1471 - Museum der Archäonten
gewußt, daß wir uns hier aufhalten."
„Und wenn schon", entgegnete Sailor.
Cecevil versteifte sich, und in seinem flachen Gesicht stand ein ablehnender Ausdruck. „Mir scheint dieser Grund völlig ausreichend."
Die nächsten Augenblicke bestätigten die Auffassung des Amarena mehr, als ihnen allen lieb sein konnte. Der Muunia-Raumer schleuste etwas aus. Es handelte sich um einen riesigen Schwarm kleiner Objekte. „Was ist das?" fragte Sailor. Ein paar Sekunden vergingen. Cecevil antwortete: „Es scheint sich um winzige Raumanzüge zu handeln. Keine Waffen jedenfalls. Sie halten auf unseren Schutzschirm zu. Kollisionspunkt in ... zwanzig Sekunden."
„Ausweichen!" rief Donovan. „Nein, das schafft die Stadt nicht mehr. Zumindest ein Teil des Schwarms trifft den Schirm."
„Welche Teufelei haben die Muunia vor?" überlegt Sailor laut. „Vielleicht Explosivkörper", vermutete ein unbekannter Amarena. „Nein." Cecevil starrte angestrengt auf die Schirme, wo nebeneinander Ortungsergebnisse und verschwommene Bilder eingeblendet wurden. „In jedem Raumanzug steckt ein Lebewesen. Die Energie der Rückentornister reicht keinesfalls, um den Kontakt mit unserem Schirm zu überstehen."
„Worum machen wir uns dann Sorgen?" fragte Sailor. „Wir müssen den Schirm abschalten", forderte Valinet. „Unmöglich! Das Risiko!"
„Wir haben die Pflicht.
Die Amarena sind keine Mörder."
„Noch zehn Sekunden." Cecevil beendete die Diskussion. „Sie verzögern", stellte er fest. „Vielleicht reicht die Bremsbeschleunigung. Ich helfe ihnen." Er desaktivierte die Schutzschirme und ließ nur eine dünne Hülle übrig, die die Atmosphäre über der Stadt zurückhielt. Anschließend schaltete er ein mechanisches Pufferfeld, das die Wolke der Schutzanzüge zusätzlich bremste.
Sekunden später war alles vorbei. Ein Teil verfehlte die Stadt und raste daran vorbei, die weitaus größte Zahl jedoch fand ihr Ziel. „Sie sind gelandet", stellte Valinet fest. „Abgestürzt", hielt Sailor entgegen. „Wenn in diesen Schutzanzügen wirkliche Lebewesen waren, sind sie jetzt tot."
„Wir müssen nachsehen", sagte Donovan. „Und eines steht jetzt schon fest: In diesen winzigen Anzügen waren bestimmt keine Muunia."
Cecevil gab erneut Alarm für die Stadt - das zweite Mal seit Zehntausenden von Jahren. Er schaltete wieder die übliche Energiezufuhr in die Schirme, dann folgte er mit Valinet und Donovan den anderen.
Am Rand der Stadt wurden sie fündig.
Auf den Straßen lagen halbkugelförmige Objekte, die an der Grundfläche etwa einen halben Meter durchmaßen.
Valinet nahm vorsichtig eines der Gebüde auf. Es wog höchstens ein Zehntel soviel wie ein durchschnittlicher Amarena. Die durchsichtige Hülle war geborsten und von Reibungshitze angeschmolzen.
Einen Rest der Hitze fühlte er noch. Dennoch ließ er das Gebüde nicht fallen. Er faßte mit beiden Händen die geborstenen Ränder und bog sie auseinander. „Kannst du etwas erkennen?" fragte Donovan gespannt. „Ist da drinnen ein Lebewesen?"
Valinet erkannte zunächst nur dunkle, ineinander verlaufene Ränder. Mit wachsender Sicherheit bewegte er sich in Richtung des nächstbesten Kristallturms. Von dort aus fiel ein greller Lichtschimmer auf den Rand. - „Jetzt erkenne ich etwas." Übelkeit stieg in ihm auf. Er mußte sich beherrschen, um die Halbkugel nicht wegzuschleudern und sich irgendwo zu verkriechen. „Was ist es?" wollte Sailor wissen. „Eine Leiche", antwortetil Valinet mühsam beherrscht. Seine Stimme zitterte dennoch. „Oder besser die Leiche einer Schnecke ... Eines kleinen Kriechwesens jedenfalls. Der Körper hat die Belastung nicht ertragen. Die Haut ist geplatzt, die Innereien sind nach außen gequollen. Kein schöner Anblick."
Valinet legte die Halbkugel dorthin, wo er sie gefunden hatte. In unmittelbarer Nähe lagen noch mindestens hundert weitere der Schutzanzüge. Drei davon untersuchte er, die restlichen nahmen Sailor, Donovan und Cecevil unter die Lupe.
Das Ergebnis war erschreckend.
Kein einziges der Schneckenwesen war mit dem Leben davongekommen. Eine Tragödie hatte sich abgespielt -aber dafür trugen nicht sie die Verantwortung, sondern die Kommandanten des Muunia-Raumers. „He!"
Das war Sailors Stimme. „Hier hinten! Kommt her!"
Sailor reckte mit seinen dünnen, feingliedrigen Armen eine Halbkugel in die Höhe, die weitaus weniger beschädigt war als die anderen. Vielleicht doch ein Überlebender? Valinet und die beiden anderen
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