1487 - Die Dämonen-Prinzessin
mir einen bestimmten Weg gegangen und blüht in meiner Nähe auf. Ich habe ihn oft in seinen Träumen besucht, und wir haben uns immer wunderbar verstanden. Er konnte es kaum erwarten, mit mir in die Welt der Märchen zu gehen. Es war für ihn jedes Mal ein großes Wunder, und ich will, dass auch ihr so etwas erlebt. Hier bei mir ist das Tor, hier ist der Anfang. Kommt her und schaut. Lasst euch auf das Neue ein, das gar nicht so neu ist, sondern sehr alt. Nicht mehr erzählen, selbst erleben, meine Lieben. Deshalb bin ich gekommen. Und nun steht auf und kommt zu eurer Prinzessin, die euch von ganzem Herzen liebt.«
Es waren Worte, die nicht ohne Folgen bleiben konnten. Ophelia hatte sie sehr intensiv gesprochen. Da die Kinder bereits in ihren Bann geraten waren, ebenso wie die Mütter, würden sie nichts anderes tun, als der Aufforderung zu folgen.
Genau das durfte ich nicht zulassen. Ich konnte die Kinder schließlich nicht in ihr Verderben laufen lassen, und so machte ich mich bereit, einzugreifen.
Noch überlegten die jungen Zuschauer. Ich bekam Zeit, mein Kreuz hervorzuholen und es in die Hand zu nehmen. Auch hier war die leichte Wärme zu spüren.
Wichtig war, dass ich den genauen Zeitpunkt des Eingreifens abpasste. Kein Kind sollte verloren sein.
Die Ersten bewegten sich. Sie schauten sich an, sie flüsterten miteinander, und ich bewegte mich schon vor.
Genau da passierte es.
Wahrscheinlich hatte Lena Quinn die Tür hinter mir lautlos geöffnet. Es brauchte ja nur ein Spalt zu sein, um mithören zu können. Jedenfalls hatte sie es getan, und sie wusste jetzt verdammt genau, dass es auch um ihren Sohn ging.
Die ersten Kinder standen bereits, und ich wollte auch gehen, als ich hinter wir die gellend geschrienen Sätze hörte.
»Nein, nein! Keiner geht mit dir, du verfluchtes Weibstück! Keiner! Dafür sorge ich!«
Bevor ich eingreifen konnte, huschte Lena Quinn bereits an mir vorbei, links bis zur Wand hin, und rannte dort mit langen Schritten auf die kleine Bühne zu…
***
Sie tat alles, um ihren Sohn zu retten. Dass sie sich dabei selbst in große Gefahr begab, schien ihr nicht bewusst zu sein, sie sah nur das Ziel. Das allein war wichtig. Sie wollte ihren Sohn nicht verlieren.
Aber sie dachte nicht daran, dass eine Aktion wie diese sie das Leben kosten konnte.
Ich musste sie stoppen!
Leider hatte die Frau schon einen großen Vorsprung. Der Weg zur Bühne war zudem nicht besonders weit.
Ihre Schreie hatten auch die Kinder aufmerksam werden lassen.
Was die Mütter taten, sah ich nicht, denn ich musste Lena verfolgen.
Vor der Bühne würde ich sie nicht mehr erreichen. Ich behielt den Ort im Auge und sah, dass sich Ophelia von ihrem Thron erhob.
Auch sie konnte man nicht so leicht durcheinander bringen.
Doch nun war ihr das Handeln aus den Händen genommen worden. Jetzt musste sie sich mit dieser anderen Person auseinander setzen, die so plötzlich aufgetaucht war.
Ophelia ging ihr entgegen. Sie hatte nur Augen für die Frau, und ich hörte ihre kreischend gesprochene Botschaft.
»Der Junge gehört mir, nicht mehr dir! Du aber wirst im dämonischen Feuer verbrennen, das schwöre ich dir! Hier auf der Bühne werden dich die Flammen verzehren…«
Das wollte ich verhindern. Ich wusste auch, dass ich sie nicht mehr vor dem Podium erreichen würde.
Da kam mir das Schicksal zu Hilfe. Lena Quinn hatte die Höhe der Bühne unterschätzt. Es war wirklich kein Kunststück, sie mit einem Satz zu ersteigen, aber man musste schon hinsehen, und das hatte die Frau nicht getan.
Sie stolperte und wurde nach vorn geschleudert, sodass sie praktisch auf das Podium stürzte.
Dort schlug sie lang auf, rutschte ein Stück weiter und stemmte sich dann in die Höhe, um einen neuen Versuch zu starten.
Den ließ ich nicht mehr zu!
Durch den kurzen Stopp hatte ich sie erreicht, bückte mich und zerrte sie hoch wie ein Katze ihr Junges. Sie schrie nicht mal auf, nur ihr Körper versteifte.
Ich stieß sie zur Seite, um freie Bahn zu haben. Es griff kein anderer ein, auch die Kinder liefen nicht zur Bühne hin, die ich mit einem Sprung erreicht hatte.
Dann standen wir uns gegenüber.
Ich erwartete einen Angriff der dämonischen Prinzessin, aber sie hielt sich zurück. Ihr Gesicht und ihre Augen strömten eine Kälte aus, die einem Angst einjagen konnte, aber nicht bei mir.
Ich hatte das Kreuz. Ich riss es hoch, und ich wollte diese grausame Märchenwelt vernichten.
Das schaffte ich nicht, denn die
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