Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1482 - Clarissas Sündenfall

1482 - Clarissas Sündenfall

Titel: 1482 - Clarissas Sündenfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hinab in den Bereich des Eingangs, wo sie sich einen ersten Überblick verschaffen wollte.
    Wie oft war sie die Treppe schon gegangen! Clarissa kannte jeden Fleck auf den Stufen, und trotzdem lief sie nicht mit schnellen Schritten weiter, sondern ging bedächtig.
    Auf halber Strecke stoppte sie.
    Etwas passte ihr nicht. Sie hörte Stimmen, und zwar fremde Stimmen, die nicht den Rockern gehörten. Es musste während ihrer Abwesenheit weiterer Besuch ins Kloster gekommen sein. Eine Frau und ein Mann, wobei die Frau weniger sprach als ihr Begleiter.
    Es ärgerte Clarissa, dass ihr Plan dadurch durcheinander gebracht wurde. Zugleich stieg die Neugierde in ihr hoch. Sie wollte wissen, wer die Besucher waren.
    Deshalb gingt sie behutsam zwei Schritte weiter. Erst dann öffnete sich ihr der Blick in die Halle.
    Ja, dort waren sie – drei Personen. Die Oberin und ihre neuen Besucher. Sie standen sich gegenüber, sie sprachen miteinander, und wer ihre Haltungen sah, der konnte nicht behaupten, dass sie sich feindlich gesonnen waren.
    Clarissa beruhigte sich wieder. Sie brauchte nur darauf zu warten, dass die Oberin mit ihren Besuchern im Büro verschwand, dann hatte sie freie Bahn.
    Die Überraschung folgte ein paar Sekunden später. Da tauchten plötzlich drei der vier Rocker auf, und sie machten nicht den Eindruck, als wollten sie die neuen Besuchen freundlich begrüßen.
    Der bärtige Anführer hielt in seiner rechten Hand eine Pistole, die bestimmt keine Erbsen abschoss. Er hielt in guter Schussweite an, und den folgenden Dialog zwischen ihm und dem blonden Besucher bekam Clarissa kaum mit, weil das Blut wie ein wilder Fluss in ihren Ohren rauschte. Sie sah ihren Plan schon vereitelt, als sich dennoch alles zum Guten für sie wendete.
    Die Rocker und die beiden neuen Gäste verschwanden zusammen mit der Oberin. Sie gingen in Richtung Küche.
    Jedenfalls verschwanden sie aus Clarissas Sichtbereich, der nichts Besseres hätte passieren können. Der Weg, um wieder einen Teil ihrer großen Schuld abzutragen, war frei.
    Sie wartete auch nicht länger und glitt recht schnell die letzten Stufen hinab.
    Im Bereich der Tür hielt sich niemand auf. So konnte Clarissa ungesehen in den Flur eintauchen, der zu den Gästezimmern führte. In einem würde sie den verletzten Rocker finden, und er würde sich wohl kaum wehren können.
    Es war niemand da, der sie aufhielt. Und als sie die Tür aufstieß, da lächelte sie.
    Wenig später war sie tief enttäuscht, denn dieses Zimmer war nicht belegt. Erst im nächsten Zimmer hatte sie das Glück, was sie brauchte, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte den Raum sogar ganz normal betreten, denn der Rocker lag auf dem Rücken im Bett und hatte die Augen geschlossen. Er schien zu schlafen.
    Clarissa schob die Tür hinter sich leise zu. Dann lächelte sie wieder. Es war ein abgrundtief böses Lächeln. Ihr gesamter Körper schien sich dabei zu spannen. Sie schaffte es sogar, den Atem anzuhalten, als sie sich dem Bett näherte. Dabei griff sie in die Taschen und holte die beiden Scheren hervor.
    Die Kühle des Metalls tat ihr gut. Durch ihren Kopf zuckte ein Begriff, der sich permanent wiederholte.
    SÜHNE! SÜHNE!
    Sie musste sühnen. Das Böse auf dieser Welt musste ausgerottet werden, um den Seelen der Verstorbenen freie Bahn ins Jenseits zu verschaffen. Nur so konnte sie ihr eigenes Heil wieder zurückerhalten.
    Neben dem Bett blieb sie stehen.
    Sie schaute auf den frischen Verband, der um den nackten Oberkörper gewickelt war. Er war noch nicht durchgeblutet, denn sie entdeckte keine roten Flecken.
    Die Augen des Verletzten waren und blieben geschlossen. Er würde so gut wie nichts merken und Clarissa hob die beiden Hände mit den Gartenscheren an. Jetzt schwebten sie über der reglosen Gestalt.
    Die beiden Waffen wiesen mit ihren Spitzen nach unten, und Clarissa überlegte, wohin sie die Scheren stoßen sollte.
    Beide in die Brust oder eine in die Kehle und die andere in die Brust?
    Sie hatte die Wahl. In der Bank war es anders gewesen. Da hatte sie schnell handeln müssen. Hier konnte sie sich Zeit nehmen und sich alles genau überlegen.
    Da schlug der Verletzte seine Augen auf!
    ***
    Wir hatten ja mit vielem gerechnet, nur nicht mit diesem Empfang.
    So etwas in einem Nonnenkloster zu erleben war nicht vorhersehbar gewesen, aber das Schicksal schlug oft Kapriolen, die man vorher nicht einkalkulieren konnte.
    Wir waren nicht lange nur von einer Waffe bedroht worden. Auch der

Weitere Kostenlose Bücher