1471 - Igors Zombietruppe
Bisher hatte sich die Gestalt nicht gerührt. Die Arme hingen nach wie vor schlaff hinab.
So wirkte sie wie ein Roboter, der erst noch einen entsprechenden Befehl bekommen musste.
»Ich frage dich ein letztes Mal. Woher kommst du? Willst du reden oder nicht?«
Der Mund klappte auf. Karina dachte schon, dass sich der Kerl zu einer Antwort entschlossen hatte, aber es war nur ein Ablenkungsmanöver.
Hinter sich hörte Karina ein Geräusch. Einordnen konnte sie es nicht, aber es bedeutete Gefahr. In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie die beiden unterschätzt hatte. Der Typ in ihrem Rücken war ein paar Sekunden nicht unter ihrer Kontrolle gewesen, und das rächte sich jetzt.
Noch in der Drehung erwischte sie der Treffer am Kopf. Er war nicht sehr hart, sodass sie nur für einen Moment benommen war.
Wahrscheinlich hatte der Typ mit einem Lehmklumpen geworfen.
Dennoch verlor Karina Grischin für kurze Zeit den Überblick.
Da hing ihr der zweite Typ auch schon im Nacken. Er hatte seinen Körper quer über das Hochbeet geschleudert.
Karina kämpfte mit ihrem Gleichgewicht. Sie hätte jetzt beide Hände gebraucht, um sich abstützen zu können, doch das war nicht möglich, weil sie noch die Waffe in der Rechten hielt. So nahm sie nur die Linke zu Hilfe.
Dabei kippte sie nach hinten, und noch bevor sie den Boden berührte, flogen zwei Fäuste von oben her auf sie nieder.
Sie wehrte sie ab.
Dann rollte sie sich ab.
Die nächsten Schläge wischten an ihrem Gesicht vorbei.
Karina lag rücklings im Gang zwischen den beiden Beeten. Die Pistole hatte ihr bisher nichts eingebracht, aber sie hatte sie nicht verloren, und nur das zählte.
Erneut wurde nach ihr geschlagen.
Blitzschnell hob sie ihren rechten Arm an und schoss.
Die Kugel jagte in das Gesicht einer der Gestalten. Sie schwenkte die Waffe, um auf den zweiten Angreifer zu feuern, der aber hatte Lunte gerochen und war abgetaucht.
So sah sie nur den anderen über sich. Er war nach dem Treffer nach vorn gefallen. Jetzt hing er mit dem Oberkörper über den Rand des Beets hinweg, und Karina schaute direkt in sein zerstörtes Gesicht.
Die Kugel hatte einen Teil der oberen Nase zerschmettert und auch das linke Auge nicht verschont. Eine schimmernde Flüssigkeit war aus der Wunde gesickert.
Die Gestalt bewegte sich nicht. Durch den Kopfschuss hatte sie den einen Typ ausschalten können, und da sie kein Blut in dem getroffenen Gesicht sah, war sie sich sicher, einen Zombie vernichtet zu haben.
Sie dachte nicht weiter darüber nach. Wichtig war, dass sie ihn ausgeschaltet hatte. Jetzt ging es um den Zweiten, und der war verschwunden.
Karina rappelte sich auf. Sie blieb allerdings in einer gebückten Haltung. Wenn sie ihren Kopf über den Rand des Hochbeets schob, war das Risiko einfach zu groß, erwischt zu werden. Ihr Gegner brauchte sich nur mit einem herumstehenden Gerät bewaffnet zu haben, das er gegen sie einsetzen konnte. Ein Spaten, eine Hacke, eine Gartenkralle, was auch immer.
Sie schaute unter die Beete hinweg. Sie sah den anderen nicht.
An Flucht glaubte sie trotzdem nicht. Wenn diese Gestalt auch ein Zombie war, dann gab sie nicht auf. Dann wollte sie den Menschen, dann war sie scharf auf seinen Tod. Und so ging sie davon aus, dass der Typ irgendwo auf sie lauerte.
Die Mitte der Beetreihe gefiel ihr nicht mehr. Sie tauchte unter den Beeten hinweg und ging zu der Seite, wo sich der Zombie aufgehalten hatte.
Hinter ihr befand sich jetzt die schmutzige Glaswand. Sie war für Karina so etwas wie ein Schutz, denn sie glaubte nicht daran, dass der Zombie nach draußen geflüchtet war. Sein Kumpan lag quer über dem Beet wie jemand, der schläft. Nur war es bei ihm ein Schlaf, aus dem er nie mehr erwachen würde.
Der kurze Kampf war vorbei. Stille hatte sich wieder ausgebreitet.
Karina hatte zwar das Gefühl, sich allein im Treibhaus zu befinden, aber das traf nicht zu. Irgendwo in der immer dichter werdenden Dämmerung hielt sich die Gestalt versteckt.
Aber wo?
Leider kannte sie nicht die Richtung, in die der Kerl gelaufen war.
Vielleicht verbarg er sich noch unter den Beeten. Es konnte auch sein, dass er verschwunden war, um sich eine Waffe zu besorgen.
Die Russin wusste auch, dass es noch John Sinclair, das Haus und einen Plan gab, den sie abgesprochen hatten. Aus diesem Grund wollte sie nicht zu lange warten und es schnell hinter sich bringen.
Es gab nur eine Möglichkeit, um bestimmte Dinge zu beschleunigen. Sie durfte nicht mehr in
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