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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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lösten sich knarrend von den Steinen, kippten und fielen nach unten, ins Innere der Turmruine.
    Roquette ließ das Werkzeug fallen und schaltete den Scheinwerfer ein. Der Strahl zuckte hinein, und sie prägte sich das Bild ein, das sie erst später in allen Einzelheiten erkennen und analysieren würde. Schemenhaft sah sie viele glühende Augen, helle Mauern mit langen Rußzungen, farbenprächtige Teppiche und Gestalten, die sich bewegten.
    Roquette hob die Signalpistole und schoß. Noch bevor die Seenotrakete mit ihrem grellen Licht aufgeflammt war, hatte Roquette die Waffe wieder geladen und feuerte ein zweitesmal. Dann zog sie die Fackel aus dem Gürtel, entzündete sie, die Mauer als Reibfläche verwendend, und warf sie mit dem schweren Ende in den Turm.
    Diese Handlungen hatten ihre Furcht vorübergehend unbedeutend werden lassen. Jetzt zog sie den Knoten auf und kletterte in rasender Eile hinunter.
    Es war fast ein Fall. Aber sie verletzte sich nicht. Sie zog das Messer, nahm es in die linke Faust, und mit der Rechten packte sie den Revolver. Knackend spannte sich der Hahn.
    Roquette wartete, den Rücken gegen die rauhen Mauersteine gepreßt. Im Inneren des Turmes brach ein gespenstischer Tumult los. Unverändert loderte knisternd und flackernd das Magnesiumlicht, heller als das Licht der Sonne.
    Roquette wartete darauf, daß die Dämonen zurückschlagen würden. Sie war sicher, daß dies in den nächsten Sekunden geschehen würde.

    Im Jahr des Heils 1759 war die Geduld der korsischen Bevölkerung zu Ende.
    Die Menschen schlugen zurück.
    Coris, der sprechende Riesengeier, hatte auf seinen Streifzügen, insgesamt mehr als hundertfünfzig Jahre lang, die Herden der korsischen Hirten dezimiert. Er schlug nicht nur Rotwild und junge Wildschweine, sondern er suchte sich aus den Schaf- und Ziegenherden die zartesten Lämmlein und Zicklein heraus. Das Gebiet, das Coris heimsuchte, reichte bis weit ins Zentrum der Insel hinein.
    Die Hirten, die sich einmal im Jahr trafen, sprachen darüber.
    Mitteilung kam zu Mitteilung. Die Familien erfuhren es. Von den Frauen hörten es die Pfarrer der winzigen Bergdörfer.
    Sie erfuhren auch von den ausgemergelten und mumifizierten Leichen der Hirten. Namen wurden genannt, und es gab viele Gräber in den winzigen Friedhöfen. Die schwarzgekleideten Frauen weinten und jammerten wie Klageweiber, und an vielen Tagen war das Echo der kleinen, wimmernden Kirchenglocken in den engen Tälern zu hören.
    Immer wieder wurden zwei seltsame Beobachtungen genannt:
    Der riesige Geier, der seine Kreise zog und auch Kinder schlug und entführte, kehrte nach Westen zurück.
    Einige Fischer hatten ihn in mondhellen Nächten über dem Turm auf der Calanche gesehen.
    Je mehr die Menschen erfuhren, die durch weite Wege und das Fehlen von Straßen daran gehindert wurden, miteinander zu sprechen, desto öfters fielen Namen auf, desto sicherer wurde das schmerzliche Erkennen.
    Dämonen herrschten über die Mitte der Insel.
    Andere Hirten und Fischer wußten zu berichten, daß schon ihre Großväter von einem Schwarm riesiger Fledermäuse erzählt hatten. Schweine waren auf rätselhafte Weise verendet. Rinder mit furchtbaren Wunden hatten sich, blind vor rasendem Schmerz, über die Felsen gestürzt. Und wieder fand man verwaiste Hirtenlager und verwahrloste Herden, die sich zerstreut hatten.
    Dämonen!
    Die Vorsteher der Dörfer und die Pfarrer blätterten in den Aufzeichnungen der Kirchenbücher. Viele Männer und Frauen waren verschwunden in diesen langen Jahren. Man hatte glauben müssen, daß sie ertrunken waren, im Sturm umgekommen, von stürzenden Felsen erschlagen oder selbst abgestürzt. Jetzt summierten sich die Meinungen bis zur Gewißheit.
    Sie waren Opfer der Dämonen geworden.
    Da gab es einen Fischer und seine Schwester. Sie hatten sich binnen eines Jahres auf merkwürdige und unbegreifliche Weise verändert. Und eines Tages waren sie verschwunden. In fiebrigen Träumen, in denen sie schrien und rasten, hatten sie Namen genannt, die fremd waren und zu keiner korsischen Familie gehören konnten.
    Gisebauxe…
    Kattpatt, Ormge, Adne…
    Shyhr…
    Der eine hatte eine riesige Schlange gesehen. Der andere sah von ferne zu, wie seltsame, nackte Gestalten nachts um Feuer an den Stränden tanzten und Dinge miteinander trieben, von denen man besser nicht sprach. Unholde tauchten auf und verschwanden.
    Jemand erzählte, daß er im Turm gewesen war und, am Tag selbstverständlich, den Turm leer

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