1480 - Endstation Hölle
hinter ihm her wie ein Bodyguard.
An Edna Ferguson ging ich vorbei, die mich aus weiten Augen anschaute. Ein Frage stellte sie nicht. Dafür hörte sie mich sagen: »Bitte, halten Sie sich zurück.«
»Ja, das ist schon okay…«
Danny hatte die Küche verlassen und den Flur erreicht. Er ging auf dem direkten Weg der Haustür entgegen. Ohne lange zu zögern zog er sie auf und blieb auf der Schwelle stehen, um nach draußen in die Dunkelheit zu schauen.
Ich hatte damit gerechnet, dass er sich vom Haus entfernen würde, um auf den Weg zu gelangen, aber Danny blieb stehen, schaute nach vorn und wartete.
Ich hielt mich hinter ihm auf und schaute über seinen Kopf hinweg. Für mich war das Beobachten der Umgebung wichtig, weil ich die Kutsche sehen wollte, bevor sie hier stoppte.
Noch war weder etwas zu hören noch zu sehen. In dieser dörflichen Gegend gab es wirklich noch die Stille der Nacht.
Die blieb auch weiterhin bestehen.
Bis ich das Geräusch hörte. Es war nicht auszumachen, woher es kam. In meiner unmittelbaren Umgebung tat sich nichts. Ich musste meine Ohren schon weit öffnen und mich konzentrieren, um etwas zu hören. Und dann vernahm ich es genauer. Kein Grollen, kein Motorgeräusch, aber es war auch nicht so unnatürlich, denn als ich mich konzentrierte, da glaubte ich, das Schlagen von Pferdehufen auf dem Boden zu hören und das Rattern von Rädern, die über einen unebenen Untergrund rollten.
»Sie kommt!« flüsterte Danny.
Ich gab ihm keine Antwort und legte nur meine Hand auf seine rechte Schulter.
Die Geräusche wurden lauter. Das Räderrattern und das Schlagen der Hufe war jetzt genau zu lokalisieren. Es kam von links. Dort befand sich auch die normale Straße, die durch den Ort führte.
»Da ist sie!«
Edna Ferguson hatte den Ruf ausgestoßen, denn sie war uns heimlich gefolgt und stand jetzt hinter uns.
Und sie hatte recht.
Die Kutsche kam.
Schwarz wie die Nacht war sie, aber es gab trotzdem das Licht. Ich musste zugeben, dass sich der Junge nicht geirrt hatte. In der Kutsche verteilte sich tatsächlich ein unheimliches rotes Licht, das mehr ein Glühen war und in einer gewissen Höhe durch die Dunkelheit schimmerte.
Man konnte es mit dem Auge eines Zyklopen vergleichen, nur war diese Glut nicht rund oder oval, sondern viereckig.
Noch war die Kutsche nicht abgeschwenkt, aber Danny Fulton ging davon aus, dass sie bald von der Straße abbiegen würde, und das geschah auch. Wir sahen sogar, wie die Pferde mit einer wilden Bewegung die Kurve nahmen und jetzt auf das Haus zurasten.
Das Geräusch der Hufe und auch das Rattern der Räder dröhnte in unseren Ohren. Eine menschliche Stimme hörten wir nicht. Dafür sah ich jetzt, dass tatsächlich jemand auf dem Kutschbock saß. Es war eine Gestalt, die von innen her grünlich leuchtete, und dort, wo sich der Kopf befand, sah ich etwas Helleres schimmern.
Die Pferde wurden langsamer. Doch noch immer liefen sie auf das Haus zu. Hinter ihnen schwankte die Kutsche, und es sah so aus, als wollte sie uns überrennen.
In diesem Augenblick startete Danny!
Ich hatte den Fehler begangen und mich zu sehr auf die Kutsche konzentriert. So gewann er einige Schritte Vorsprung, ehe ich startete, um ihm nachzulaufen.
»Holen Sie ihn! Holen Sie ihn zurück!« rief Edna. »Mein Gott, er darf doch nicht verbrennen…«
***
In der Dunkelheit zu laufen, ist nie leicht. Besonders dann nicht, wenn der Boden nicht eben ist, und so musste ich meine Füße schon sehr anheben, um nicht zu stolpern.
Ein zehnjähriger Junge kann verdammt schnell rennen, das wurde mir in diesen Augenblicken wieder mal bewusst. Außerdem kannte er die Gegend hier besser als ich. Er bewegte nicht nur seine Beine, er schlug auch mit den Armen um sich, um das Gleichgewicht zu bewahren.
An den Pferden lief er vorbei. Ich sah, dass genau in diesem Moment die Tür aufgestoßen wurde. Sie verdeckte meine Sicht nicht, und so sah ich den Arm und die Hand, die aus der Türöffnung gestreckt wurden. Die Finger griffen nach Danny, der keinerlei Anstalten traf, sich zu wehren. Er ließ sich in die Kutsche hineinzerren, und für mich sah es gar nicht gut aus.
Aber ich wollte ihn haben und lief noch schneller. In die Nähe der Pferde war ich bereits gelangt, als sich die Gestalt auf dem Bock bewegte. Da schnellte ein Arm in die Höhe, und einen Augenblick später pfiff etwas durch die Luft.
Von vorn und leicht schräg versetzt jagte etwas Dunkles, Dünnes auf mich zu, das plötzlich Feuer
Weitere Kostenlose Bücher