148 - Nosferata - die Blut-Lady des Dr. Satanas
Gefolge
einzugliedern.
Ein gespenstisches Bild, wie Tausende von
Ratten durch die Gassen huschten, Nosferata mitten unter ihnen.
Die Gasse führte direkt zu einer Gracht. Ein
eisernes Brückengeländer schimmerte feucht vor ihnen in der Dunkelheit.
Genau an der Straßenecke stand ein großes,
dunkles Haus. Die Fensterrahmen und das Fachwerk waren weiß gestrichen. Die
hellen Flächen leuchteten aus der Dunkelheit.
In dem dreistöckigen Haus brannte Licht, eine
rote Lampe im ersten Stock über dem Eingang.
Zum erstenmal spürte Nosferata wieder die
Nähe von Menschen und damit die Nähe von - Blut.
Sie reckte den Kopf Richtung Fenster, und
ihre Hände mit den langen, krallenartigen Fingernägeln öffneten und schlossen
sich. Sie schien einer fernen und unendlich süßen Melodie zu lauschen.
Dann überquerte sie die Straße und ging auf
den Hauseingang zu.
Dr. Satanas/Kadens blieb im Schatten des
Gebäudes und der nahe an der Gracht stehenden Bäume. Die Gasse war so eng, daß
sie nur als Einbahnstraße benutzt werden konnte. Vor den Häusern stand ein
parkender Wagen hinter dem anderen.
Auf dem schmalen Bürgersteig, zwischen Autos
und Bäumen wimmelte es von Ratten, und es sah so aus, als würden die Tiere sich
untereinander verständigen. Einige bewegten sich mehrere Male im Kreis, liefen
im Zick-Zack durch die Reihen der anderen, stupsten sich gegenseitig an und
piepsten, als würden sie tuscheln und sich gegenseitig eine Botschaft
zuflüstern.
Dann löste sich das Gewimmel auf.
Die Ratten verschwanden zwischen den Häusern und
durchschwammen die Gracht. Einige kletterten auf ein altes, verwittert
aussehendes Hausboot, das vertäut in der Gracht nahe des
einen Brückenpfeilers auf dem Wasser dümpelte.
So schnell die Ratten aus ihren Löchern
gekrochen waren und sich versammelt hatten, so schnell tauchten sie wieder
unter.
Noch ehe Nosferata die Klinke der Haustür
drückte, waren die Straßen wieder wie leergefegt.
Feucht schimmerte das Kopfsteinpflaster.
Grachten, parkende Autos und Straßen lagen unter einem unaufhörlichen Nieselregen.
Dr. Satanas drückte sich in einen
Hauseingang, von dem aus er das an der Straßenecke stehende andere Gebäude
genau im Auge behalten konnte.
So sah er, wie Nosferata in dem dunklen
Hauseingang mit der brennenden roten Lampe im ersten Stock verschwand.
Die Blut-Lady war unterwegs. Sie ließ sich
ganz von ihrem Instinkt leiten. Ein Opfer zog sie wie magnetisch an.
*
Larry Brent alias X-RAY-3 und Jörg Kaufmann
alias X-RAY-15 hatten eine Vereinbarung getroffen.
Brent sollte einen ersten Versuch
unternehmen, herauszufinden, wie lange Steve Larson schon im Interconti weilte
und ob es besondere Beobachtungen während seiner Anwesenheit im Hotel gegeben
hatte.
Jörg Kaufmann sollte sich einstweilen in der
Hotelhalle aufhalten und die ein- und ausgehenden Menschen beobachten.
Wenn Dr. Satanas schon nicht das Geschehen an
der fraglichen Straßenkreuzung verfolgt hatte, vielleicht tauchte er dann über
kurz oder lang im Hotel auf. Nur mit einer Demonstration allein - und wenn sie
auch noch so makaber war - gab sich ein Scheusal wie Dr. Satanas nicht
zufrieden.
Larry und Jörg betraten getrennt das Hotel.
X-RAY-3 steuerte direkt zur Rezeption.
X-RAY-15 kam wenig später durch die sich
automatisch öffnende Glastür, blickte sich suchend in der Hotelhalle um und
ging dann in Richtung Restaurant davon.
In der Halle und an der Rezeption war um
diese frühe Abendstunde einiges los. Mit dem letzten Transfer-Bus vom
Kennedy-Airport waren neue Gäste eingetroffen. Eine japanische Reisegruppe,
bewaffnet mit Fotoapparaten und Schmalfilmkameras, nahm fast alle Plätze vor
den Schaltern in Beschlag. Exotisches Stimmengewirr erfüllte die Halle.
Larry bahnte sich einen Weg. Die beiden
Concierges und deren nette Kolleginnen, eine Blondine und eine Brünette, beide
im Victoria Principal Look aus der Fernsehserie »Dallas«, hatten alle Hände
voll zu tun.
»Sorry«, entschuldigte sich Larry, hielt eine
zusammengerollte Zeitung in der Hand und winkte einem der Girls lässig damit
zu. »Ich brauche nur rasch eine Auskunft...« Er hatte sich seine Worte genau
überlegt. Es gab keine Gewißheit, daß Steve Larson wirklich hier im Haus
wohnte. Die Karte in seiner Brieftasche konnte von irgendwoher stammen, von
einem Restaurant-Besuch ebenso wie von einem kurzen Abstecher in diesem
Gebäude. Vielleicht hatten Larson und Satanas sich schon mal hier getroffen.
Vielleicht
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