1477 - Das steinerne Grauen
auf den Boden.
Die Dogge ließ nicht locker. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Biss blieb weiterhin fest, und durch ihre außergewöhnliche Kraft schaffte sie es, Maxine Wells über den Boden zu zerren, die nirgendwo Halt fand.
Die folgenden Sekunden vergingen wie in einem furchtbaren Albtraum. Die Tierärztin wusste sehr genau, was mit ihr geschah, sie wollte es nur nicht begreifen. Sie lag auf dem Bauch und die Dogge zerrte sie weiter.
Sie roch das Tier. Ein widerlicher Geruch nach Schweiß und sogar nach Blut. Gegen diesen Zug ankämpfen konnte sie nicht. Dabei war sie froh, dass der Hund noch nicht richtig zugebissen hatte.
Dann hörte sie den Motor des Rovers.
Der Wagen fuhr weg.
Es war ihr in diesem Fall alles egal, sie wollte nur am Leben bleiben, doch ihre Chancen standen schlecht.
Trotz dieser miesen Situation wunderte sie sich über die Kraft der Dogge. Das war nicht normal. Dieses Tier musste eine besondere Kraft erhalten haben.
Einige Male hob sie den Kopf an. Maxine sah, dass der Hund ein Ziel hatte. Er würde sie auf den Waldrand zu zerren, um sich dort, wo es für ihn Deckung gab, mit ihr zu beschäftigen.
Zubeißen, töten!
Und sie war nicht in der Lage, sich gegen die Entführung zu stemmen. Auch wenn sie sich abstrampelte, es gelang ihr nicht, die Dogge aufzuhalten.
Sie erreichten den Wald. Er war das Ziel der Dogge gewesen, denn das entnahm sie dem Verhalten der Bestie, deren Zähne sie plötzlich losließen.
Sie war frei, wollte nicht mehr auf dem Bauch liegen und drehte sich auf den Rücken.
Neben ihr stand die Dogge!
Der Anblick dieser Bestie fuhr ihr als heißer Schreck in die Glieder.
Da sie lag, kam ihr die Dogge mit dem platten Gesicht und dem aufgerissenen Maul viel größer und kompakter vor. Das Fell schimmerte gelblichbraun.
Das Tier zitterte, als könnte es kaum erwarten, die Zähne in Maxines Kehle zu schlagen.
Was sollte sie tun? Würde es etwas nutzen, wenn sie die Arme hoch riss und damit ihre Kehle schützte?
Nein, die Dogge war gnadenlos. Sie würde ihr Opfer mit großem Vergnügen zerreißen. Es gab nichts, was sie noch davon abhalten konnte.
Das Tier scharrte mit seinen Vorderfüßen. Für Maxine war das so etwas wie ein Startsignal, und sie stellte sich auf die letzten Moment in ihrem Dasein ein.
Zugleich wunderte sie sich darüber, dass sie noch nicht von einer großen Todesangst erfasst wurde. Es war ihr, als hätte sie sich in den vergangenen Sekunden darauf eingestellt, dass es mit ihr zu Ende ging.
Da hörte sie das Rauschen!
Es war nicht der Wind, denn der war eingeschlafen. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie dieses Geräusch genau kannte. Schon oft hatte sie es vernommen.
Oder war es nur ein Wunschtraum, ein Irrtum?
Auch die Bestie war aufmerksam geworden. Und nicht nur das.
Sie fühlte sich sogar gestört. Sie drehte ihren mächtigen Körper zur Seite, hob den Kopf an und schaute in die Höhe.
Und aus ihr fuhr etwas auf ihn nieder!
***
Carlotta hatte sich beeilt. Sie war so schnell geflogen wie selten und nach einer Weile auch nicht mehr zu hoch, denn sie wollte sehen, was sich unter ihr abspielte. Dabei war es ihr egal gewesen, ob man sie entdeckte oder nicht. Immer mehr war ihr bewusst geworden, dass es in diesem Fall um das Leben ihrer Ziehmutter ging.
Sie erreichte die Clayton Street. Kurz zuvor hatte sie noch einen Wagen unter sich in schneller Fahrt davonbrausen sehen. Leider war es nicht Maxines Range Rover gewesen.
Sie glitt nicht über die Hausdächer hinweg, sondern hielt sich in der Straßenmitte. Und noch bevor sie das Ende der beiden Häuserzeilen erreichte, sah sie den Geländewagen, der quer im Wendehammer stand. Also musste auch Maxine in der Nähe sein.
Sie flog tiefer.
Dabei geriet der Waldrand in ihr Blickfeld, und sie sah auch die Bewegung am Boden.
Dort lag ein Mensch! Und dann sah sie die Dogge!
Für Carlotta gab es kein Überlegen mehr. Sie musste eingreifen und durfte keine Sekunde mehr verlieren. Der nächste Flügelschlag trieb sie noch schneller an, es folgte ein weiterer, der sie bis an das Ziel heranbrachte, wo sie auch bemerkt wurde, denn die Dogge drehte sich von ihrem Opfer weg und hob den Kopf.
Es war für Carlotta ideal.
Sie fiel nach unten und konnte bei der Attacke ihr gesamtes Körpergewicht einsetzen.
Wuchtig stieß sie beide Füße gegen die Schnauze der Dogge, die dort sehr empfindlich war. Das Tier heulte auf, als würde es gefoltert. Es sprang zur Seite und geriet aus der
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