1476 - Drei gegen Karapon
Äußerung die Absicht, sich auch für die Widerstandsorganisation der Karaponiden interessant zu machen.
Als Fhey-Djon sich zur Tür wandte, sagte „Pokerface" Zjumandiok, der sich bis dahin recht schweigsam verhalten hatte: „Ernst glaubt mir nicht. Du, Fhey, vielleicht. Der Supremrat wird mir glauben. Egal, was ich ihm erzähle, denn den Wahrsagern von Waistoky eilt ein großer Ruf voraus, der ganz Hangay durchdringt."
Fhey-Djon winkte ab. „Entschuldigt", sagte er sichtlich ermüdet, „wenn ich gehe und euch jetzt einschließe. Es kann immer eine Kontrolle von Daok-Demm kommen. Ich bin ja ein Unsicherheitsfaktor. Und außerdem, ich bin nun wirklich zu müde für eine weitere Diskussion."
„Gute Nacht", antwortete der Terraner ganz einfach. „Gute Nacht", sagte der Felide. Und aus der Oberseite des Glockenförmigen erklangen die gleichen Worte, wenngleich mit dem Beiklang deutlicher Enttäuschung. Die Zellentür fiel ins Schloß. „Ihr habt euch als Freunde gezeigt", sprach Zjumandiok. „Besonders du, Ernst. Deshalb werde ich dir die Wahrheit über mich sagen. Ich verhalte mich oft so, als würde ich die ganze Zukunft kennen. Die Wahrheit ist, daß Ich diese nur manchmal sehe. Meine Methoden funktionieren nicht immer. Aber ich weiß, wann ich wirklich etwas aus der Zukunft sehe. Vielleicht ist es falsch, das mit Lügen und Erfindungen zu vermischen, aber das ist nun einmal mein Leben, mein Beruf."
„Du bist wohl unverbesserlich, Pokerface!" Das klang fast wie ein Aufstöhnen. „Ich werde dir in den nächsten Tagen einmal etwas zur Wahrsagerei erklären. Heute bin ich zu müde. Ich muß an mprgen denken, denn sicher werde ich wieder verhört. Laß uns ruhen."
„Das ist unfair", jammerte der Kleine. „Für Fhey-Djon hast du alle Zeit des Universums, und für mich nicht einmal ein paar Minuten."
„Wenn du etwas von der Zukunft wissen würdest
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, erklärte Ellert hart, „dann würdest du längst wissen, daß ich dir etwas über die Wahrsagerei erklären werde. Aber nicht mehr heute. Vielleicht morgen oder übermorgen, wenn wir dann noch leben."
Pokerface ging wortlos, und Ernst Ellert schloß die Tür zur Nachbarzelle. Er tat dies behutsam, denn er wollte den Waistokyer nicht verprellen.
Der Terraner legte seine Gefangenenmontur ab und besah sich die dunkelroten Flecken an den Handund Fußgelenken. Die Zehen waren hellrot, eine Folge der hohen Temperaturen bei der Folter. Auch der Hals war noch an den Stellen geschwollen, an denen die Garotte ihn gedrückt hatte. Schmerzen waren dennoch kaum vorhanden. Er konnte sie unterdrücken.
Nach einem kurzen Besuch der Hygienekammer rückte er die Decken der Liege zurecht. Eine davon diente als Kopfkissen. Kalt war ihm sowieso nicht. Er streckte sich so bequem aus, wie es möglich war. „Gute Nacht, Fhey", murmelte Ellert. „Ich hoffe sogar, daß du jetzt das kümmerliche Abhörsystem eingeschaltet hast und mich hörst. Es war sehr gut, daß wir offen miteinander gesprochen haben. Mir hat es geholfen. Und dir vielleicht auch. Es könnte sogar sein, daß dadurch sogar Pokerface von seiner Wahrsagerei bekehrt wird. Dann hätte es auch ihm geholfen."
Der Waistokyer mit seinem außergewöhnlich guten Gehör vernahm ihn sicher. Wo aber der Kerkerwächter steckte, konnte Ellert nicht sagen. Es war ihm auch plötzlich egal, denn die Müdigkeit übermannte ihn.
Er träumte von Zitronen. Das war widersinnig, denn es stand in keiner Beziehung zu den realen Erlebnissen.
*
Sie holten am nächsten Morgen zuerst den Waistokyer, dann Ernst Ellert. Weder Fhey-Djon zeigte sich dabei, noch gab es ein Frühstück.
Der Terraner hatte sehr schlecht geschlafen. Das Gespräch mit Fhey-Djon mußte einen nachhaltigen Eindruck in seinem Unterbewußtsein hinterlassen haben. Wahrscheinlich hatte ihn die Spur zu Gesil so sehr mitgenommen.
Diesmal war einiges anders als bei den vorangegangenen Verhören.
Drei schwerbewaffnete Karaponiden führten den Terraner zu einem Gefährt. Dort wurde er in eine völlig dunkle Einzelkabine geschlossen, die auf dem Gefährt befestigt worden war. Ab ging die Fahrt.
Aus Ellerts Sicht währte sie nicht sehr lange, vielleicht zehn oder zwölf Minuten. Immerhin, sagte er sich, da'mit befand er sich wahrscheinlich außerhalb des Gefängnistrakts. Und mit Sicherheit nicht in der Nähe der primitiven Verhörräume der letzten fünfzehn Tage.
Ellerts Erwartungen wuchsen. Aber auch seine Erregung. Er fühlte sich nicht sehr
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