1470 - Der Arzt von Angermaddon
Syntron am Eingang schwieg, ein rotes Licht glomm mitten im Metall des Türrahmens. Roi wiederholte sein Klopfen, und endlich vernahm er von drinnen so etwas wie eine Antwort. Schritte näherten sich, die Tür glitt zur Seite. Der Patient verneigte sich leicht und betrachtete den Mann, der ihn musterte. Es handelte sich um einen Terraner. Er trug schwarze Kleidung, war folglich einer der Sklaven. „Komm herein, Landsmann", brummte er. „Wir haben zwar nicht auf dich gewartet, aber es hat sich herumgesprochen, daß es dich gibt."
„Ich bin Michaelson. Wie heißt du?"
„Bredcasting. Ich stamme von Luna ab.
Allerdings lebt meine Familie schon seit Jahrhunderten auf Ferrol. Während eines Fluges nach Olymp haben sie mich geschnappt. Seither diene ich hier auf Angermaddon. Aber dü entschuldigst mich. Ich muß zu den Unruhigen und sie bedienen."
„Ja, geh! Wo bekomme ich mein Frühstück?"
„Wende dich hier im Erdgeschoß an den Herrn."
„Wie heißt dein Herr?"
„Maashol!"
Der Mann entfernte sieh, und Michaelson folgte ihm langsam. Er beobaehtete, wie der Sklave hinauftransmittierte, und wandte sich in den hinteren Teil der Etage. Er hörte Stimmen, und durch einen Vorhang hindurch erkannte er mehrere Gestalten. Er musterte sie und entdeckte, daß es sich um zwei männliche und drei weibliche Cantaro handelte. „Darf ich eintreten?" fragte er. „Ja", erklang die Antwort. „Wir wissen, wer du bist. Pfrachom sucht dich bereits!"
„Es tut mir leid. Aber ich bin neugierig!"
Einer der Männer drehte sich um und deutete auf ein Schwebekissen. „Setz dich, Terraner ohne Gedächtnis! Iß und trink! Gleich wird man dir Speisen bringen, die deinem Organismus zuträglich sind."
Michaelson ließ sich in die Kissen sinken. Die Cantaro starrten ihn an, und er starrte zurück. Er spürte die merkwürdige Atmosphäre, die in diesem Raum herrschte, und bewegte sich unruhig. Eine der Frauen lächelte. Sie deutete nach oben, wo ein Stampfen und Poltern zu hören war. „Wir nehmen auf die Unruhigen Rücksicht, Terraner. Es wird nicht mehr lange dauern, dann werden sie aufbrechen."
„Zum Dorathein, nehme ich an!" Er hätte nicht schlimmer in ein Wespennest stechen können.
Gleichzeitig sprangen alle fünf Cantaro auf. Sie umringten ihn und zerrten ihn aus seinem Kissen heraus. „Du widerlicher, stinkender Terraner!" schrien sie ihn an. „Das beste wird sein, wir bringen dich nach oben. Die Unruhigen werden ihren Spaß an dir haben!"
„Halt ein, Maashol!
*
Eine der Frauen schob ihn beiseite. Sie trug ein bis zu den Hüften geschlitztes Gewand. Für einen Augenblick war ihr rechter Oberschenkel zu erkennen. Deutlich sah Michaelson die glänzenden Außenflächen zweier Module, die mit Schnörkeln und cantarischen Schriftzeichen verziert waren. „Er ist ein Gefangener. General Xattur hat ihn uns anvertraut. Es darf ihm nichts geschehen.
Wenn sein Wissen endgültig verlorengeht, wird Zathrom es uns nicht vergessen."
Maashol, der Hausherr, schloß die Augen und dachte nach. Er holte tief Atem und trat zurück. „Du wirst mein Haus sofort verlassen und dich nie mehr in der Nähe blicken lassen, Galaktiker!" bellte er den Patienten an. „Dein Frühstück kannst du dir in der Klinik besorgen. Hinaus!"
Michaelson ließ seinen Blick von einem zum anderen schweifen. Sie blickten ihn zornig an, aber dann erklangen von oben Schreie und ein Stöhnen, und das Poltern und Trampeln nahm zu. Übergangslos veränderten sich die Gesichtszüge der fünf Cantaro. Sie wurden besorgt. Die drei Frauen seufzten leise, und die Männer wandten sich unruhig ab und verschwanden dann durch eine Seitentür. „Was nun?" fragte Michaelson leise. „Es geht vorüber", erhielt er zur Antwort. „Es ist nicht gut, was geschieht. Aber wir sind nicht in der Lage, es zu ändern. Wir sind so, es geht nicht anders." Sie holte aus und schlug dem Patienten in das Gesicht. „Verschwinde jetzt! Laß uns mit unserem Unglück und unserem Kummer allein!"
Sie wollte noch mal zuschlagen, aber Michaelson zog es vor, das Feld zu räumen. Er eilte zum Ausgang und auf die Straße hinaus. Ein Robotfahrzeug näherte sich, und der Terraner blieb in der Nähe und beobachtete, was geschah. Nach kurzer Zeit traten die Cantaro unter die Tür. Sie schleppten den reglosen und blutüberströmten Körper des Luna-Abkömmlings heraus und warfen ihn in das Fahrzeug, das sofort mit Höchstbeschleunigung davonraste. 11. „Ein Unfall", zirpte es aufgeregt aus
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