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1470 - Der Arzt von Angermaddon

Titel: 1470 - Der Arzt von Angermaddon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und die Kodes zu knacken."
    „Und was wirst du in dieser Zeit tun?"
    „Ich gehe spazieren."
    Pfrachom holte ihn nach dem Frühstück am Eingang der Klinik ab und schritt mit ihm hinaus auf die Straße. Michaelson bemühte sich, einen gefestigten Eindruck zu machen. Er hatte seine Sprache in den meisten Fällen unter Kontrolle, und während er neben dem Cantaro herschritt, gestikulierte er und deutete in alle möglichen Richtungen. „Zeige mir die Nordstadt", sagte er. „Ich will viel sehen. Erkläre mir alle Begriffe, die ich noch nicht weiß."
    Der Adjutant des Stützpunktkommandanten verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die ein verunglücktes Grinsen darstellen sollte. Er fuhr sich in die Haare und achtete darauf, daß sein Scheitel richtig saß. Es fiel Michaelson auf, daß er den Scheitel am Vortag nicht getragen hatte. Danach fuhr sich der Cantaro mehrmals über den Mund, und seine Augen wanderten immer wieder unruhig hin und her.
    Etwas war nicht in Ordnung, das spürte der Patient beinahe körperlich. Er beschloß, möglichst aufmerksam zu sein und jede Veränderung zu registrieren.
    Pfrachom führte ihn die Straßen entlang und erläuterte ihm die Funkeiniger auffälliger Gebäude. Es handelte sich um Verwaltungsgebäude, von denen aus die Stadt gesteuert wurde. Außer dieser Institution gab es noch die ZOA in der Südstadt, aber die war lediglich für Galaktiker zuständig und bestand in der Hauptsache aus Robotern. „Ihr schätzt es nicht besonders, wenn die Galaktiker sich um euch bemühen, nicht wahr?" fragte Michaelson. Der Adjutant musterte ihn grimmig. „Was sind Galaktiker? Sie sind schutzbedürftige Wesen. Du vergißt, daß wir dazu da sind, für den Frieden in der Galaxis zu sorgen. Alles, was das Supremkommando anordnet, dient dem Wohl der Wesen, die die Milchstraße bewohnen. Ab und zu gibt es Kämpfe mit Aufständischen und mit Kräften der Reaktion, die ihr Regime der Gewalt über die Planeten und ihre Bewohner ziehen wollen.
    Deine Frage ist unsinnig. In der Südstadt gibt es Bezirke, in denen Cantaro und Galaktiker Tür an Tür wohnen. Sie haben nicht viel miteinander zu tun, aber es gibt keine Zwischenfälle. Die Galaktiker wissen, daß sie ihre Kinder von den Nachbarn fernzuhalten haben, weil es nicht immer voraussehbar ist, wie ein Cantaro oder eine Cantaro auf die Gegenwart eines Kindes reagiert."
    „Du bist offen und ehrlich. Ich staune, Pfrachom."
    „Wir haben nichts zu verbergen. Außerdem erfreut es mich, daß du seit gestern abend Fo'rtschritte gemacht hast. Du sprichst beinahe normal."
    „Es - strengt an", brachte Michaelson hervor. „Berichte mir mehr! Was ist mit deinem Volk, woher kommt es?"
    Natürlich kannte er jedes Wort der Anoree und jeden Fakt der Expedition Tifflors auswendig, aber er hatte ja angeblich sein Gedächtnis verloren und wußte nichts von dem, was vor der Zerstörung seines Schiffes gewesen war. „Was fragst du da? Wir Cantaro kommen aus der Milchstraße. Wir gehören zu ihr wie alle diese Sterne, die sich in ihrem Gravitationsfeld bewegen. Wir haben hier eine Mission zu erfüllen."
    „Beschreibe sie, ich bin neugierig, Pfrachom."
    „Ich sagte es bereits. Wir sorgen für Recht und Ordnung. Das Supremkommando verwaltet die Milchstraße. Ihm und unserer Flotte haben es die Völker der Galaxis zu verdanken, daß sie nach dem Zusammenbruch nicht in der Bedeutungslosigkeit versunken sind und untergingen. Du hast es vergessen, aber sicher hast du es irgendwann gewußt, daß es vor knapp siebenhundert Jahren eine Große Katastrophe und einen Hundertjährigen Krieg gegeben hat. Ohne uns würdest du vermutlich nicht existieren oder fändest die Milchstraße als einen einzigen Trümmerhaufen vor."
    „Ich weiß es tatsächlich nicht", log Michaelson. „War es so schlimm?"
    Pfrachom klatschte die Handflächen gegeneinander, was für ihn gleichbedeutend war, wie wenn ein Mensch nickte.
    Sieh an, dachte Michaelson. Er ist sich bestimmt nicht bewußt, daß dies eine typische anorische Geste ist.
    Sie hatten während dieses Gesprächs zweimal die Richtung gewechselt und hielten sich nach Süden.
    Wieder schien es dem Patienten in seinem lichtblauen Gewand, daß sein Begleiter unruhig umherblickte, so als warte er auf etwas. Michaelson schwieg eine Weile und schritt mit gesenktem Kopf neben ihm her. „Junici", sagte er unvermittelt. „Kennst du sie näher?"
    Pfrachom blieb stehen, als sei er gegen eine Mauer gelaufen. Er drehte den Kopf um neunzig Grad, und

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