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1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verbreitete ihren Schein.
    Keine Stimmen mehr. Keine fremde Schatten, sie sich gierig auf sie stürzen wollten. Es war alles okay und auf eine gewisse Weise auch beruhigend.
    Angela strich über die Stirn der Nonne und wischte dort die Schweißperlen weg. Hin und wieder zuckten Clarissas Lippen. Ihr Mund war trocken, deshalb fiel es ihr schwer, ein Wort zu sagen.
    Angela merkte es. Sie gab ihr einen Schluck Wasser zu trinken. Danach ging es Clarissa besser.
    »Und jetzt…?«
    Clarissa hielt sich mit beiden Händen am linken Arm der Oberin fest. »Sie waren wieder da.«
    »Ja, ich dachte es mir.«
    »Die Schatten – die Geister – sie geben einfach keine Ruhe. Sie sind überall. Sie erscheinen plötzlich, als würden sie von der Decke fallen und aus den Wänden kommen. Sie quälen mich, sie sprechen mit mir, ich kann sie hören. Sie wollen Sühne.«
    »Ja, weil sie keine Ruhe finden. Du hast dafür gesorgt. Du hast sie als Menschen getötet, Clarissa. Du hast ihnen einen Gefallen getan, ihren Seelen aber nicht. Und das ist das Problem, das gelöst werden muss. Alles andere ist nicht wichtig. Du musst büßen und sühnen, und du musst es auf deine Weise tun. Leben retten, Clarissa…«
    »Das habe ich getan.«
    »Ja, nur reicht es nicht.« Die Oberin schaute Clarissa sehr ernst an.
    »Es reicht nicht«, wiederholte sie.
    »Dann muss ich weitermachen?«
    »Ja.«
    »Und wen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich kann es dir beim besten Willen nicht sagen. Du wirst die Augen offen halten und die Menschen beobachten. Dann wirst du schon Bescheid wissen.«
    »Schlechte Menschen sollen sterben, nicht wahr?«
    »So muss man das sehen.«
    »Gibt es denn genug davon?«
    Die Oberin lachte auf. »Und ob es die gibt. Auch hier, das weißt du. Das haben wir erlebt. Und sollte erneut etwas geschehen, wirst du eingreifen müssen.«
    »Ja, das tue ich.« Clarissa verzog das Gesicht. Sie sah aus, als wollte sie anfangen zu weinen. Sie schluckte, sie schüttelte den Kopf und schaute zum Fenster. »Da draußen, da sind sie. Da haben sie freie Bahn, ich weiß es. Dort lauern sie auf mich, aber ich lauere auch auf sie, das kannst du mir glauben…«
    »Ich weiß, aber du musst auch daran denken, dass bald alles vorbei ist. Du hast hier im Kloster deinen Platz gefunden, und wenn du alles gesühnt hast, dann kann dir niemand mehr etwas antun. Dann wirst du auch von den Boten aus dem Jenseits in Ruhe gelassen. Sie müssen nur zufrieden gestellt werden, das ist alles.«
    Clarissa konnte wieder lächeln. Mit leiser Stimme sagte sie: »Es tut gut, dich so sprechen zu hören. Ja, es tut wirklich gut, das kann ich beschwören.«
    »Danke, ich danke dir.«
    Die Oberin schaute sich im Zimmer um. »Soll ich noch länger bei dir bleiben?«
    »Nein, das ist nicht mehr nötig. Sie haben mich schon besucht. Ich denke, dass ich nun meine Ruhe habe. Erst in der nächsten Nacht werden sie zurückkehren, das weiß ich, das war immer so…«
    Eine Hand strich über Clarissas braunes Haar. »Bis dahin vergeht noch viel Zeit. Vielleicht wirst du erneut Gelegenheit bekommen zur Sühne. Das wünsche ich dir von Herzen.«
    »Danke.«
    Obwohl beide Frauen über einen Mord gesprochen hatten, dachten sie nicht an ein Verbrechen.
    Es war die Sühne, nichts anderes. Taten, die jemanden befreiten, damit er wieder ohne Druck leben konnte.
    Die Oberin stand auf. »Ich werde später noch einmal nach dir schauen«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Danke.«
    »Jetzt solltest du schlafen.« Angela hob das Windlicht an und ging zur Tür.
    Clarissa blieb allein auf ihrem Bett liegen. Sie schaute gegen die Decke, und sie wusste, dass sie schlafen wollte. Aber es war nicht möglich. Ihre Augen blieben offen. Sie dachte an das Erlebnis mit diesen Gestalten und setzte sich plötzlich mit einer ruckartigen Bewegung auf.
    Es war ihr anzusehen, dass sie einen Entschluss gefasst hatte. Sie stieg aus dem Bett, bückte sich und schob ihre Hände unter das Bett, um dort etwas hervorzuholen, was sie da versteckt hatte.
    Zwei Gartenscheren…
    ***
    Der Herbst war da!
    Noch nicht mit voller Kraft, also Sturm und Regen, aber er ließ sich nicht mehr verleugnen. Auch wenn die Sonne schien, so hatte sie den Großteil ihrer Kraft verloren, und die Natur war nicht mehr in der Lage, sich mit ihren wärmenden Strahlen voll zu saugen. Erste Blätter fielen, nachdem sie eine andere Farbe bekommen hatten, und besonders in den Morgenstunden bildeten sich die Oktobernebel.
    Hätte man mich gefragt, ich hätte

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