1487 - Die Dämonen-Prinzessin
Dämonen-Prinzessin zog sich zurück. Sie glitt über den Boden hinweg. Dabei tauchte sie in den Hintergrund ein, wo die gesamte Szenerie zusammenstürzte und sie kurzerhand verschlang. Ihr eigenes Reich sorgte für ihre Flucht, und ich merkte, dass mich irgendwelche Winde erfassten, denen ich nichts entgegenzusetzen hatte, denn das Verschwinden dieser dämonischen Welt konnte ich einfach nicht aufhalten.
So ähnlich musste es sein, wenn eines dieser berühmten Schwarzen Löcher alles in sich hineinzog. Ich erlebte den Sog, der mich nicht mitriss, denn es ging allein um ihre Flucht.
Ihr Ziel kannte ich nicht. Dafür hörte ich noch ihr Versprechen.
»Ich hole sie mir! Ich komme zurück und werde mir die Kinder schnappen. Darauf kannst du dich verlassen…«
Es war ihre letzte Botschaft, und ich wusste genau, dass ich sie nicht vergessen würde…
***
Eine weinende Lena Quinn hielt ihren Sohn Gerrit umfangen, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Es war für sie schwer, dies alles zu begreifen, aber letztendlich stand fest, dass Gerrit und auch die anderen Kinder gerettet worden waren.
Ich selbst kam mir zwar nicht wie ein Märchenonkel vor, aber auch nicht wie der große Held. Ich hatte einfach Glück gehabt und wusste auch, dass die Dämonen-Prinzessin noch existierte. Ihr letztes Versprechen hatte sich in meinem Kopf eingebrannt.
Die Frau, die mit ihren beiden Kindern auf der Bühne stand, hieß Judy Peters. Sie war zu mir gekommen, sie hatte mir gedankt, aber sie war dabei auch recht abwesend gewesen.
Da ich ihr meinen Namen gesagt hatte, sprach sie mich damit an.
»Sie können sagen, was Sie wollen, Mr. Sinclair, aber ich habe das alles nicht richtig begriffen.«
»Warum nicht?«
Sie hob die Schultern an. »Eine gute Frage. Nur habe ich Probleme mit der Antwort.«
»Inwiefern?«
»Können Sie sich vorstellen, wie man sich fühlt, wenn man etwas erlebt und das Gefühl hat, neben sich zu stehen?«
»Irgendwie schon. Das geht uns allen mal so.«
»Ja«, bestätigte sie. »Ich war bei den Kindern, ich bin noch jetzt bei ihnen, aber ich weiß nicht, was da genau abgelaufen ist. Alles ist wie unter einem Schleier verborgen. Ich kam mir vor, als hätte man mich aus der Normalität entfernt. Was ist das nur gewesen?«
Mittlerweile hatte jemand das Licht eingeschaltet. Die Helligkeit reichte bis zur Bühne, sodass ich der Frau ins Gesicht schauen konnte und das Unverständnis in ihren Augen las.
»Ich kann Ihnen keine klare Antwort geben, Mrs. Peters. Gehen Sie einfach davon aus, dass sie ein Phänomen erlebt haben.«
»Das ist mir zu wenig.«
»Nun ja, hier sind zwei Welten aufeinander getroffen. So kann man es am besten beschreiben.«
»Nein.« Sie war skeptisch. Das bewies auch ihr Gesichtsausdruck.
»Es gibt nur eine Welt.«
»Ja, für Sie.«
»Und sonst?«
Ich lächelte sie an. »Es ist am besten, Mrs. Peters, wenn Sie darüber nicht länger nachdenken. Belassen Sie es einfach dabei.«
»Und woher kam diese Frau?«
Ich hob die Schultern.
»Sie wollen es mir nicht sagen.«
»Sie würden es nicht verstehen, Mrs. Peters.«
Sie gab nicht auf. »Dann muss ich unter Umständen damit rechnen, dass diese Unperson noch mal zurückkehrt. Ich habe ihr Versprechen nicht vergessen. Sie will sich die Kinder holen, und das ist verdammt schlimm. Keine Mutter will ihr Kind verlieren, aber als sie sprach, da hätte ich ihr keinen Widerstand entgegensetzen können. Das ist für mich so schlimm. Ich hätte meine beiden Kinder einfach weggegeben. So etwas hätte ich mir vor einem Tag nicht vorstellen können. Wir sind gekommen, um Ophelia zu hören, doch nun…«
»Lassen Sie alles auf sich beruhen, Mrs. Peters. Es ist wirklich besser für Sie.«
»Danke, ich werde es versuchen.« Sie nickte mir zu und verließ mit ihrer beiden Kindern die Bühne, auf der ich noch blieb und meinen Blick nach vorn richtete.
Innerhalb des Raumes hatte die Normalität wieder Einzug gehalten. Das helle Licht hatte die Schatten vertrieben, aber es war trotzdem sehr ruhig. Normal wären die Stimmen der Kinder gewesen, die ich jedoch kaum hörte. Wenn die Kids miteinander sprachen, dann sehr ruhig, auch leise, als litten sie unter irgendwelchen bösen Erinnerungen.
Die Mütter hatten sich der Kinder angenommen. Sie gingen bereits mit ihnen dem Ausgang entgegen. Außer Judy Peters hatte sich niemand getraut, mit mir zu sprechen.
Ich wandte mich an Lena Quinn. Sie stand auf der kleinen Bühne, hielt ihren Sohn umschlungen und
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