1477 - Die Piratin
landen und dort nachzuforschen, ob Ernst Ellert vielleicht schon dort gewesen war.
Aro wußte, däß die Hauri ihr Schiff durchsuchen und sie und ihre Leute verhören würden. Sie waren prinzipiell mißtrauisch gegen alle Hangayansassi, vor allem, wenn sie mit Kartanin zusammenarbeiteten wie Aro. Es würde notwendig sein, ihnen Informationen zu bieten, die ihnen nützten, um mit ihnen auszukommen. Die Planta war sicher, daß sie solche Informationen besaß.
Doch kurz bevor sie Argh-No befahl, Fahrt aufzunehmen und Conjonk anzusteuern, traf eine kodierte Nachricht von Torumonera ein, die besagte, daß ein Galaktiker namens Ernst Ellert, der Gefangener der Hauri gewesen sei, vor etwa drei Monaten in die Gewalt der Karaponiden geraten war.
Angeblich sei Ellert nach Karapon gebracht worden und hätte mehrere Wochen in Kerkerhaft gesessen und wäre streng verhört worden. Danach wäre er, angeblich auf Anweisung des Supremrats Thoy-Dak, aus seinem Kerker herausgeholt und in den Regierungspalast gebracht worden. Dort schien er sich noch immer zu befinden und von allen niedrigen Dienstgraden abgeschirmt zu werden, so daß keine Informationen über sein Schicksal aus dem Palast kamen.
Es hatte allerdings eine Ausnahme gegeben. Einer der Berater Thoy-Daks, der in eine Korruptionsaffäre verstrickt war, hatte überstürzt fliehen müssen. Gerüchte woilten wissen, daß er auf der Mamosituwelt Guhir Asyl erhalten hatte. Der Berater - sein Name war Ghy-Trunh - mußte infolge seiner ehemals hohen Stellung auf Kartan über das Schicksal Ernst Ellerts informiert sein.
Aro To Morre disponierte sofort um. Sie kannte die Koordination von Guhir. Es war eine der ältesten Kernwelten des ehemaligen Kansahariyya-Volkes, aber seit Jahrtausenden nur noch dünn besiedelt und weitgehend in den Urzustand zurückgefallen.
Die Entfernung zwischen dem Ashcan-System und dem Treppon-System, zu dem Guhir gehörte, betrug 11483 Lichtjahre. Die Überwindung dieser Distanz verschlang ein kleines Vermögen an Betriebskosten.
Dennoch scheute Aro nicht vor dieser Ausgabe zurück.
Sobald Ernst Ellert sie mit der Bedienung der Amimotuo vertraut gemacht hatte, würden sich alle Mühen und Unkosten tausendfach auszahlen, dessen war sie sicher.
Die weiße Sonne Treppon hing als heller Fleck in der linken Ecke des Frontbildschirms der INSHYAN, als das Schiff nach der letzten Überlichtetappe dicht vor dem Treppon-System in den Normalraum zurückfiel.
Aro war über die Verhältnisse in diesem System einigermaßen gut informiert, deshalb überraschte es sie nicht, als der Hyperkom ihres Schiffes kurz nach dem Rücksturz ansprach und eine Automatenstimme um Identifizierung bat.
Im Treppon-System gab es mehrere robotische Raumstationen, die mit ihren Hypertastern nicht nur das System selbst, sondern auch dessen nähere Umgebung überwachten. Sie waren alt und hatten seit mindestens 20.000 Jahren ihren Dienst getan, aber sie funktionierten noch - ebenso wie ihre Bewaffnung, die allerdings immer wieder auf den modernsten Stand gebracht wurde.
Es gingen in Hangay eine Menge Gerüchte über den Zweck dieser Überwachung um, unter anderem jenes, daß die Mamositu auf Guhir ihren Staatsschatz aufbewahrten.
Die Planta wußte es besser.
Es gab keine Schätze auf Guhir. Andernfalls wäre der Planet trotz seiner starken Absicherung längst von Hauri oder Karaponiden überfallen und geplündert worden. Auf dieser alten Welt lebten lediglich Forscher und Philosophen. Die Forscher führten Ausgrabungen durch, um Artefakte aus der früheren Zeit ihres Volkes zu bergen und die Geschichte zu studieren - und die Philosophen versuchten, Sinn und Zweck des Makro-Universums zu ergründen. „Handelsschiff INSHYAN, Kapitän Aro To Morre", antwortete die Planta auf die Bitte nach Identifikation. „Ich habe eine Ladung Hypergeräte und möchte sie auf Guhir zum Verkauf anbieten."
„Guhir ist kein ergiebiger Handelsplatz", erwiderte die Automatenstimme. „Eine Landung wird unter dem Vorbehalt genehmigt, daß du darauf verzichtest, finanzielle oder andere Unterstützung beim planetarischen Sorge-Amt zu beantragen."
„Ich erkläre, darauf verzichten zu wollen", versicherte Aro. „In Ordnung. Landeerlaubnis erteilt. Richte dich nach den Peilzeichen, die du bald empfangen wirst. Sie führen dich zum Raumhafen Moya-Dan. Dein Aufenthalt wird auf ein planetariscb.es Jahr befristet."
„Verstanden", gab Aro zurück. Sie hatte nicht vor, ein ganzes Jahr auf Guhir zu bleiben,
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