1467 - Historie der Verschollenen
darüber, daß wir das Zentralplasma gefunden hatten, und wir dachten nur daran, wie wir die Tyrannei der Cantaro in der Milchstraße beenden und später nach Halut zurückkehren könnten."
„Was hat Asfath Tasag getan?" fragte Domo Sokrat. „Als er gegen die Wand der Kuppel trommerte, hat er sich aufs äußerste konzentriert und nur daran gedacht, daß er die gewaltige Kapazität des Zentralplasmas für seine Experimente nutzen wollte. Er hat uns später alles gestanden. Daher wissen wir, daß er fest entschlossen war, das Zentralplasma zu seinem Sklaven zu machen und bedingungslos für seine Pläne auszunutzen."
„Und wie reagierte das Zentralplasma darauf?" fragte Domo Sokrat. „Asfath Tasag war in seinem Wahn felsenfest davon überzeugt, daß wir alle nichts anderes vorhatten als er auch", fuhrte der Historiker aus. „Er glaubte, wir wollten es versklaven, um es dann gegen die Cantaro einzusetzen und zu opfern. Das Zentralplasma erfaßte den Inhalt seiner Gedanken und glaubte ihm. Da wir nicht rechtzeitig erkannten, was geschah, konnten wir nicht zu den Behauptungen von Asfath Tasag Stellung nehmen. Das Zentralplasma legte unser Schweigen wiederam falsch aus und zog sich zurück."
„Zog sich zurück?" fragte Domo Sokrat. „Wieso?"
„Es antwortete nicht mehr auf unsere Funksprüche. Es ignorierte uns."
Die Holografie zeigte, wie erst Asfath Tasag sich zu seinem Beiboot zurückzog und startete und wie ihm die anderen Haluter nach und nach folgten. „Wir beschlossen, das Zentralplasma zunächst in Ruhe zu lassen", führte Achan Alar erläuternd aus. „Wir überwachten es Tag und Nacht mit Hilfe von Satelliten, um zu verhindern, daß es sich irgendwann heimlich davonmachte. Doch es blieb. Immer wieder flogen einige unserer Wissenschaftler nach Dongan, um mit dem Zentralplasma zu sprechen. Schließlich war es Tenquo Dharab, der auf dem Nachbarplaneten eine Forschungsstation einrichtete, um ständig in der Nähe des Zentralplasmas zu sein. Mittlerweile schrieben wir das Jahr 956. Fünfzig Jahre lang hatte das Plasma beharrlich geschwiegen. Und das alles nur, weil es den Gedanken eines Wahnsinnigen geglaubt hatte."
Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Sie können sich vorstellen, wie erschrocken Tenquo Dharab war, als Pantalon ihm berichtete, daß Sie an Bord der HALUTA über Asfath Tasag gesprochen hatten. Er befürchtete das Schlimmste und mußte entsprechend vorsichtig sein. Er ahnte ja nicht, daß der Posbi ein geistiger Irrläufer ist."
Das Bild wechselte. Es zeigte, wie Tenquo Dharab immer wieder versuchte, Verbindung mit dem Zentralplasma aufzunehmen, bis er schließlich Erfolg hatte.
Tenquo Dharab kehrte von einem Jagdausflug zurück und fand einen Posbi in seiner Forschungsstation vor. Er behandelte ihn freundlich, so wie er allen Posbis in den vergangenen Jahrzehnten stets zuvorkommend begegnet war. „Das Plasma hat Fragen", erklärte der Posbi plötzlich.
Tenquo Dharab war wie elektrisiert. Er eilte zu seinem Funkgerät und sprach das Zentralplasma an, und endlich antwortete es. „Wie kommst du auf den Gedanken, ich könnte in der Milchstraße aktiv werden?" fragte es. „Ich habe nichts mit dem Geschehen in der Milchstraße zu tun. Die Cantaro interessieren mich nicht. Meine Heimat ist Andromeda."
„Ich möchte an das Beistandsabkommen erinnern, das du mit der terranischen Menschheit abgeschlossen hast", erklärte Tenquo Dharab. „Und ich muß davor warnen, daß die Cantaro Appetit auf Erweiterung ihres Machtbereichs entwickeln könnten, sobald sie die Milchstraße fest vereinnahmt haben.
Die Gefahr, daß sie dann in Andromeda einfallen, ist besonders groß. Deine Heimat ist also keineswegs so sicher, wie du glauben magst."
„Ich werde darüber nachdenken", versprach das Zentralplasma - und schwieg für weitere 43 Jahre!
Im Jahre 999 verschwand Asfath Tasag aus der Eremitage, in der er nach einem Urteil des Gremiums als Gefangener gelebt hatte. Sein Geisteszustand hatte sich in dieser Zeit nicht gebessert, sondern eher verschlechtert. Die Suche nach ihm blieb erfolglos, und dann geschah, was alle befürchtet hatten. Es gelang Asfath Tasag, nach Dongan zu kommen und erneut Kontakt mit dem Zentralplasma aufzunehmen, doch jetzt erkannte dieses offenbar, daß der Haluter geistesgestört war. Während Asfath Tasag auf Dongan untertauchte - und seitdem nicht mehr gesehen wurde -, wandte sich das Zentralplasma an Tenquo Dharab. „Ich bin einverstanden", erklärte es zur großen
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