Sie es ihm so leichter, und er drückte seinen Mund auf ihre Lippen. Es war anders als bei den ersten beiden Malen. Sie war auch nicht in der Lage, etwas abzuwehren. Der Druck des Mundes und der seines Körpers pressten sie in die weichen Polster hinein.
Er küsste!
Nein, das war kein Kuss mehr. Nora erkannte dies sofort. Sie lag da und musste alles über sich ergehen lassen. Ihr Mund war weit geöffnet worden und an den Winkeln sogar eingerissen. Sie erlebte auch keinen Druck der Zunge, sie merkte nur, dass jemand anfing zu saugen und dabei tief in ihr Inneres eindrang.
Er wollte nicht ihren Körper. Er wollte ihre Seele, und da war er routiniert.
Was in ihr steckte, das saugte er in sich ein wie ein Vampir das Blut des Menschen.
Attila Caine holte sich die Kraft woanders her, denn ein Mensch ohne Seele war keiner mehr. Er war nur noch eine Hülle, die man wegwarf. Ob er nun ein Mann oder eine Frau war…
***
Attila Caine wusste genau, wann er aufhören musste. Das war auch hier der Fall. Genau zum richtigen Zeitpunkt löste er sich von seinem Opfer und richtete sich langsam auf, wobei er seinen Blick auf das Gesicht der leblosen Person gerichtet hielt.
Es gab kein Leben mehr in ihr. Die Augen waren bewegungslos geworden und zugleich blank, als hätte man sie noch poliert. Ansonsten sah man ihrem Körper die Schlaffheit an.
Auf Attilas Zunge lag noch jetzt der Geschmack von Blut, das er von den zerfetzten Lippen hatte ablecken müssen. Sein Biss war einfach nur gnadenlos gewesen. Da kannte er keine Rücksicht, und so sah der Mund der Gestalt auch aus.
Blutig, eine Wunde, als wäre eine rote Rose aufgeplatzt, um ihre Blätter zu verteilen.
Es hatte sein müssen. Es ging letztendlich um ihn. Er wollte weiterhin existieren und das Leben genießen. Bedauern empfand er nicht, weil er es einfach nicht kannte. Diese Gefühle waren ihm fremd. Ihm ging es auch nicht um das Blut, sondern nur darum, was einen Menschen überhaupt zum Menschen machte und ihn über das Tier stellte.
Es war die Seele!
Dass es Leute gab, die auch den Tieren eine Seele zugestanden, interessierte ihn nicht. Er fühlte sich gut, strich über seinen kräftigen nackten Körper und merkte deutlich, dass sich seine Haut vom Kopf her bis zu den Zehen zusammenzog.
Er kannte dieses Zeichen, denn jetzt begannen sich die Haare auf seinem Körper wieder zurückzuziehen. Wenn er einige Sekunden wartete, sah er wieder wie ein normaler Mensch und verdammt attraktiver Mann aus, und das sollte auch so sein.
Als er sein Gewand aufhob und es überstreifte, fühlte er sich fast euphorisch. So toll war ihm zumute. Die alte Stärke war wieder in ihn zurückgekehrt. In diesem Moment hätte er es mit jedem Gegner der Welt aufgenommen.
Jedenfalls war er jetzt in der Lage, auch die vierte Truhe bis zum Rand zu füllen. Er wusste auch, was mit den Leichen geschehen sollte, doch daran wollte er noch nicht denken. Es passte ihm nicht, dass Nora Quinns Blut auch an seinem Mund Spuren hinterlassen hatte, und so begab er sich mit gemessenen Schritten ins Bad, schaute sich in dem großen Spiegel an und war zufrieden, dass sogar die beiden Beulen von seiner Stirn verschwunden waren.
Alles lief perfekt. Auch das Abwaschen der Spuren war für ihn kein Problem. Während er zuschaute, wie das Wasser gurgelnd im Abfluss verschwand, dachte er darüber nach, ob er die Tote in dünnen Kunststoff einschweißen sollte oder nicht.
Nein, die Arbeit wollte er sich nicht machen. Es war wichtiger, dass er die Leiche schnell wegbrachte und sie in der Truhe verschwinden ließ. Alles andere zählte nicht.
Recht gelassen kehrte er zurück in sein Liebeszimmer und freute sich darauf, Nora Quinn bewegungslos auf dem Diwan liegen zu sehen. Er schüttelte den Kopf, wenn er daran dachte, was sie von ihm hatte haben wollen. Aber das berührte ihn nicht mehr. Er selbst war sich wichtig. Und das hatte er bereits acht Mal bewiesen.
Es würde genügend andere Frauen geben, die zu ihm kamen, und er würde auch sie einsetzen, damit er seine Existenz weiterhin sichern konnte.
Attila Caine trank noch einen Schluck Champagner. Diesmal trank er direkt aus der Flasche. Das Eis im Kübel war mittlerweile geschmolzen. Von der Flasche fielen Wassertropfen auf den Stoff seines Gewands. Es störte ihn nicht. Er stellte die Flasche wieder in den Kübel zurück. Den
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