147 - Stunde X
Verbündeten, den wir keinesfalls unterschätzen dürfen. Wir werden gleich einen Bericht darüber hören, wie sehr sich die Lage am Kratersee zugespitzt hat. Zunächst aber muss ich auf diejenigen Verbündeten hinweisen, die nicht an diesem Kriegsrat teilnehmen können.«
… oder wollen, fügte er in Gedanken hinzu. Er begrüßte Miki Takeo in Berlin. Der Unsterbliche war über ISS-Funk zugeschaltet. Sein Konterfei erschien auf einem kleinen Monitor an der Stirnseite der Westminster Hall. Mit seiner kleinen Roboterarmee hatte Takeo in der Siedlung und ihrer Umgebung für Ordnung gesorgt. Drax entschuldigte Rulfan von Coellen und die Hydriten. Über die Fischmenschen verlor er nur wenige Worte, doch verschweigen konnte er ihre Existenz und ihre zugesagte logistische Unterstützung nicht.
»Ich schließe mit guten Nachrichten: Einige der hier Anwesenden wissen bereits, dass die Operation Harmagedon im Grunde längst begonnen hat. Es ist uns nämlich gelungen, die taktisch gefährlichste Waffe der Daa’muren zu vernichten: ihre Todesrochen. Der Cyborg Aiko Tsuyoshi, der seit der Aktion als verschollen gilt«, er bedachte Naoki mit einem Seitenblick, »konnte die gesamte Population mit einem Virus unschädlich machen – bis auf einen. Des Weiteren ist es uns gelungen, eine Vorhut in der Nähe des Kometenkraters zu stationieren. Eine Speerspitze aus dreiundzwanzig Telepathen arbeitet dort rund um die Uhr. Sie setzen ihre Psi-Fähigkeiten ein, um die mentale Kommunikation zwischen dem Hauptquartier der Daa’muren am Kratersee und einem letzten Todesrochen zu stören, den sie Thgáan nennen und der hoch im Orbit seine Kreise um die Erde zieht und bislang als Relaisstation fungierte wie in unserem Fall die Raumstation.«
Geraune erhob sich, anerkennende Blicke trafen Drax und die Community-Vertreter. »Wir haben deutliche Hinweise darauf«, fuhr Matt fort, »dass zwischen ihm und seinen Herren am Krater kaum noch eine Verbindung möglich ist.« Matthew Drax wandte sich zu seiner Linken, wo die Insektenfrau aus Aachen saß.
»Und nun«, schloss er, »bitte ich Königin Ch’zzarak um ihren Bericht. Ihre Späher waren die letzten, die den Kratersee nach uns noch erkundet haben.«
Ch’zzarak von Aarachne stand auf. »Ich bin die Herrin eines großen Volkes. Politische Neutralität ist stets mein oberster Grundsatz gewesen. Doch mir obliegt das Wohl und Wehe von drei Milliarden Lebewesen. Allein aus diesem Grund habe ich mich auf den Weg hierher gemacht, allein darum werden meine Kämpfer die Operation Harmagedon unterstützen.«
Mit einer Kopfbewegung wies sie auf den gelbschwarzen Hünen an ihrer Seite. »Mein treuer Kämpfer Chorr’nizz kehrte erst vor wenigen Tagen mit seinem Spähtrupp aus dem fernen Osten zurück. Was er dort am leer gepumpten Kratersee gesehen hat, unterstreicht die Worte des verehrten Generals Yoshiro: Uns bleibt nur noch sehr wenig Zeit…«
In ausladenden Sätzen und blumigen, manchmal schwer zu übersetzenden Worten gab sie den Bericht ihrer Späher wieder.
Sämtliche Augenpaare in der Halle hingen an der exotischen Frau, die zumindest genetisch ein Insekt war. Die Männer im Konferenzrund bewunderten dennoch ihre attraktive Figur und ihr anmutiges Gesicht.
Allein die Blicke der anwesenden Grandlords wanderten mit unverhohlenem Misstrauen zwischen ihrem Chitin-Harnisch, dem Insektenschädelhelm, dessen Fühler bei jeder Bewegung wippten, und dem schwarzgelben Insektoiden an ihrer Seite hin und her. Eine Frau als Königin war ihnen nicht geheuer, und das Wesen an ihrer Seite erst recht nicht; vielleicht, weil sein Geschlecht nicht ohne weiteres zu bestimmen war.
Delegierte, die in Ch’zzaraks unmittelbarer Nähe saßen und ihre überproportional langen Finger mit den schwarze Krallen sahen, waren bleich geworden oder starrten ausdruckslos vor sich hin oder rückten ein Stück von der Exotin ab. Ch’zzarak, die Königin der Insekten von Aarachne, war ohne Zweifel die Attraktion dieses Vormittags. Sie selbst schien davon nichts mitzubekommen.
Sie schilderte den fast leeren See, den aus dem Grund ragenden Kometen und den Wall zwischen Pazifik und Einschlagskrater so anschaulich, als sei sie persönlich dort gewesen. Dann erwähnte sie die Bombengerüste, die rings um den Kometen aufgestellt wurden, und die Bestien und Panzer, die sie und die Bomben selbst in die Mitte des Kraters schleppten. Matthew Drax und Mr. Black horchten auf. Nur Yoshiro nickte wissend; er hatte die Informationen
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