1475 - Zombie-Katzen
irgendwelche Katzen aufgefallen?«
»Nein. Wie gesagt, es ist alles ruhig. Und eine Beerdigung hat auch noch nicht stattgefunden. Die allerdings kann ja noch kommen. Es würde mich jedenfalls nicht wundern.«
»Okay, dann können wir ja beruhigt sein.«
»Das denke ich auch.«
»Ich melde mich später wieder.«
Suko war zufrieden, dass es Shao gut ging. Er hatte sie auch deshalb zum Friedhof geschickt, um zu beobachten, ob sich dort möglicherweise etwas Verdächtiges tat. Dabei konnte es sich ebenso um eine Beerdigung handeln wie um einen Besuch untoter Katzen oder ganz normaler Tiere.
Bisher war alles eine reine Spekulation. Sie hatten eigentlich nichts in der Hand, abgesehen von dem Angriff auf Emma Higgins, die noch für einen Tag in der Klinik bleiben sollte, wie Suko bei einem Anruf erfahren hatte.
Der Osten Londons war eine Gegend, in der die Menschen auf engsten Raum lebten. Normalerweise herrschte hier viel Betrieb, was in der Nähe des Tierasyls jedoch nicht zutraf. Es mochte auch an der Nähe des Friedhofs liegen, den viele Leute nicht mochten.
Das Wetter hielt sich in Grenzen. Der Sommer hatte sich zurückgezogen. Es war kühler geworden. Die große Hitze war nur noch Erinnerung. Auch Suko war froh, dass sich die Temperaturen nach unten bewegt hatten.
Am Himmel stand keine heiße Sonnenscheibe. Sie hatte sich hinter den grauen Wolken versteckt.
Tierheime sind oft mehr zu hören als zu sehen. Zumeist durch das Bellen der dort einsitzenden Hunde. Bei diesem Asyl traf das nicht zu, denn Irina Zadok nahm keine Hunde auf. Sie kümmerte sich nur um Katzen, und die waren nun mal stiller.
Das Haus hatte schon einige Jahrzehnte auf dem Dach. Als Heim für Tiere war es nicht zu erkennen, aber Suko hatte in der Gasse an der rechten Seite eine Mauer gesehen, und er musste davon ausgehen, dass sich das eigentliche Heim an den normalen Bau anschloss.
Zur Eingangstür führte eine ausgetretene Treppe hoch.
Er blieb für einen Moment stehen, schaute sich nach Überwachungskameras um, sah keine und schellte.
Suko hatte sich bereits eine Ausrede zurechtgelegt, und er hoffte, dass sie reichen würde.
Man schien hier keinen Argwohn zu haben, denn Suko wurde geöffnet. Er hörte keine menschliche Stimme. Es war das Miauen von Katzen, das ihm aus dem Halbdunkel hinter dem Mann, der ihm die Tür geöffnet hatte, entgegen klang.
»Sie wünschen?«
Suko lächelte und schaute sich den Mann an. Er war groß. Ein breitschultriger Klotz mit einem ebenfalls breiten Gesicht und kurzen, graumelierten Stoppelhaaren. Bekleidet war er mit einer schwarzen Jacke und einer dunkelgrünen Safarihose.
»Ja, wie soll ich sagen? Ich bin doch hier richtig? Im Tierasyl für Katzen?«
»Sind Sie.«
»Danke, ich…«
»Bitte, was wollen Sie?«
Suko räusperte sich. »Wie ich hörte, wird das Asyl von einer Frau geleitet, und sie möchte ich gern sprechen.«
»Geht es um Katzen?«
»Ja, auch.« Suko schaute in die kalten Augen des Mannes. »Aber auch um etwas anderes, das natürlich ebenfalls mit Katzen zusammenhängt. Bevor ich mich an die Polizei wende, möchte ich versuchen, gewisse Dinge so zu regeln.«
»Was meinen Sie mit der Polizei?« wurde Suko gefragt.
Er strich über sein Haar. »Nun ja, Mister, ich möchte doch lieber mit der Chefin sprechen.«
Otto überlegte. Er war jetzt gefordert. Der Besucher konnte geblufft haben, aber er hätte auch die Wahrheit sagen können, so genau stand das nicht fest.
»Warten Sie hier.«
»Und dann?«
»Ich werde mit der Chefin sprechen. Außerdem ist es noch recht früh am Tage.«
»Das stimmt.«
Die Tür wurde Suko vor der Nase wieder zugeknallt, und ihm blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Er fragte sich natürlich, ob er glaubwürdig gewesen war, aber davon ging er einfach aus. Den Polizisten sah ihm niemand an.
Suko brauchte nicht besonders lange zu warten, da riss Otto die Tür wieder auf. Sofort knipste Suko sein leicht verlegen wirkendes Lächeln an und hatte damit Erfolg.
»Sie können reinkommen.«
»Oh, das freut mich. Da kann man gewisse Dinge ja untereinander regeln.«
»Folgen Sie mir.«
Suko ging durch einen Korridor, in dem es nach Katzen roch. Es stank jedoch nicht, es war eher der Geruch des Futters, der Suko leicht auf den Magen schlug. Denn überall verteilt standen die kleinen Schalen mit Katzenfutter oder auch welche, in denen er normales klein geschnittenes Rindfleisch sah.
Er rechnete damit, in den Hof hinter dem Haus geführt zu werden, und
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