1476 - Drei gegen Karapon
„Keh-Zil" genannt. Der Mann von Lokvorth bezeichnete sich selbst als Auserwählten, und er sollte erklärt haben, daß die Kosmokraten übermächtige Wesen größter Bedeutung seien und jenseits des real verständlichen Lebensbereichs existieren würden.
Es gelang ihm mit solchen Aussagen ebenso wie mit den Wundertaten großen Eindruck zu schinden. Er wurde von der großen Mehrheit der Karaponiden anerkannt, und das war noch heute so, auch wenn seit seinem spurlosen Verschwinden keiner mehr offen über ihn sprach.
Das politische Geschehen hatte sich nach der Zeit des Simed Myrrh mehr und mehr auf die Kämpfe mit den Ingkoom-Hauri verlagert, die sich dem Ausdehnungsbestreben der Karaponiden widersetzten und eigentlich eine gleiche Zielsetzung verfolgten.
Hinter den Kulissen der offiziellen Politik ging der Kampf einiger weniger Widerständler gegen den Supremrat und das Erbe des Simed Myrrh von Lokvorth aber bis heute weiter. Fhey-Djon machte kein Hehl daraus, daß er diese Organisätion unterstützte, wenngleich er angeblich nur einen indirekten Draht zu ihr hatte und nicht einmal ihren Namen kannte. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß das Ende dieser kleinen Widerstandsgruppe abzusehen war. Der Apparat, der von Thoy-Dak mit dem geistigen Gut des Kosmokratensohns aufgebaut worden war, war zu mächtig.
Bereits heute wußte jeder Karaponide, daß es dem Willen Simed Myrrhs entsprach, daß der Sohn Thoy-Daks einmal dessen Nachfolge antreten würde und daß damit die Thronfolge erblich werden würde. Man munkelte in eingeweihten Kreisen schon, daß der Nachfolger des Supremrats einen neuen Titel wählen würde, nämlich den eines Kaisers von Karapon.
Ernst Ellert überdachte das Gehörte. Wichtig war für ihn zunächst die heiße Spur zu Gesil. Daneben eröffneten sich vielleicht aber auch Fluchtmöglichkeiten, wenn er besseren Kontakt zu diesen Widerständlern bekommen konnte. Daok-Demm hatte er mit der Amimotuo bereits einen Köder hingeworfen. Er mußte sich dort nur weiter interessant machen. Eines war dem Terraner aber jetzt klar.
Die Frage, warum er für die Karaponiden so begehrt war, hatte sich indirekt beantwortet. Es mußte an seinem äußeren Erscheinungsbild liegen, seiner Ähnlichkeit mit Simed Myrrh.
Er sehnte das nächste Gespräch mit dem Geheimdienstchef herbei, denn er wußte jetzt schon, wie er sich dann verhalten würde.
Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht, und auch Zjumandiok beteiligte sich nun an der Unterhaltung. Auf seine Ambitionen als Wahrsager ging er dabei aber nicht mehr ein. Er schien sich Enrst Ellerts Worte zu Herzen genommen zu haben.
Fhey-Djon erzählte dann von seiner Zeit in der Raumflotte, von den Kämpfen gegen die Ingkoom-Hauri und davon, daß er bei seinen Vorgesetzten durch seine kritischen Äußerungen über den Supremrat in Ungnade gefallen war. Dadurch war er zum Kerkerwächter degradiert worden. Ob er jemals wieder zur Flotte durfte, wußte er nicht zu sagen.
Er berichtete auch von seinem Freund Quoas-Dryak, von dem er vermutete, daß er zur Widerstandsorganisation gehörte. Ellert hörte besonders aufmerksam zu, denn vielleicht ergab sich hier in der nahen Zukunft eine Chance, aus der Gefangenschaft zu fliehen - vorausgesetzt, daß der Plan mit dem karaponidischen Geheimdienstchef nicht funktionierte.
Etwas Genaueres über die Widerstandsorganisation konnte Fhey-Djon nicht mitteilen. Vielleicht wollte er auch nichts sagen. Er kannte keine Einzelheiten - angeblich, und Ellert drängte ihn in diesem Punkt nicht.
Dafür war ihre Bekanntschaft noch zu jung.
In den diversen öffentlichen Medien von Karapon und den anhängenden Planeten war in ziemlich regelmäßigen Abständen von der Zerschlagung einer solchen Widerstandsgruppe die Rede, berichtete der Felide weiter. Der Supremrat stellte damit sich heraus. Fhey-Djon meinte, daß das meistens erfundene Propaganda war, aber er war sich seiner Sache da nicht sicher.
Schließlich beschlossen die drei unterschiedlichen Wesen, den Rest der Nacht zu ruhen. Fhey-Djon verabschiedete sich zuerst. Ellert dankte ihm fur sein Vertrauen und seine Offenheit und äußerte den Wunsch, noch öfter mit ihm zu sprechen. Auch stellte er dabei in Aussicht, über seine Interessen und Erfahrungen zu reden, was für den „Widerständler" - so bezeichnete er den Kerkerwächter, ohne daß dieser widersprach - durchaus bedeutend sein konnte.
Natürlich verbarg sich bei dem Terraner hinter dieser gezielten
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