1476 - Drei gegen Karapon
„Damit kannst du mich nicht locken."
„Ich will dich nicht locken." Jetzt begann Ernst Ellert erst richtig mit dem Spiel, das er sich ausgemalt hatte. „Ich möchte nur die Amimotuo zurück. Sie hat für mich einen unschätzbaren Wert, denn sie weiß mehr als du und ich und der Supremrat zusammen. Ohne die Amimotuo bin ich verloren. Der Kristall lebt. Ihr habt ihn mir genommen."
„Du hast hier keine Forderungen zu stellen!"
„Ich bin durchaus zu Verhandlungen oder zur Kooperation bereit", erklärte der Terraner. „Vielleicht würde ich sogar ganz auf die Amimotuo verzichten. Es genügt notfalls, wenn dieses wertvolle Instrument erhalten bleibt, auch wenn ich es nicht mehr besitze. Aber das verstehst du sicher nicht, und es ist für dich auch nicht bedeutsam."
„Du hast mehrfach Andeutungen gemacht, die diesen Kristallbrocken betrafen." Daok-Demms Blick bekam etwas Lauerndes. „Ich entnehme daraus, daß es sich um ein wertvolles Stück handelt. Ich gebe zu, daß meine Leute versucht haben, das Geheimnis der Amimotuo zu lösen. Sie fanden aber nichts. Also enthält es auch nichts Besonderes, oder? Wenn du Vorteile erzielen willst, dann beantworte eine Frage."
„Ich höre."
Daok-Demm betätigte mehrere Schalter. Über dem Arbeitstisch erschien die holografische Abbüdung der Amimotuo. Künstliche Teüe in grüner Farbe ergänzten das reale Bild, so daß der Kristall komplett wirkte. Aus der vorhandenen Form hatten die karaponidischen Wissenschafüer eine Rekonstruktion des ganzen Objekts durchgefuhrt. Auch das bewies, daß sie sich intensiv mit der Amimotuo befaßt hatten. „Was stellt der zerbrochene Kristall dar?" fragte Daok-Demm. Dann desaktivierte er das Bild wieder.
Ellert wartete mit einer Antwort. Der Karaponide hatte ihn mit dem Bild aus der Reserve locken wollen. Er sollte seine Gefühle zeigen, und sicher wurden diese irgendwie registriert und ausgewertet.
Er seufzte vernehmlich, während er seine Antwort sorgfältig überlegte. Jetzt hatte er die Chance, sich interessant und vielleicht sogar unentbehrlich zu machen. Außerdem galt es, Daok-Demm auf die Folter zu spannen.
Ihm war klar, daß die Karaponiden verzweifelt mit der Amimotuo experimentiert hatten. Und ebenso klar war ihm, daß sie keine Chance besessen hatten, etwas von ihrem Geheimnis zu ergründen.
Ellert vergaß auch nicht, daß der Geheimdienstchef bereits einmal mit dem Prinzip des Lügendetektors versucht hatte, die Wahrheit seiner Aussagen zu überprüfen. Hier in seinem Arbeitszimmer standen ihm bestimmt andere technische Mittel dieser Art zur Verfügung, höherwertige, die nicht so leicht zu durchschauen waren. Einige der kleineren Geräte auf dem Schreibtisch konnten durchaus eine ähnliche Funktion haben und seine Worte analysieren oder Veränderungen der Körpertemperatur, des Pulsschlags oder der Schweißentwicklung aus der kurzen Distanz feststellen.
Er mußte also bei seinen Erklärungen auch vorsichtig sein, wenngleich das wichtigste Prinzip darin bestand, das Interesse an der Amimotuo zu wecken und diese recht geheimnisvoll und bedeutend darzustellen. „Was stellt der Kristall dar?" wiederholte der Terraner die Frage Daok-Demms sinnend und schüttelte dabei den Kopf. „Ich möchte dir das gern erklären, denn ich erhoffe Vergünstigungen in der Behandlung, insbesondere in den Haftbedingungen. Aber so einfach ist das nicht, denn es handelt sich um ein Objekt einer Technik, die für euch völlig unbekannt und unverständlich sein muß. Nicht einmal ich kenne diese Technik genau. Ich weiß nur, wie man mit der Amimotuo umgehen muß und wie nicht."
Das entsprach alles der Wahrheit, wenngleich Ellert es sehr übertrieben darstellte. In diesem Ton setzte er seine Erklärungen fort: „Die Amimotuo besitzt viele Fähigkeiten. Wenige kenne ich. Diese will ich dir erklären, aber ich verlange eine Zusicherung von Vergünstigungen."
„Du hast mein Wort", beeilte sich der Karaponide zu versichern. „Den Umfang der Vergünstigungen kann ich dir aber erst nennen, wenn ich die Bedeutung deiner Informationen über den Kristall abgeschätzt habe."
„Einverstanden." Ellert nickte. „Eigentlich ist der Kristall ein enormer Informationsspeicher. Im wesentlichen enthält die Amimotuo Wissen aus zwei Bereichen. Einmal aus der Vergangenheit, zum anderen aus der Zukunft."
„Aus der Zukunft?" Daok-Demm sprang auf. Er konnte seine Erregung kaum verbergen, denn diese Aussage besaß fast Magisches oder Ungeheuerliches.
Ernst
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