Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dass du so denkst, meine Liebe. Ich würde dir gern eine Antwort geben, die dich beruhigt, doch auch mir sind die Hände gebunden. Ich kann sie nicht einfach anrufen oder ihnen Fragen stellen. So müssen wir Geduld haben.«
    »Wenn ich doch nur einen Hinweis hätte…«
    »Sei nicht ungeduldig. Versuche, Leben zu retten, auch wenn du andere dabei zerstörst. Aber diejenigen, die du rettest, sind dann sehr, sehr wertvoll.«
    »Das wünsche ich mir.« Clarissa schaute die Oberin an. »Wann werde ich wieder unterwegs sein?«
    »Spürst du denn den Drang?«
    »Noch nicht richtig.«
    »Der Ruf wird dich schon erreichen, da musst du keine Sorge haben.«
    »Und wie soll ich den Tag verbringen?«
    »Ich weiß es nicht.« Angela nickte ihr zu. »Du stehst in Kontakt mit der anderen Seite. Sie wird dir die entsprechenden Zeichen geben, und du weißt selbst, wie böse und grausam die Welt dort draußen vor unseren Mauern sein kann.«
    »Dann müsste ich mich auf die Suche begeben?«
    »Darauf wird es wohl hinauslaufen.«
    Clarissa nickte. Es war wieder eine Situation, wie sie sie nicht mochte. So völlig auf sich allein gestellt zu sein, das konnte ihr einfach nicht gefallen. Aber es gab keinen anderen Weg, denn auch die Oberin konnte ihr nicht helfen.
    »Am besten wird es sein, Clarissa, wenn du dich auf dein Zimmer begibst und dort wartest, bist du zu einer Sühnetat gerufen wirst. Alles andere wollen wir mal vergessen.«
    »Ja, das tue ich.«
    »Dann kannst du jetzt gehen. Wenn du etwas brauchst, sag mir bitte Bescheid.«
    »Ich denke daran.«
    Clarissa erhob sich. Es gefiel ihr nicht, die Geborgenheit dieses Büros verlassen zu müssen. Ihr Zimmer kam ihr stets kalt und auch zu eng vor. Sie wollte sich jedoch nicht beschweren, denn ihren Mitschwestern erging es nicht anders. Keiner hatte ein anderes Zimmer, abgesehen von der Oberin.
    Clarissa befand sich schon auf dem Weg zur Tür, als beide Schwestern den Lärm hörten.
    Die Nonne stoppte und drehte sich um.
    Sie sah, dass die Oberin eine gespannte Haltung auf ihrem Stuhl eingenommen hatte, und lauschte.
    »Was ist das?«
    Angela gab die Antwort. »Es hört sich an, als wollte uns jemand besuchen.«
    »Mit solch einem Lärm?«
    Das Büro lag zur Vorderseite hinaus. Sie brauchten nur durch eines der Fenster zu schauen, um zu sehen, was sich draußen vor dem Kloster abspielte. Da reichte ihnen ein Blick.
    Vier Rocker hockten auf ihren Maschinen und waren dabei, sie ausrollen zu lassen.
    »Die wollen zu uns!« flüsterte Clarissa.
    »Ich weiß.«
    »Willst du sie ins Kloster lassen?«
    »Ich werde erst mal fragen, was sie wollen.«
    »Gut.«
    Die Nonnen verließen das Büro. Ihre Gesichter waren angespannt.
    Von der Eingangstür her hörten sie das Klingeln. Geduld zeigten die Ankömmlinge keine, denn sie ließen den Finger auf dem Knopf ruhen.
    Die Oberin schickte Clarissa in den dunkleren Hintergrund der kleinen Halle, öffnete jedoch nicht die Tür, sondern die Klappe, um hinauszusehen.
    Sie schaute in das bärtige Gesicht eines Mannes mit kalten Augen.
    Sie nahm auch den Geruch nach Leder und Schweiß wahr, und dann sah sie, wie sich die feuchten Lippen bewegten und den ersten Satz formten.
    »Machen Sie auf! Wir brauchen Hilfe!«
    »Ach ja?«
    »Verdammt, öffnen Sie!«
    Angela stellte sich stur. »Von welch einer Hilfe sprechen Sie? Was können wir für Sie tun?«
    »Einer von uns ist verletzt. Ihr seid doch so christlich und die Duzschwestern vom Lieben Gott. Also kommt eurem Gebot der Nächstenliebe nach.«
    »Wo ist der Mann?«
    Der Typ an der Tür trat zur Seite. Zwei andere hielten einen Dritten fest, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Man hatte ihm den Helm abgenommen, und so schaute die Oberin direkt in sein mit Schweiß bedecktes Gesicht.
    »Was hat er?«
    »Er ist verletzt, verdammt!«
    »In Thorpe gibt es einen Arzt, und bis Staines ist es auch nicht weit. Wie ich sehe, besteht keine akute Lebensgefahr, sodass…«
    Der Bärtige fuhr herum. Dabei griff er unter seine Jacke und holte ein Messer hervor. Der Arm schoss vor, und die Oberin sah die Klinge dicht vor ihren Augen.
    »Bleib stehen, Schwester. Ich will weiterhin dein Gesicht sehen, und ich glaube fast, dass du in dieser Haltung auch die verdammte Tür öffnen kannst.«
    Die Oberin wusste sehr genau, wann sie verloren hatte. Wenn sie nicht freiwillig mitspielte, würde sie es mit nackter Gewalt zu tun bekommen. Deshalb fügte sie sich in ihr Schicksal.
    Der Rocker hatte recht. Sie konnte

Weitere Kostenlose Bücher