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1477 - Das steinerne Grauen

1477 - Das steinerne Grauen

Titel: 1477 - Das steinerne Grauen
Autoren: Jason Dark
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noch geschah.
    Die anderen drei Hunde taten nichts. Nur die Dogge, die Jolanda gemeint hatte, war angespannt.
    Sie starrte Jolanda in die Augen.
    Mehr brauchte sie nicht. Dieser eine Blick reichte aus. Das Tier tat genau das, was Jolanda wollte. Mit leicht tapsigen Bewegungen näherte es sich der liegenden Frau, die nur Augen für die Dogge hatte.
    Die Tier erreichte Jolandas Fußende und traf Anstalten, auf ihren Körper zu steigen, aber es sah nur so aus, denn die Dogge schob ihre Vorderpfoten vor und schob sich so auf den Körper hinauf, ohne sich allerdings auf ihn zu legen. Sie stoppte, als sich ihr Kopf nicht mehr weit vom Kinn der Liegenden entfernt befand, und so konnten sich beide in die Augen schauen.
    Das taten sie auch.
    Da bohrten sich ihre Blicke ineinander, und es sah aus, als würde jeder die Gedanken des anderen lesen.
    Maxine hatte selbst als Tierärztin so etwas noch nicht erlebt. Aber sie war auch keine Tierkommunikatorin wie diese Jolanda, die plötzlich zu sprechen begann.
    Zumindest bewegte sie ihren Mund. Es war nur ein Zittern der Lippen zu sehen, aber kein verständliches Wort drang über ihre Lippen.
    Die Dogge entspannte sich. Ihr wulstiges Gesicht nahm geradezu friedliche Züge an. Maxine legte den Kopf etwas schiefer, weil sie einen Blick in die Agen der Dogge werfen wollte.
    Die Dogge schaute nur. Sie tat sonst nichts. Selbst ein Schnaufen war nicht zu hören. Es schien, als würde sie den Atem anhalten und darauf lauern, dass etwas Bestimmtes eintrat.
    Jolandas Kopf blieb weiterhin in dieser Haltung. Aber sie tat jetzt noch etwas anderes, denn sie hob auch ihre Arme an und umfasste mit ihren Handflächen den Kopf der Dogge. Es war ein zärtlicher Griff, aber trotzdem fest, und ebenso fest blieb auch der Blick, mit dem sie in die Augen des Tieres schaute.
    Und sie sprach weiter, ohne dass Maxine ein Wort verstanden hätte. Dabei wusste Maxine nicht so recht, auf wen sie sich konzentrieren sollte, auf das Tier oder auf die Frau.
    Ein Gefühl riet ihr, bei der Dogge zu bleiben, und das war auch gut so.
    Unter dem Fell zuckten die Muskeln. Kurze Bewegungen nur, die ebenso plötzlich aufhörten, wie sie zustande gekommen waren. Alles hörte bei dem Tier auf. Es bewegte sich nicht mehr. Es stand so steif über der Gestalt der Frau, als wäre es in den letzten Sekunden in einer Kältekammer gewesen und eingefroren.
    Sekunden vergingen. In diesen Sekunden dachte Maxine nicht mehr daran, dass sie eine Gefangene war. Sie stand voll und ganz unter der Faszination des Geschehens, obwohl noch nicht viel passiert war.
    Jolanda legte ihren Kopf wieder zurück. So hatte sie eine bequemere Haltung eingenommen, die sie auch brauchte, denn sie zog sich aus dieser Lage zurück.
    Mit geschmeidigen Bewegungen schlängelte sie sich über den Boden hinweg, ohne dabei den Hund zu stören.
    Der rührte sich nicht von der Stelle.
    Jolanda stand auf. Sie strich dabei über ihr rotes Haar hinweg und verzog den Mund zu einem breiten Lächeln, bevor sie fragte: »Hast du alles gesehen, Maxine?«
    »Habe ich.«
    »Und?«
    Die Tierärztin musste schlucken. Ein leises Räuspern folgte, dann war ihre Kehle frei. Sie ahnte schon, was passiert war, aber sie wollte es aus dem Mund der Frau hören.
    »Was haben Sie mit dem Hund gemacht?«
    »Du kannst mich ruhig auch duzen, denn irgendwie sind wir seelenverwandt.«
    »Meine Seelenverwandte suche ich mir selbst aus.«
    »Deine Arroganz wird dir noch vergehen. Aber ich sage dir, was mit meinem Freund passiert ist. Ich habe ihn hypnotisiert. So einfach ist das…«
    Es war keine Überraschung mehr für Maxine. Sie hatte es sich schon gedacht. Es war so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber das Phänomen war geblieben. Das, was Jolanda, ihr gezeigt hatte, war kaum zu glauben.
    »Warum sagst du nichts, Maxine?«
    »Ich bin überrascht.«
    »Kann ich mir denken.« Jolanda deutete auf die Dogge. »Du kannst hingehen, wenn du willst. Geh hin und fass sie an. Streichele sie, denn sie kann dir nichts tun. Sie steht unter meinem Kommando. Sie wird ohne meinen Befehl nichts tun und auch bei dir nicht zubeißen.«
    »Gut, ich werde es versuchen.«
    »Wunderbar.«
    Maxine stand auf. In ihrem Innern war sie noch nicht zur Ruhe gekommen, aber das zählte nicht. Sie dachte an die Szene, die sie mit Ellen Green erlebt hatte. Dort hatte sich die Dogge ebenfalls so verhalten. Da war sie plötzlich erstarrt, ohne dass sie zuvor hypnotisiert worden wäre. Oder beherrschte diese
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