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1477 - Das steinerne Grauen

1477 - Das steinerne Grauen

Titel: 1477 - Das steinerne Grauen
Autoren: Jason Dark
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waren auch nicht verschont geblieben. An den Seiten rankten sich die Kletterpflanzen empor und hatten sicherlich auch einige der Fensterscheiben eingedrückt.
    »Und? Wo fangen wir an?«
    Carlotta hatte eine gute Frage gestellt. Wir konnten uns die Gebäude aussuchen. Es gab drei, die noch einigermaßen in Ordnung waren. Bei einem ragte an der Seite sogar ein alter Schornstein hoch.
    Das war sicherlich früher eine Whiskydestille gewesen.
    »Der Reihe nach«, sagte ich. »Wir fangen mit dem großen Bau an.«
    »Okay.«
    »Aber du hältst dich zurück, Carlotta. Ich möchte, dass du so etwas wie eine Einsatzreserve bleibst.«
    »Hast du Angst um mich?«
    »Nein, aber ich hätte gern Rückendeckung. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir nicht nur Menschen als Feinde haben, sondern auch dressierte Hunde.«
    »Keine Sorge, das vergesse ich nicht.«
    Das Gebäude mit dem Schornstein ließen wir links liegen, gingen aber an ihm vorbei. Dabei mussten wir einen mit Unkraut bedeckten freien Platz überqueren und hatten von ihm aus eine andere Sicht auf das größte der leeren Gebäude.
    Ich stoppte so plötzlich meine Schritte, dass Carlotta gegen meinen Rücken prallte.
    »He, was hast du?«
    »Licht!«
    »Bitte?«
    »Sie müssen in der größten Halle sein. Wenn du mal halb hoch schaust, dann kannst du es sehen. Das ist nur ein matter Schimmer. Wahrscheinlich sind die Scheiben zu schmutzig, aber getäuscht habe ich mich nicht.«
    »Soll ich mal hinfliegen und durch ein Fenster schauen?«
    Die Idee war gar nicht so schlecht.
    Bevor ich eine Antwort geben konnte, hatte Carlotta bereits ihre Flügel ausgebreitet und startete.
    Ich wollte ihren Weg verfolgen, was nicht so recht klappte, denn Carlotta verstand es, die natürlichen Deckungen auszunutzen. Das hatte sie auf ihren Flügen gelernt, damit sie nicht von Fremden entdeckt wurde.
    Wir hatten nicht ausgemacht, dass ich ihr folgte, und so blieb ich zunächst stehen. Warten kann zur Qual werden, aber mir wurde nicht langweilig. Ich war zu sehr angespannt, denn ich dachte immer wieder an die Hunde, die unter Umständen durch das Unterholz streunten.
    Das schien nicht der Fall zu sein. Gesehen zumindest hatte ich keines dieser Tiere.
    Vielleicht waren sie auch bei ihrer Herrin, um sie zu beschützen und Maxine zu bewachen.
    Ich hatte mich wirklich an die Stille gewöhnt. Umso überraschender war es für mich, als ich plötzlich einen quietschenden Laut hinter mir hörte.
    Sofort huschte ich zur Seite und fand Deckung hinter einem hohen Gestrüpp, über das ich noch hinwegschauen konnte. Das Geräusch war dort erklungen, wo sich die alte Brennerei befand.
    Bestimmt nicht von allein. So drehte ich den Kopf – und sah die Veränderung. Jemand hatte eine Tür geöffnet, die so widerlich in den Angeln gequietscht hatte.
    Und dieser Jemand war ein Mann, der sich mit vorsichtigen Schritten über die Schwelle schob.
    Trotz des schlechten Lichts sah ich, dass er leicht schwankte. Er sah auch nicht eben elegant aus. Man konnte ihn als einen Tramp bezeichnen, der hier einen Unterschlupf gefunden hatte.
    Zwei Schritte vor der Tür blieb er stehen und schwenkte seine Arme. Dabei fiel mir die Flasche auf, die er in der rechten Hand hielt. Sicher enthielt sie Whisky.
    »He, ich habe dich gesehen! Komm her!«
    Ich verzog den Mund. Der Kerl hatte zu laut gesprochen. Er würde auch weiterhin rufen, und genau das wollte ich nicht. Deshalb tat ich ihm den Gefallen und ging auf ihn zu.
    Er grinste mich an. Er war betrunken. Umhüllt wurde er von einem alten Mantel, der offen stand. Seine Füße steckten in Stiefeln, und der lang gezogene Pullover unter dem offenen Mantel hätte ebenfalls eine Reinigung vertragen können.
    Er hielt mir die Flasche entgegen. »Ich denke, wir sollten einen zusammen trinken, Meister.«
    »Nicht jetzt.«
    »Warum nicht?«
    Ich wollte keine lange Diskussionen und schob ihn zurück. Da die Tür offen stand, war es einfach, ihn wieder in das Gebäude zu schieben, in dem es nach Whisky roch.
    Ich sah nahe der Tür eine alte Matratze und einen Klappstuhl. Da hatte er seinen Platz.
    »He, was ist los, Mann?«
    »Das frage ich dich.«
    Der Typ kicherte. »Ich wohne hier.«
    »Super.«
    »Ich habe hier zufällig noch eine Lage mit Flaschen gefunden. Die hat man wohl damals vergessen. Komm, trink einen mit. Ich heiße übrigens Ernie. Und wer bist du?«
    »John.«
    »Na ja, auch egal.« Er trank einen Schluck aus der Flasche. Sein Gesicht war mit einem dichten grauen Bart
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