1483 - Der Hollywood-Vampir
gekrümmt aus dem Oberkiefer ragten und tatsächlich aussahen wie kleine Messer.
»Ja, du bist es…«, flüsterte sie.
»Ich weiß.«
»Und du bist nicht tot.«
»Nein, ich habe den Tod überwunden. Ich habe einen großen und mächtigen Helfer zur Seite gehabt.« Er hatte die beiden Sätze kaum ausgesprochen, als sich seine Augen veränderten und sich aus den Schächten der Pupillen etwas nach vorn drängte, das ein rotgelbes Leuchten abstrahlte. Es sah aus wie eine gebändigte und auf einen winzigen Raum begrenzte Flamme, die etwas ausstrahlte, was Kate noch nie zuvor gesehen hatte. Ein derartiges Feuer war nicht normal.
Seltsamerweise verspürte sie keine Angst. Sogar das Gegenteil trat ein. Die Freude über den Besuch des geliebten Armando überwog alle anderen Gefühle.
»Was willst du wirklich?« flüsterte sie.
»Möchtest du es wirklich wissen?«
»Ja, bitte.«
»Ich bin gekommen, um dir das ewige Leben zu schenken, meine Liebe…«
***
Ja, es war wieder wie damals, und er roch auch so. Kate hatte diesen wilden Geruch nie vergessen. Dabei konnte sie ihn nicht mal einordnen, sie mochte ihn einfach und war beinahe süchtig nach ihm, und auch jetzt schöpfte sie ihn voll aus, als sie zur Seite glitt, um ihm Platz zu machen.
Armando Diaz wollte nicht zu ihr ins Bett. Er reagierte filmgemäß wie damals, und so sank er langsam neben dem Bett auf die Knie.
Kate zitterte. Dieser schöne Mann, dieses attraktive männliche Wesen wollte etwas von ihr, dieser alt gewordenen Frau mit der schlaffen Orangenhaut.
Zum Teufel, sie würde alles mit sich machen lassen, nur um von ihm etwas Liebe zu bekommen. Sie würde sich hingeben, sie würde auf ihn hören, sie würde sich nicht wehren.
Er strich mit seinen langen Händen zuerst über die Decke und berührte sie dann dicht unter dem Hals, wo der Stoff ihres Nachthemds endete.
Kate zuckte bei dieser Berührung zusammen. Die nächste Reaktion bestand aus einer Verkrampfung, sie schaffte es kaum, Luft zu holen, und hielt den Atem an.
»Es ist wie damals…«
Der schöne Armando nickte nur. Der Ausdruck seiner Augen hatte sich wieder normalisiert, und Kate konzentrierte sich auf die Berührung seiner Finger. Sie spürte keine Wärme auf der Haut, aber auch keine Kälte. Bei ihm war alles neutral. Er war nicht gealtert.
Und er hatte nichts vergessen.
Seine Finger zupften am oberen Saum des Nachthemds und zerrten den Stoff nach unten. Er rutschte auch über die Schulter hinweg.
Für einen Augenblick kam Kate Rome der Gedanke, dass er gekommen war, um mit ihr zu schlafen, wobei sie sich innerlich selbst auslachte. Nicht in ihrem Alter.
Armando konzentrierte sich auf den Hals der Frau, dessen Haut längst nicht mehr so glatt war wie früher. Sie hatte dem Alter Tribut zollen müssen, da lag Falte neben Falte, und wenn er sie beißen wollte, hätte er die Haut erst glatt ziehen müssen.
Sie nahm keinen Atem wahr.
Auch das war wie damals, aber trotzdem anders. Früher hatte Armando den Atem anhalten müssen, denn ein Vampir brauchte keine Luft zu holen. Jetzt aber…
Kates Gedanken rissen, denn ihr unheimlicher Besucher hatte nun genau das erreicht, was er wollte. Er hatte ihren Hals an der linken Seite vom Stoff des Nachthemds befreit und musste nur noch die Haut straffen, was er auch tat.
Fertig zum Biss!
Es war für die ehemalige Schauspielerin nicht zu erklären, aber es war fantastisch. Sie jubelte innerlich, und sie dachte nicht im Traum an die Gefahr. Sie war voller Freude, und dass sich ihre Augen mit Tränen füllten, war eine Folge davon.
Endlich schaffte sie es, Armando eine Frage zu stellen. »Warum bist du gekommen?«
»Weil ich dich will. Endlich! Ja, ich will dich, und zwar dich und keine andere.«
Sie weinte. Ihr Gesicht zuckte, und sie öffnete die Augen weit.
Sein Gesicht schwebte über ihr. Es war wie ein Traum, aber er war real. Was sie hier erlebte, das bildete sich Kate nicht ein. Auch nicht das Kratzen der langen Fingernägel über die linke Halsseite.
Es war wunderbar.
»Jetzt gehören wir zusammen, meine Liebe. Ich bin gekommen, um dir das ewige Leben zu geben. Nimmst du es an?«
»Ja, das tue ich!«
»Wunderbar, meine Leibe, das ist einfach wunderbar. So habe ich es mir gewünscht. Schließ die Augen, bitte.«
»Gern.« Es war nicht nur so dahingesagt. Wenn sie die Augen geschlossen hielt, steigerte sich ihr Sehnen noch. Dann würde sie eintauchen in ihr neues Leben, weg aus ihrem jetzigen, das in ihrem Alter alles andere
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