147 - Stunde X
Monaten!
Wieder packte Aruula die Angst – die Angst um ihre Liebe. Die leidenschaftlichen Stunden der letzten beiden Tage hatten diese Angst nur übertünchen, nicht wirklich besiegen können. Was ging da in ihr vor? Nur Gefühle einer vernachlässigten Frau?
Oder eine Vorahnung?
Ich darf nicht mehr von seiner Seite weichen, nahm sie sich vor. Sobald dieser Kriegsrat getagt hat, bleibe ich in seiner Nähe. Egal wohin ihn der Kampf stellt…
Die Queen erhob sich und hielt eine kurze, offizielle Begrüßungsansprache. Die Barbarin hörte nicht zu. Die Augenlider drohten ihr zuzufallen. Sie sollte lieber in ihr Quartier gehen und sich hinlegen, anstatt hier auszuharren…
Als Victoria wieder Platz genommen, sah Aruula die kahlköpfige Generalin aus Salisbury aufstehen. Sie stellte sich vor und erteilte dem kleinen Octavian mit der blauen Perücke das Wort, General Yoshiro. Der räusperte sich ein paar Mal und blickte in die große Runde. »Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt«, begann er…
***
Ein Blitz!
Feuer!
Flammen, die nicht nur von oben nach unten brannten, sondern… in alle Richtungen!
Sie fühlte ihren Körper nicht. Wusste plötzlich nicht mehr, wo oben und unten war.
Ihr Blick saugte sich an dem einzigen Bezugspunkt fest, der ihr blieb: Maddrax! Er hing vor ihr in einem engen Raum mit unzähligen blinkenden Lichtern an den Wänden. Tekknik.
Sie wollte zu ihm hin, kam aber nicht von der Stelle. Jetzt erst merkte sie, dass sie schwebte.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie kannte dieses Gefühl. Es war Jahre her und doch so präsent, dass ihr augenblicklich übel wurde. Die Raumstation! Sie befanden sich in der Raumstation an der Grenze des Himmels!
Dann bemerkte sie, dass Maddrax sich nicht bewegte. Dass seine weit geöffneten Augen starr auf sie gerichtet waren, ohne zu blinzeln. Dass er…
Maddrax! Nein!
»Nein!«
Der Schrei, den Aruula im Schlaf ausstieß, reichte hinüber bis in die Wirklichkeit. Sie schrak hoch, entsetzt, desorientiert, und brauchte Sekunden, um zu erkennen, dass sie sich noch immer im Aufenthaltsraum der Community-Force befand und nicht an Bord der ISS.
Sie war eingenickt und hatte geträumt!
Nur ein Traum, versuchte sie sich zu beruhigen.
Aber sie ahnte, dass es mehr war als das. Es war wie eine Vision gewesen, ein Ausblick auf zukünftige Ereignisse.
Unsinn!, sagte sie sich. Maddrax hatte gewiss nicht vor, noch einmal zu der Raumstation zu fliegen. Die Probleme lagen hier unten auf der Erde, nicht dort oben.
Aruula beschloss, in ihr Quartier zu gehen und sich hinzulegen. Auch wenn sie nicht wirklich damit rechnete, jetzt Schlaf zu finden…
***
»… sehr wenig, fürchte ich«, sagte General Yoshiro. »Vielleicht zu wenig. Am Kratersee schickt sich eine außerirdische Macht an, eine unbekannte Anzahl von Nuklearbomben zu zünden. So viel allerdings ist klar: Wir reden nicht von ein paar Dutzend Bomben, sondern von ein paar Hundert. Wir wissen nicht genau, warum sie das vorhaben und wo sie sie zünden wollen. Planen sie die Erde unbewohnbar machen für uns, ihre Ureinwohner? Wollen sie den Boden des leer gepumpten Kratersees aufreißen und mit Lava füllen? Oder planen sie direkte, zeitgleiche Schläge gegen unsere Bunkeranlagen? Wir wissen es nicht. Eines aber wissen wir genau…« Charles Draken Yoshiro machte eine Pause und blickte in die Runde. Keiner, der nicht an seinen Lippen hing. So hatte Yoshiro sich das vorgestellt. »Wir werden alles tun, um diese Aliens an ihrem wahnsinnigen Plan zu hindern.«
Beifall erklang. Einige standen auf, um zu applaudieren, andere stießen zustimmende Rufe aus. Yoshiro hob beide Arme, der Beifall legte sich.
»Die größte Militäroperation seit über fünfhundert Jahren steht uns bevor«, fuhr er fort. »Die Operation Harmagedon. Wir sind hier zusammengekommen, um sie vorzubereiten. Die groben Linien einer Strategie haben wir bereits erarbeitet. Wir werden sie Ihnen gleich vorstellen. Zunächst aber hat Commander Matthew Drax das Wort.« Der kleine General nahm wieder Platz.
Der Mann aus der Vergangenheit erhob sich. »Einige unter uns waren in jüngster Zeit am Kratersee«, begann Drax. »Unter anderem ich selbst. Und ich kann Ihnen versichern, dass die Zeit drängt. Das obskure ›Projekt Daa’mur‹, das die Außerirdischen verfolgen, scheint kurz vor der Vollendung zu stehen, und mit dem wahnsinnig gewordenen Professor Dr. Smythe, einem Astrophysiker aus meinem Jahrhundert, haben sie einen
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