148 - Der Herr der Teufelszwerge
aufzwingen lassen. Er wird sich im sicheren Hintergrund aufhalten und seinen Gegnern die Höllenzwerge entgegenwerfen, die er geschaffen hat. Deine Freunde werden es mit Broon, Zenn, Frank Baer und Dolph Conti zu tun haben, Lenroc aber nicht zu Gesicht kriegen.«
»Sie werden sich von den Höllenzwergen nicht aufhalten lassen«, sagte Cruv überzeugt.
»Sie werden die Kleinwüchsigen töten.«
»Na schön, vielleicht wird ihnen das gelingen, aber das ermöglicht ihnen noch nicht, an Lenroc heranzukommen.«
»Sie werden alle Zwerge töten – bis auf einen. Er wird sein Leben erst verlieren, nachdem er ihnen gesagt hat, wo sie Lenroc finden«, behauptete Cruv.
»Du überschätzt deine Freunde.«
»Und du unterschätzt sie«, erwiderte Cruv.
»Mag sein, daß sie tatsächlich imstande wären, Lenroc zu vernichten, aber das braucht seine Zeit, und die räumt uns Lenroc nicht ein. Bis deine Freunde hier eintreffen, sind mit Sicherheit auch wir schon Höllenzwerge. Dann haben sie keine andere Wahl mehr, als auch uns zu töten, denn eine Umkehr des Höllenzaubers ist nicht möglich.«
Cruv war nicht gewillt, sich von Sammehs Pessimismus anstecken zu lassen. Er war noch bei Kräften, hatte noch nicht soviel mitgemacht wie Cardias Sohn.
»Möchtest du nicht zu deiner Mutter zurückkehren, Sammeh?« fragte er.
»Was soll diese Frage? Natürlich würde ich meine Mutter gern wiedersehen. Ich weiß, wie sehr sie mich braucht und daß sie ohne mich nicht existieren kann, aber mit Cardia und mir geht es bergab. Vielleicht sehe ich sie noch, bevor sie stirbt, aber ich werde dann kein Mitleid mehr empfinden können, weil ich zu diesem Zeitpunkt nämlich ein Höllenwesen sein werde, dessen Bestimmung es ist, alle Feinde des Bösen gnadenlos zu vernichten.«
»Du wirst deine Mutter früher sehen«, sagte Cruv. »Du wirst sehen – wir kommen hier lebend wieder raus.«
»Wie willst du dieses Kunststück denn fertigbringen? Du bist ebenso gefesselt wie ich.«
»Ich bin ein Entfesselungskünstler.«
»Und ein grenzenloser Optimist«, sagte Sammeh.
»Ja, das bin ich auch«, gab Cruv zu. »Ohne diese Eigenschaft wäre ich wohl nicht mehr am Leben.«
Cruvs Arme waren auf den Rücken gebunden. Er hob die gefesselten Beine und zog sie an. Er preßte die Knie fest gegen seine Brust und krümmte den Rücken, so daß es ihm gelang, die Füße zwischen den Armen durchzuziehen.
Sobald er seine Hände vor sich hatte, fing er an, die harten Knoten mit den Zähnen zu bearbeiten.
»Das hat alles keinen Sinn«, sagte Sammeh niedergeschlagen. »Selbst wenn es dir gelingt, die Fesseln loszuwerden, ist für dich noch nichts gewonnen, denn Lenroc ist sehr wachsam, und auch die vier Zwerge passen sehr gut auf. Du schaffst es nicht, die Villa unbemerkt zu verlassen.«
»Ich bin auf jeden Fall entschlossen, es zu versuchen«, entgegnete Cruv, »und dich nehme ich mit.«
»Ich wäre eine Belastung für dich.«
»Das macht nichts. Ich verschwinde von hier nicht ohne dich«, sagte Cruv und machte weiter. »Hör endlich auf, so schwarz zu sehen, Sammeh.«
Der erste Knoten war bereits offen, und der zweite war schon locker.
Unermüdlich arbeitete Cruv weiter. Er biß, zerrte und nagte, ab und zu spuckte er Fasern aus, die ihn störten.
Ohne Hoffnung im Blick schaute Sammeh ihm zu. Selbst als Cruv die Fesseln abstreifte, wagte sich Sammeh nicht zu freuen. Cruv widmete sich seinen Fußfesseln.
Sobald er auch sie los war, sprang er auf und eilte zu Sammeh. »Bist du immer noch der Ansicht, daß wir es nicht schaffen?« fragte er.
Cardias Sohn seufzte geplagt. »Ich habe Angst davor, zu hoffen.«
Cruv beugte sich über ihn und befreite ihn von seinen Armfesseln. Als er die Hände nach den Beinfesseln ausstreckte, tauchte plötzlich Lenroc hinter ihm auf und raubte ihm mit einem Faustschlag erneut die Besinnung.
Ich habe es gewußt! schrie es verzweifelt in Sammeh. Ich wußte, daß es uns nicht gelingen würde. Lenroc und die Zwerge sind zu aufmerksam.
***
Mr. Silver gab mir mit einem Zeichen zu verstehen, daß ich mit ihm den Raum verlassen solle. Wir zogen uns zurück.
»Wenn du den Dämonendiskus hier läßt, brauchst du eine gleich starke Waffe als Ersatz«, sagte der Ex-Dämon. »Nimm das Höllenschwert.«
Ich nickte.
»Ich hole es«, sagte Mr. Silver und brachte mir Shavenaar, die lebende Waffe, auf deren geschwungenem Klingenrücken eine Krone zu sehen war, in der ein Herz schlug.
Da dem Ex-Dämon seine übernatürlichen Kräfte
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