1471 - Igors Zombietruppe
weiter kommen. Einem gewissen Old Todd wurde das Genick gebrochen. Anschließend zündete man das Boot des Toten an, um das Verbrechen zu vertuschen. Deshalb bin ich hier.«
Im nächsten Augenblick hörte ich, dass eine Lady auch fluchen konnte. Zwei, drei Sätze spie sie in ihrer Heimatsprache aus, bis sie abrupt abbrach, ihren Stock anhob und mit dem Ende auf Igor deutete.
»Ich habe dir doch gleich gesagt, dass es ein Fehler war, den Kerl zu töten.«
»Es ging nicht anders.«
Igor hatte den Mord vor meinen Ohren zugegeben. Das hieß im Klartext, dass es mich, wenn es nach ihm ging, als Zeugen bald nicht mehr geben sollte. Das zu hören setzte mir schon zu, nur ließ ich es mir nicht anmerken.
Mit der freien Hand winkte Lady Alva ab.
»Egal, vergessen wir das. Widmen wir uns anderen Dingen.« Wieder war ich an der Reihe. »Sie haben doch gesagt, dass Sie Polizist sind, Sinclair.«
»Das trifft zu.«
Sie nickte einige Male vor sich hin. Ich hätte gern gewusst, welche Gedanken sich hinter ihrer Stirn abspielten. Da brauchte ich nicht lange zu warten, und ich hörte, dass sie trotz ihres Alters noch auf Zack war.
»Wenn ich mich richtig erinnere, kommen Polizisten immer zu zweit.«
»Ja, im Fernsehen.«
»Halten Sie mich nicht für blöd!« keifte sie.
»Haben Sie einen Kollegen gesehen?«
»Nein, ich nicht. Aber es gibt etwas, das mich schon misstrauisch gemacht hat.«
»Und was?«
»Das Verhalten unserer Freunde, Igor.« Jetzt war er wieder an der Reihe. »Verstehst du?«
»Ähm – nicht so richtig.«
»Die beiden anderen sind nicht zurück gekehrt. Du hast sie doch draußen umhergehen lassen – oder?«
»Habe ich.«
»Dann denk mal nach.«
Igor brauchte nicht lange, um sich eine Meinung zu bilden.
»Gehst du davon aus, dass ein Kollege von ihm draußen ist?«
»Ja, inzwischen schon.«
Igor zog die Schultern hoch. Er glotzte mich dabei aus seinen wie künstlich wirkenden Augen an.
»Überlege dir deine Antwort gut. Hast du draußen noch einen Kollegen postiert?«
»Nein!«
Igor grinste. Er drehte den Kopf und schaute Lady Alva an. Die hob ihren Stock und deutete auf mich.
»Frag ihn etwas härter. Aber nicht zu hart, denn er soll ja noch reden können…«
***
Karina Grischin blieb so gut wie keine Chance, um zu reagieren.
Nicht mal eine Kugel konnte sie abfeuern, denn dazu hätte sie die Waffe erst hochreißen müssen.
Sie warf sich so schnell wie möglich zur Seite, während die Welt vor ihr nur aus dieser breiten Scherbe zu bestehen schien.
Es war rechtzeitig genug gewesen, aber gleichzeitig auch zu spät.
Ihr Gesicht wurde zwar nicht zerschnitten, aber die verdammte Scherbe traf sie an der linken Schulter und rasierte auch unter ihrem Kinn entlang.
Genau das merkte sie, als sie auf die rechte Seite prallte. Wie schwerverletzt sie war, darum konnte sie sich nicht kümmern. Sie rollte sich über den Boden und wusste noch genügend Energie in sich, um sich wehren zu können. Das Gebrüll des Mannes gab ihr noch mehr Power. Sie schnellte hoch, der lange Schritt nach vorn, dann die Drehung.
Jede Sekunde war jetzt wichtig, aber eine davon nahm sich Karina Zeit, um einen Blick auf den Angreifer zu werfen. Er hielt die Scherbe mit seinen bloßen Händen fest, und es machte ihm nichts aus, dass die scharfen Kanten dabei in sein Fleisch schnitten. Er hatte seinen Mund weit aufgerissen, sodass sein Gesicht fast nur noch aus Maul bestand.
Karina bemerkte, wie das Blut von ihrem Kinn tropfte.
Er kam erneut.
Er hielt die Scherbe fest und rammte seinen Körper vor. Aus seiner Kehle stieg ein gurgelnder Laut, und dann wollte er das scharfkantige Glas in ihr Gesicht stoßen.
Die Russin war durch eine stahlharte Ausbildung gegangen. Sie wusste genau, wie man sich wehren musste, und wenn sie eine Waffe besaß, dann setzte sie diese auch ein.
Ihre hatte sie auch beim Sturz nicht losgelassen. Und sie besaß die Nerven, wie auf dem Übungsplatz stehen zu bleiben und innerhalb kürzester Zeit zwei Kugel abzufeuern.
Sie trafen.
Das Gesicht des Typen schien mit dem Einschlag der Kugeln zu zerplatzen. Dennoch blieb der Angreifer auf den Beinen. Er musste tot sein und rannte trotzdem weiter. Es war mehr der Reflex, den man auch bei Hühnern kannte, wenn man ihnen den Kopf abschlug.
Er fuchtelte noch mit der Scherbe herum, und Karina musste verdammt aufpassen, nicht in seine Nähe zu geraten. Sie lief zur Seite, drehte sich um und schaute auf den Rücken der Gestalt.
Die lief noch immer
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