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1476 - Höllenbilder

1476 - Höllenbilder

Titel: 1476 - Höllenbilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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von abgeschlagenen Köpfen und von Skeletten las ich. Alles hatte der Bankier handschriftlich und in Kurzform notiert, aber leider war der Name des Malers nirgendwo aufgeführt.
    Ich unterdrückte einen Fluch und machte mich an die richtige Untersuchung des Schreibtischs. Ich fand Geschäftsunterlagen, auch ein paar Briefe, die ich überflog, und stellte fest, dass es Dankschreiben junger Männer für eine bestimmte finanzielle Unterstützung waren, aber einen Hinweis auf den Maler gab es nicht.
    So musste ich passen.
    Von der Tür her hörte ich ein Räuspern. Ich drehte mich um und sah Bill Conolly auf mich zukommen.
    »Nun, Alter, Erfolg gehabt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Was ist mit dir?«
    »Auch negativ.«
    »Das hatte ich mir fast gedacht. Wenn es mal kommt, dann auch direkt ganz dick.«
    Bill wollte mich trösten. »Warte mal ab, was bei meinen Recherchen herauskommt.«
    »Bist du Optimist?«
    »Ich versuche es zu sein.«
    »Dann freu dich mal.«
    Um es kurz zu machen: Es gab keine Freude für uns – und für die Kollegen auch nicht. Nach mehr als zwei Stunden mussten wir passen.
    Nur Bill und ich wussten bisher, wer der Mörder war, aber das gaben mir nicht preis. Wir hatten auch Tonio dazu vergattert, den Mund zu halten. Danach hatte er sich gerichtet. Da brauchte ich nur das Gesicht des Chefs der Mordkommission zu sehen, der mich nicht eben begeistert anschaute.
    »Das ist doch bestimmt wieder so ein Fall, bei dem wir nur Hilfstruppen sind – oder?«
    »Wieso?«
    »Wir haben herausgefunden, wie man die beiden Männer umbrachte. Jetzt gilt es nur noch, diesen Messerhelden zu finden. Aber da Sie mitmischen, ist das nicht so leicht. Da muss es sich nicht um einen normalen Menschen handeln – oder?«
    »Das könnte stimmen.«
    »Toll. Dann wissen Sie mehr?« Ich winkte ab. »Es könnte sein, aber Sie kennen mich und meinen Job. Das läuft wieder außerhalb der normalen Gleise ab. So leid es mir tut, aber ich muss mich an die Regeln halten, und deshalb habe ich Sie kommen lassen. Es hätte ja die Möglichkeit bestanden, dass Sie etwas finden. Dass dem nicht so ist, muss ich zur Kenntnis nehmen.«
    »Und wie soll es weitergehen?«
    »Wenn Sie Fragen oder Probleme bekommen, wenden Sie sich bitte an Sir James Powell. Er ist informiert. Ihr Einsatz ist auch von einer anderen Seite gedeckt worden.«
    »Wenigstens etwas.« Ich schlug dem Kollegen auf die Schulter.
    »Ich kann Sie ja verstehen, aber auch ich bin öfter frustriert als mir lieb ist. Das kann ich Ihnen schwören.«
    Er musste lächeln. »So toll ist ein Polizistendasein auch nicht, Mr. Sinclair.«
    »Sie sagen es.«
    Wir reichten uns die Hände. Für mich war es ein Abschied vom Haus des Bankiers.
    Bill Conolly ging mit mir nach draußen. Am Tor trafen wir auf Tonio, der in die Dunkelheit starrte, die sich mittlerweile über das Land gelegt hatte.
    Tonio saugte an seiner Zigarette. Als er uns sah, trat er die Kippe aus. »Sind Sie weitergekommen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Aber Sie werden den Fall doch weiter verfolgen?«
    »Das versteht sich.«
    Tonio nickte. Dabei atmete er auch auf. Er schien beruhigt zu sein.
    Dann sprach er mit leiser Stimme vor sich hin.
    »Es ist schon ein verdammt brutales Gefühl, einen Freund und Kollegen so verloren zu haben. Wir haben über drei Jahre hinweg zusammen gearbeitet. Jetzt ist er tot, und das durch die Hand einer Kreatur, die kein Mensch ist und eigentlich als Monster in einen Horrorfilm gehört.«
    »Versuchen Sie, alles zu vergessen«, riet ich ihm.
    »Vergessen?«
    »Es ist nicht leicht, das weiß ich. Aber es hilf Ihnen, wirklich, glauben Sie mir.«
    »Ja. Es gibt die Monster wohl nicht nur im Gruselfilm, und ich habe das Gefühl, umdenken zu müssen.«
    »Noch einmal«, sagte ich eindringlich zu ihm, »gehen Sie damit bitte nicht an die Öffentlichkeit.«
    »Keine Sorge. Ich will mich doch nicht lächerlich machen. Und Ihren Kollegen habe ich auch nichts gesagt. Ich bin für sie so etwas wie ein absolut unbrauchbarer Zeuge.«
    »Das ist gut.«
    Wir hatten hier nichts mehr zu tun.
    Es war ein Abend gewesen, wie ich ihn mir so nicht gewünscht hatte, aber ich konnte nicht in die Zukunft schauen. Weder in die nahe noch in die ferne.
    »Dann setze ich dich zu Hause ab«, sagte Bill, »und gebe Sheila Bescheid, dass ich noch vor Mitternacht zu Hause bin. Denn ich habe noch etwas zu tun, das weißt du.«
    »Die Galeristen anrufen?«
    »Das weiß ich noch nicht. Es kann auch sein, dass schon irgendwelche

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