1471 - Igors Zombietruppe
Deckung bleiben, musste sich zeigen und Geräusche machen, damit die andere Seite auf sie aufmerksam wurde.
Das war leicht. Mit dem Pistolengriff schlug sie bei jedem Schritt gegen die metallene Seite des langen Beets. Damit erzeugte sie scheppernde Töne, die beim besten Willen nicht zu überhören waren.
Schritt für Schritt folgte sie der Länge des Gewächshauses. Sie belauerte dabei ihre Umgebung, schaute nach vorn und wartete auf eine Reaktion.
Die erfolgte nicht.
Sie lief praktisch ins Leere. Aber sie gab noch nicht auf. Außerdem war sie noch nicht am Ende des Treibhauses angekommen. Je weiter sie ging, umso dunkler wurde es um sie herum.
Der helle Sommertag hatte endgültig den Kampf gegen die Nacht verloren. Das graue fahle Licht saugte auch die letzte Helligkeit auf.
Es war schwer, noch etwas zu erkennen. Ab und zu wehte ein frischer Hauch über ihr Gesicht, wenn sie an Stellen vorbeikam, an denen die Verglasung fehlte.
Hatte der Typ das Treibhaus tatsächlich verlassen?
Wenn er ihr auch nicht an der anderen Schmalseite auflauerte, musste sie davon ausgehen. Die war bald erreicht. Dort sah sie ein großes Becken. Darin hatte sich früher Wasser befunden. Jetzt war die Flüssigkeit verdunstet, sodass das Becken leer war.
Schläuche lagen auf dem Boden. Sie sahen aus wie staubige tote Schlangen.
Karina ging leise auf das Becken zu. Eine innere Stimme warnte sie davor. Sie hatte das Gefühl, dass in den folgenden Sekunden etwas passieren würde, und aus einem inneren Impuls heraus blieb sie stehen.
Wo steckte er?
Plötzlich war er da!
Und wie er kam!
Die Gestalt hatte sich in diesem Becken versteckt gehalten. Wie ein Irrwisch schoss sie daraus hervor.
Vor Karina wuchs ein Monster hoch, das keine Sekunde zögerte und sich gegen sie warf.
Ihre Vermutung bestätigte sich. Der üble Kerl war nicht mehr waffenlos. Mit beiden Händen hielt er eine große Scherbe fest, die noch im Rahmen eines der zerstörten Fenster gesteckt hatte.
Aus dem Becken hervor warf er sich auf Karina, um ihr die Scherbe in den Hals zu rammen…
***
Es war plötzlich still geworden. Lady Alva blieb stumm, und auch ich sagte kein Wort. Nur krabbelten zahlreiche Spinnenbeine über meinen Rücken, denn ich hasste es, mir feindlich gesonnene Personen hinter mir zu wissen.
Das Schweigen dauerte nicht lange an. Lady Alva brach es. Zuerst war ihr Hüsteln zu hören, das in einem leisen Lachen endete. Dann sagte sie: »Da bist du ja endlich. Ich hatte dich schon vermisst.«
»Ich war im Haus unterwegs.«
»Oh, Igor, und was wäre geschehen, wenn jemand gekommen wäre, um mich zu töten?«
»Dich wird niemand töten!«
»Danke, das beruhigt mich.« Zu meinem Glück hatten beide englisch gesprochen. Jetzt stand für mich fest, dass sie zusammenhielten.
»Du hast einen Gast bekommen, Tante.«
»Ja, das habe ich.«
»Und? Ist er dir willkommen?«
»Ich weiß es nicht. Ich denke noch darüber nach.«
»Er war schon einmal hier, denn ich sah ihn.«
»Ja, ja«, seufzte sie. »Das ist ein großes Problem, mein Lieber. Ein sehr großes sogar. Er hat mich getäuscht, und das kann ich nicht so ohne Weiteres hinnehmen.«
»Ich auch nicht.«
»Dann sind wir uns ja einig.« Das Gespräch zwischen ihnen lief nicht gut für mich. Ich stand genau zwischen den Fronten. Aber ich hatte mich bisher auch bewusst zurückgehalten und war gespannt darauf, welche Entscheidung die beiden treffen würden.
»Was hat er dir denn getan, Tante?«
»Nicht viel. Aber er ist einer, der sich hier eingeschlichen hat, aus welchen Gründen auch immer.«
»Sag sie mir!«
»Würde ich gern, Junge, ich kenne sie nur nicht. Eine allein stehende alte Frau wie ich hat es schwer. Deshalb bin ich froh, dass du da bist, Igor. Du bist jetzt der Herr im Haus. Ich fühle mich zu müde, eine Entscheidung zu treffen.«
»Möchtest du ins Bett gehen?«
»Danke, Igor, du bist sehr freundlich. Aber ich werde noch ein wenig warten.«
»Dann möchtest du auch wissen, was er wirklich von dir will?«
»Ja. Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du ihm die Fragen stellen, mein Junge.«
»Sehr gern. Deshalb bin ich da.« Er fing an, hässlich zu lachen.
Ich wollte eingreifen und mich zumindest umdrehen, als Lady Alva mir das Gesetz des Handelns aus der Hand nahm. Bisher hatte ich sie als gebrechlich eingestuft, da sie die Tage im Rollstuhl verbringen musste. Zwar war sie nicht mehr die Jüngste, nun aber zeigte sie mir, dass sie doch nicht so behindert war.
Zwar
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