1471 - Igors Zombietruppe
stöhnte sie bei ihrer Bewegung, aber sie schaffte es, sich in die Höhe zu stemmen, auch wenn sie leicht schwankte.
Sie stand, streckte sich und drehte sich dann um, sodass sie mich anschauen konnte.
Es war keinem eingefallen, das Licht einzuschalten. Draußen war das helle Tageslicht in ein Schiefergrau übergegangen, und das machte sich auch hier im Raum bemerkbar. Längst hätte das Licht eingeschaltet werden müssen, denn selbst in der Nähe des Fensters hätte man nicht mehr Zeitung lesen können.
»Ich werde mal etwas Licht machen«, sagte Lady Alva. »Schließlich wollen wir uns sehen.«
»Guter Vorschlag, Tante.«
Ich wollte mich bewegen, aber das war nicht mehr möglich. Im Ansatz erstickte der hinter mir stehende Igor die Drehung. Er drückte mir etwas Spitzes in die Nackenhaut. Ein scharfer Schmerz bewies mir, dass er etwas zu hart zugedrückt hatte, denn die Klinge hatte eine kleine Wunde hinterlassen, aus der Blut warm und feucht in meinen Hemdkragen rann.
»Du bewegst dich nur, wenn ich es dir sage. Sonst steche ich dich ab.«
»Das wäre Mord.«
»Das interessiert mich nicht. Ich bin hier, um meine Großtante zu schützen, und das mit allen Mitteln.«
»Ja, verstehe.«
»Dann ist es gut.«
Lady Alva war zu einer Stehleuchte gegangen. Um für Helligkeit zu sorgen, musste sie an einer kleinen Kordel ziehen, was sie auch tat. Ich hörte ein leises Klicken, dann wurde es hell.
Licht breitete sich unter einem Pergamentschirm aus, der aussah wie ein umgestülpter Eimer. Das Material schluckte einen Teil der Helligkeit, sodass ich nicht besonders gut sehen konnte. Aber es war besser als zuvor.
Lady Alva stand neben der Lampe und lächelte. »Ich überlasse es jetzt Igor, Ihnen die entsprechenden Fragen zu stellen. Ich möchte endlich wissen, woran ich bin. Sie sind kein Käufer, das spüre ich, aber ich will wissen, warum Sie so heimlich wieder zurück in mein Haus gekommen sind. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.«
»Das kann ich Ihnen sagen.«
»Wir haben gleich Zeit genug.«
»Das meine ich auch«, flüsterte Igor hinter mir. »Du wirst dich jetzt umdrehen und dich in den Sessel dort setzen. Aber keine Tricks! Mit diesem Messer kann ich nicht nur Tierknochen durchschneiden, ich teile damit auch einen Menschen.«
»Verstanden.« Zwar hatte ich die Waffe nicht gesehen, aber er bluffte nicht, das stand für mich fest.
Der Sessel stand nicht weit entfernt. Ich ging darauf zu.
Igor blieb dicht hinter mir. Ich vernahm nur seine Schritte, seinen Atem nahm ich nicht wahr. Ich ärgerte mich zudem, dass ich mich von der alten Frau hatte einlullen lassen. Ich hätte nicht nur auf sie achten sollen, sondern auch auf die Umgebung. Aber hinterher ist man immer schlauer.
Der Sessel war breit und bequem. Er hatte eine hohe Rückenlehne.
Doch als ich saß, dachte ich an andere Dinge. Da kam ich mir mehr vor wie ein Verurteilter, der auf den Elektrischen Stuhl gesetzt wird.
Lady Alva kam auf mich zu. Dabei stützte sie sich auf einen Gehstock, der neben der Lampe an der Wand gelehnt hatte. Sie ging bis zu einem Stuhl und ließ sich mit steifen Bewegungen darauf nieder.
Dann nickte sie ihrem Großneffen zu.
»Es ist jetzt dein Spiel, Igor.«
»Danke, ich weiß.«
Irgendwelche Anflüge von Furcht empfand ich nicht, denn Igor hatte vergessen, mich nach Waffen zu durchsuchen. Mit der Beretta bestand durchaus die Chance, schneller zu sein als mit einem Messer.
Der Optimismus war zu stark gewesen. Igor machte mit einem Tritt alles zunichte. Ich schrie auf, als mein Schienbein erwischt wurde. Tränen schossen mir in die Augen. Starke Schmerzen durchzuckten mein linkes Bein. Anstatt zur Beretta zu greifen, reagierte ich dem Reflex folgend, zog das Bein leicht an und umfasste mit beiden Händen die malträtierte Stelle am Unterschenkel.
Der Schlag mit der flachen Hand klatschte in mein Gesicht. Ich wurde wieder zurück gegen die Lehne geworfen, wippte wieder nach vorn, und dann war Igor über mir.
Mit geschickten und blitzschnellen Bewegungen tastete er mich ab.
Bevor ich zu einer Reaktion kam, fand er meine Beretta und nahm sie an sich. Er brauchte sie nicht. Deshalb warf er sie zu Boden. Sie rutschte ein Stück weiter und blieb dicht neben Lady Alva liegen, die den Kopf senkte und auf die Pistole schaute.
Einen Moment später lachte sie. Auf ihren Stock gestützt bückte sie sich und hob die Pistole auf. Dabei kicherte sie. Dann verschwand die Waffe in der rechten Tasche ihres Kleids, die groß
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