1476 - Höllenbilder
Ergebnisse vorliegen. Ich habe Sheila gebeten, ebenfalls mitzumischen. Sie kennt die Galeristen sogar noch besser als ich. Ich kann dich also anrufen, wenn wir etwas gefunden haben?«
»Aber immer, Bill. Ich hoffe, dass wir bis morgen ein Ergebnis haben und wissen, wer die Bilder gemalt hat.«
»Und auf den Besuch freust du dich jetzt schon – oder?«
»Worauf du dich verlassen kannst…«
***
Obwohl ihr Plan feststand, waren beide doch recht vorsichtig. Keinem war richtig wohl zumute. Sie sprachen zwar nicht darüber, aber es war ihren Blicken zu entnehmen, die nicht eben fröhlich aussahen.
»Geben Sie acht, Jessica. Ich werde die Hütte zuerst verlassen. Sie kommen nach, wenn ich Ihnen ein Zeichen gegeben habe, dass die Luft rein ist und wir nichts zu befürchten haben.«
»Nein, Elias, du gibst mir ein Zeichen.«
Er schüttelte leicht den Kopf. »Was meinen Sie?«
»Ich habe dir soeben das Du angeboten.«
Plötzlich konnte er lächeln.
»Da bist du mir zuvor gekommen, Jessica.«
Sie schaute ihn an und musst dabei zu ihm hochsehen. Plötzlich schlang sie ihre Arme um seinen Nacken und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann flüsterte sie: »Ich drücke uns beide Daumen, dass wir hier heil rauskommen. Bitte, das musste ich tun. Und ich will dich nicht verlieren, Elias. Ist dir das klar?«
»Ja.«
»Dann mach’s gut.«
»Und du wartest an der Tür.«
»Keine Sorge.«
Sie trennten sich voneinander, und Elias Moore öffnete behutsam die Tür. Er musste daran denken, dass er auf diese Weise die Hütte noch nie verlassen hatte, aber er war auch noch nie in einer derartigen Lage gewesen.
Der erste Blick.
Ruhig, alles in Ordnung. Er sah nicht weit entfernt die glitzernde Oberfläche des schmalen Flusses, und er sah auch die Boote auf den Holzschienen liegen. Die Paddel lagen in den Booten, und so würde es kein Problem für sie sein, ein Kanu ins Wasser zu schieben, es zu besteigen und loszupaddeln. Darin war Elias ein Meister. Dieser Sport war der Ausgleich zu seinem Job, den er in einem Labor für Hochfrequenztechnik nachging.
Nach dem dritten Schritt wurde er sicherer. Er hatte niemanden gesehen, der auf ihn lauerte. Auf der Kante des Abhangs gegenüber befand sich auch niemand, der ihn beobachtet hätte. Es war also auf den ersten Blick alles okay. Nur wenn er auf seinen Geländewagen schaute, zuckte ein Stich durch seine Brust. Der Wagen stand tiefer als gewöhnlich. Kein Wunder, wenn alle vier Reifen zerstochen waren.
Kieselsteine knirschten unter seinen Sohlen, als er sich den Booten näherte, sie waren mit einem hellblauen Außenanstrich versehen.
Am Heck befand sich eine schmale Sitzbank. So etwas wie ein Notsitz, wenn jemand mitgenommen werden musste. In diesem Fall würde das Jessica Black sein.
Obwohl Elias die junge Frau nur kurz kannte, mochte er sie. Er dachte an seine letzte Beziehung, die über fünf Jahre gedauert hatte.
Seine Partnerin Liane hatte ihn verlassen. Sein Job und sein Hobby waren einfach zu viel für sie gewesen.
Und nun hatte ihm das Schicksal wieder einen Sonnenstrahl geschickt, allerdings in einer Welt, die voller Schatten war. Wobei er hoffte, diesen Schatten entfliehen zu können.
Elias war bewusst allein gegangen. Er wollte zuerst die Boote untersuchen, denn er traute der anderen Seite durchaus zu, dass sie sie zerstört hatte.
Sehr sorgfältig untersuchte er die hölzerne Außenseite des ersten Boots. Es war nichts zu sehen. Niemand hatte ein Loch gebohrt.
Das war schon mal ein guter Anfang. Und so nahm er sich das nächste Boot vor.
Sein Herz klopfte noch schneller. Schweiß bildete sich in seinen Achselhöhlen.
Ein bedrückendes Gefühl schien ihm die Kehle zuzuschnüren.
Noch war ihnen die Flucht nicht gelungen, aber sie würden es schaffen, diese Hoffnung hatte er.
Bevor er das zweite Boot unter die Lupe nahm, warf er einen Blick zur Hütte zurück.
Auf der Schwelle stand Jessica Black in der für sie viel zu großen Männerkleidung. Sie schaute zu ihm hin und erwiderte mit einem Kopfnicken sein beruhigendes Abwinken.
Die zweite Kontrolle nahm er ebenso sorgfältig vor wie die erste, und er atmete auf, als er sah, dass auch dieses Boot nicht unbrauchbar gemacht worden war.
Elias richtete sich wieder auf. Er ging zwei, drei Schritte auf die Hütte zu und winkte Jessica.
»Du kannst jetzt kommen!«
»Okay!« Sie ging los und ließ die Tür offen. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg, und dafür hatte auch Elias Moore vollstes
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