147 - Stunde X
anderen noch um einen Kopf überragte, schien heiterer Stimmung zu sein, obwohl Gefühlsregungen für diese Aliens gar nicht möglich waren. »Projekt Daa’mur strebt seinem Höhepunkt entgegen«, sagte er, während er mit Smythe hinter Grao’sil’uuna her zum nächsten Gerüst stapfte. »Wenn die Arbeiten weiterhin in diesem Tempo vorangehen, können wir die Bombenkette in spätestens zwölf Rotationen zünden. Und das haben wir dir zu verdanken, Jeecob’smeis. Unser Volk ist dir zu Dank verpflichtet.«
Ich kotz gleich, dachte Smythe. »Ich werde schließlich dafür entlohnt«, sagte er. Was geschehen wird, muss geschehen, und es ist gut, dass es geschieht… mein Lohn wird die Herrschaft über die restliche Erde sein…
»Vor ein paar Rotationen hatte ich Kontakt zu unserem Hauptmodell erster Ordnung«, fuhr Ora’sol’guudo fort. »Eine gute Nachricht: Die Allianz aus Primärrassenvertretern und Mutanten versammelt sich in eben diesen Stunden zu einem Kriegsrat in London, und ich werde bald erfahren, was dort beschlossen wurde.«
»Dann stürzen die Aktien von Drax und Konsorten also endgültig ab«, sagte Smythe. Eine Kette von mindestens siebenhundert Bomben, dachte er. Ein Laserimpuls wird sie zünden, alle auf einmal…
Sie erreichten das nächste Bombengerüst. Grao’sil’uuna lehnte die Leiter dagegen. »Der Begriff ›Aktien‹ ist mir nicht geläufig, Jeecob’smeis«, sagte der Sol. »Aber falls es bedeutet, dass Mefju’drex und die Allianz keine Chance haben, dann hast du unsere Berechnungen auf den Punkt gebracht…«
***
London, Mitte September 2521
»Wer mich kennt, weiß, dass ich Realist bin.« General Yoshiro rieb sich das bleiche Kinn. »Wenn ich sage, wir müssten für die Daa’muren unsichtbar sein, denke ich natürlich nicht an Tarnkappen oder Schwarze Magie. Mir schweben vielmehr bestimmte Witterungsverhältnisse vor, verstehen Sie?«
Ein Blick in die Gesichter links und rechts verschafften Matthew Drax nicht den Eindruck, dass irgendjemand dem General folgen konnte. Er selbst konnte es auch nicht.
»Sehen Sie, Ladies und Gentlemen, ich bin Offizier mit Leib und Seele und durchforste die Datenbanken der Community schon seit Jahrzehnten nach Informationen über Militäroperationen der Weltgeschichte. Da gibt es zum Beispiel die Geschichte eines gewissen Hannibal aus dem Norden Afrikas. Er überquerte das Gebirge, das heutzutage als Eisgebirge bekannt ist, mit knapp vierzigtausend Mann, achttausend Berittenen und nicht ganz vierzig Efranten. Warum tat er das? Um einem Angriff der damaligen Weltmacht zuvorzukommen. Wie hieß sie gleich…?« Er schnippte mit den Fingern, als könnte das Geräusch ihm den entfallenen Namen aus dem Gedächtnis locken. »USA? Nein…«
»Rom«, sagte Matt.
»Genau! Danke, Commander. Das ist inzwischen schon über zweitausendsiebenhundert Jahre her. Dieser Kerl kommt also vom Eisgebirge ins Südland, mit lauter verfrorenen und halb verhungerten Männern, trifft auf das zahlenmäßig weit überlegene Heer dieser Römer… und besiegt sie gleich zweimal an irgendwelchen Flüssen. Und warum gelang ihm das?«
Er blickte in die Runde. Niemand antwortete.
»Nebel«, sagte Yoshiro.
»Nebel, Sir?« Die Priden schien nicht mehr ganz sicher zu sein, wie ernst sie den Londoner Militärchef noch nehmen konnte. Jedenfalls fiel Matt ein ziemlich kritischer Zug in ihrer Miene auf.
»Jawohl, Nebel!« Yoshiros kleine Gestalt straffte sich. »Wir brauchten Nebel, um unsere Truppen vor dem Feind zu verbergen. Eine ausgedehnte Schlechtwetterfront.«
Die Ratsversammlung schwieg. Niemand wusste zu diesem Thema etwas Kluges zu sagen. Eine Zeitlang flogen nur ungläubige und ratlose Blicke hin und her.
»Gute Idee, Sir, alle Achtung.« Mr. Black konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Dann sollten wir jetzt sofort die Konferenz schließen und uns ein paar Tage Zeit nehmen, um zu sämtlichen Göttern zu beten. Wir brauchten nämlich eine ganze Menge Nebel.«
»Also, wenn ich mal was sagen darf…« Lubaan, der Hordenhäuptling, erhob sich. »Rabeela versteht sich auf Nebel.«
Er wies auf die greise Schamanin an seiner Seite. »Neulich, in einem Waldstück, war ein Rudel Taratzen hinter uns her. Unsere Göttersprecherin hat einen Zauber gewirkt, und dann herrschte eine Stunde lang Nebel…!«
»Danke für Ihr Angebot, Mr. Lubaan«, sagte Yoshiro. »Wir brauchten den Nebel schon ein bisschen länger, und ich denke, es gibt auch zuverlässigere Methoden.« Er
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