1480 - Endstation Hölle
Das habe ich sogar mal in der Schule gehört.«
»Ja, so sagt man.«
»Und da wolltest du hin?«
Herbert Fulton nickte. »Ich habe einen Weg gesucht, der für mich der richtige ist. Und das nicht erst seit gestern oder nachdem deine Großmutter gestorben ist. Schon früher und sogar als Junge haben mich die Heiligen fasziniert. Ich konnte einfach nicht genug von ihnen bekommen. Ich habe alles über sie gelesen und auch gesammelt. Ich habe mir ihre Bilder gekauft, ich habe zu ihnen gebetet und so versucht, einen Weg zu ihnen zu finden.«
»Und den hast du jetzt gefunden – oder?«
Fulton quälte sich mit seiner Antwort. »Ich habe gehofft, ihn zu finden. Es war für mich der Weg ins Paradies, aber es war mir leider nicht möglich. Ich war zu sehr Mensch, verstehst du? Man kann erst zu ihnen kommen, wenn man tot ist.«
»Aber du lebst doch noch.«
»Das weiß ich nicht so genau. Ich lebe, aber ich lebe nicht mehr richtig. Ich pendle zwischen zwei Seiten. Auf der einen das Paradies, auf der anderen die Hölle.«
»Kennst du beides?«
»Nein. Mehr die Hölle. Ich muss den falschen Weg eingeschlagen haben, denn es warteten nicht die Heiligen auf mich, sondern ein Bote der Hölle sitzt auf dem Bock. Er ist ein Dämon des Teufels und er hat Macht über mich bekommen. Wir beide sitzen in dieser Kutsche, die dem Teufel geweiht ist. Sie haben mich auf meinem Weg ins Paradies einfach abgefangen. Ich konnte nichts tun, und nun muss ich fahren, um Menschen zu sammeln.«
»Wie denn Grandpa?«
»Ich sitze in der Kutsche. Wo sie stoppt, muss ich aussteigen, um Menschen in sie zu holen. Ich bin durch den Teufel geknechtet worden. Dies ist die erste Nacht, in der ich meiner Bestimmung nachkommen muss. Menschen aus ihrem Leben reißen und sie in die Hölle schicken.«
Danny hatte verstanden, aber nicht alles begriffen. Mit einem Ohr hörte er, wie sein Großvater von einem Spielball sprach, zu dem er geworden war. Dass der Teufel jetzt mit ihm machen konnte, was er wollte, ohne dass er sich dagegen wehren konnte.
»Dabei wollte ich nur das Gute«, murmelte er.
Danny strich seinem Großvater über die Wange. Die Haut war weder kalt noch warm.
»Kann ich dir denn irgendwie helfen?« fragte er mit leiser Stimme.
»Ich hoffe. Du sitzt hier in der Kutsche. Man hat dir nichts getan, aber ich weiß nicht, ob das noch lange so bleibt. Steig aus, bevor ich halten muss. Ich bleibe mit der Kutsche in der Nähe. Du aber musst laufen und Hilfe holen.«
»Bei wem?«
»Geh ins Haus. Es ist der Mann mit dem Kreuz. Als er in meine Nähe geriet, da war ich für einen Moment froh, aber dann griff die andere Seite ein und holte mich. Noch hat sie es nicht geschafft, mich völlig an sich zu reißen. In mir steckt noch etwas von dem, auf was ich gesetzt und vertraut habe. Die Macht der Heiligen hat mich nicht völlig im Stich gelassen, mein Junge.«
Danny hatte verstanden. »Soll ich zum Haus zurück?«
»Ja.«
»Und was sage ich John?«
»Die Wahrheit, die du kennst, mein Kleiner. Ich glaube, dass er sie verstehen und begreifen wird. Wenn mich einer erlösen kann, dann ist er es. Aber beeile dich. Ich spüre bereits die böse Unruhe in meinem Innern. Ich werde sie nicht lenken können. Die andere Seite ist stärker. Sie wollen mich nicht zu den Heiligen lassen, denn ich soll nur ihnen gehorchen. Bitte, tu mir den letzten Gefallen, und tue es auch wegen der Menschen hier im Ort und in der Umgebung, denn ich kann bald für nichts mehr garantieren.«
Danny hatte alles gehört, und es hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. So richtig überzeugt worden war er noch nicht. Aber er konnte es auch nicht ignorieren.
Sie fuhren zwar, aber nicht mehr so schnell. Der Kutscher schien die Ruhe zurückgefunden zu haben, und so hielt sich das Risiko in Grenzen, wenn der Junge aus der Kutsche sprang.
»Ich öffne dir jetzt die Tür, Danny.«
»Ja, ja«, sagte er nur. Er wollte nicht mehr nachdenken. In seinem Kopf war alles durcheinander. Er konnte nur noch reagieren, und er würde seinem Großvater gehorchen.
Der stieß die Tür auf.
Wind fegte in die Kutsche, die jetzt langsamer fuhr, weil sie bergauf rollte.
»Spring, Danny, bitte.«
»Ja, Grandpa.«
Der Junge löste sich von seinem Sitz. Er vergaß, dass er weinen wollte, zögerte noch, aber sein Großvater gab ihm einen Stoß, der ihn durch das offene Rechteck katapultierte.
Danny war so überrascht, dass er nicht mal einen Schrei ausstieß.
Zu seinem Glück war der Weg nicht so
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