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1477 - Das steinerne Grauen

1477 - Das steinerne Grauen

Titel: 1477 - Das steinerne Grauen
Autoren: Jason Dark
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erklärte sie mir, wo die Autos gestanden hatten und Maxine mit der Dogge gekämpft hatte. Ich wusste auch, dass die Tierärztin von ihrer Ziehtochter gerettet worden war, aber das Thema sprach Carlotta nicht an.
    Irgendwelche Hinweise oder Spuren hatte Maxine Wells nicht hinterlassen.
    »Reicht es, John?«
    »Ja.«
    »Irgendwann soll hier weitergebaut werden. Ob man den Wald dann abholzt, weiß ich nicht. Ich will es auch nicht hoffen, denn das wäre schade.«
    »Und was ist mit dieser alten Industrieansiedlung jenseits des Waldes?«
    »Sie wird wohl verschwinden. Es war auch keine wirkliche Industrie, wie ich hörte. Da hat man Whisky gebrannt und gelagert. Metallfirmen waren noch hier und auch welche, die Holz verarbeiteten. Bis das alles abgerissen wird, vergeht noch viel Zeit. Außerdem weiß man nicht, ob der Boden noch astrein ist. Der kann auch verseucht sein, aber das wird sich alles noch herausstellen und sollte uns nicht stören.«
    »Bestimm nicht.« Ich wandte mich dem Wald zu. »Kannst du mir sagen, wie groß oder breit er ungefähr ist?«
    »Nein.«
    »Müssen wir ihn überfliegen?«
    Carlotta hob die Schultern. »Das brauchen wir nicht, wenn du nicht willst. Wir können auch zu Fuß gehen. Nur muss ich dir sagen, dass es keine normalen Wege gibt. Im Wald kannst du dich leicht verirren, da du nicht auskennst.«
    Begeistert hatte das nicht geklungen. Mir war klar, dass sie lieber fliegen würde.
    »Gut, dann ab in die Luft.«
    »Ha, du hast den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden?«
    »Und ob.«
    Carlotta war recht groß und sehr kräftig, was die Arme und die Brustmuskulatur anging. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen, wenn ich auf ihren Rücken kletterte, den sie mir hinhielt, indem sie sich etwas nach vorn beugte.
    Der Rest war schon beinahe Routine. Ich wusste, wie ich mich festzuhalten hatte. Ich bekam die ersten Bewegungen der Flügel mit, und schon stiegen wir hoch.
    Es war perfekt. Zuerst senkrecht, bis wir die Wipfel der Bäume erreicht hatten. Dann drehte sich Carlotta nach links und beugte sich nach vorn.
    Wenig später lag unter uns das mit Blättern dicht bewachsene Geäst. Noch überwog die Farbe Grün. Aber es würde nicht mehr lange dauern, dann holte der Herbst seinen großen Pinsel hervor und fing damit an, die Blätter zu bemalen.
    Da wir langsam flogen, hätte der Flug für mich zu einem erneuten Genuss werden können, aber das war er nicht. In der grauen Dunkelheit sahen wir vor uns das Ende des Waldstücks und vor allen Dingen das, was sich dahinter befand.
    Von Ruinen konnte man nicht sprechen. Es waren nur verlassene Gebäude, die wir unter uns sahen. Recht flach lagen sie in der Landschaft und wirkten wie stumme Zeugen einer nicht weit zurückliegenden Vergangenheit. Ein kleines Wunder, dass man die Gebäude noch nicht abgerissen hatte, aber das war nicht mein Problem.
    Zudem hatte die Natur bereits wieder von diesem Gelände Besitz ergriffen. Sie ließ sich nun mal nicht aufhalten. Ob in subtropischen Landschaften oder in einem Klima wie bei uns, die Natur war rigoros. Sie holte sich stets das zurück, was man ihr genommen hatte.
    Wir waren sehr auf der Hut und flogen nicht direkt über das Gelände hinweg. Dass Carlotta ihre Kreise drehte, war auch in meinem Sinne, und so konnten wir schon unsere ersten Beobachtungen machen. Sie waren in unserem Sinne positiv, denn wir entdeckten keinen Menschen, der sich im Freien aufhielt und den Himmel beobachtete.
    Auf der anderen Seite hätte ich gern einen Hinweis auf Maxine Wells bekommen. Doch weder von ihr noch von ihrer Entführerin sahen wir etwas.
    »Wir sollten landen, Carlotta.«
    »Das hatte ich soeben vor.«
    Außerhalb des Geländes glitten wir dem Erdboden entgegen. Wieder erlebte ich eine sanfte Landung auf einem weichen Boden. Der schwache Wind trug uns die Gerüche der Pflanzenwelt entgegen und den letzten Duft verblühender wilder Sommerblumen.
    Nebel zeigte sich noch nicht, aber die Feuchtigkeit war schon vorhanden, und so würden sich wohl bald die ersten Dunststreifen über das Land legen.
    Ich reckte mich, atmete tief ein, schaute mich um, und jeder Freund der Stille hätte sie hier genießen können. Ich tat es nicht. Ich hätte lieber Hinweise auf die verschwundene Maxine Wells gefunden, und irgendwelche Hunde, die umherstreunten, gab es auch nicht zu sehen.
    Dafür standen wir in einem hohen Unkraut. Buschwerk hatte sich hier ausbreiten können und gab uns die nötige Deckung. Die Gebäude der alten Betriebe
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