1487 - Rebellion in der Gen-Fabrik
nicht schon längst gegeben hätte und als müsse ich nun noch etwas mit ihm besprechen. Es hielt mich nicht auf meinem Platz. Ich mußte diesem Blick ausweichen.
Es gelang mir nicht!
Die Augen des Klons bewegten sich mit winzigen Rucken. Seine Blicke folgten mir bis hin zum anderen Ende des Raumes, wo sich die Schaltzentrale befand. „Ja?" fragte Taphon.
Ich versuchte zu sprechen, aber ich konnte nicht.
Warum starrt er mich so an? Seine Augen haben Ausdruck, als wenn er gar kein Müll wäre! schoß es mir durch den Kopf.
Der Klon hatte verkrüppelte Beine. Er hatte sichtlich Mühe, sich aufrecht zu halten. Mit einer Hand hielt er sich an einem anderen fest. Er gehörte zum Gen-Müll. Ich wußte es. Aber ich sah plötzlich einen Menschen in ihm, und ich war nicht in der Lage, das Experiment fortzusetzen.
Was tust du? fragte ich mich. Wie kannst du rechtfertigen, was hier geschieht? „Soll ich nicht anfangen?" fragte Taphon. „Selbstverständlich sollst du das", rief der Cantaro, der mein Verhalten falsch deutete. Offensichtlich glaubte er, daß ich wiederum einen Sabotageakt eines Widder-Agenten befürchtete. Er hatte keine Vorstellung von meinen wahren Empfindungen. Ich selbst war überrascht von ihnen und konnte sie nicht einordnen. Derartige Gedanken hatte ich mir eigentlich nie gemacht. Mit Yrmakarem hatte ich höchstens mal am Rande über dieses Problem diskutiert. Wir waren uns jedoch einig gewesen, daß der Forschungsgedanke immer im Vordergrund stehen mußte, wenn wir überhaupt weiterkommen wollten.
Ich hatte mich kurz abgewendet. Jetzt drehte ich mich wieder herum und blickte zu dem Objekt hinüber, das mich fixiert hatte. Es war völlig verändert. Seine Augen waren leer wie die eines seelenlosen Wesens.
Wirklich seelenlos?
War es gerechtfertigt, bei ihm oder den anderen von „Material" zu sprechen?
Wo war meine Selbstsicherheit geblieben? Ich hatte früher nie darüber nachgedacht, ob zu verantworten war, was wir taten. Aufkommende Fragen hatte ich stets mit dem Argument abgetan, daß wir Forscher wären, deren Aufgabe es sei, die Geheimnisse des Kosmos zu enträtseln.
Wieso stellte ich jetzt plötzlich meine Arbeit in Frage?
Mit wachsendem Unbehagen blickte ich zu den Baalol-700ern hinüber. Wurden sie durch die kodifizierte Formenergie wirklich ausreichend abgeschirmt? Schützte dieser Schirm? Oder nahmen sie Einfluß auf uns, ohne daß wir uns dessen bewußt wurden? Entglitten uns die Geister, die wir gerufen hatten? Wurden wir ihrer nicht mehr Herr?
Ich meinte, die Stimme von Yrmakarem zu hören. „Was ist", hatte sie mich einmal gefragt, „wenn sich eines Tages alles umkehrt und wir für sie >Material< werden?"
Taphon gab den entscheidenden Befehl mit Hilfe des Syntrons. Seine Stimme erreichte die Baalol-700-Klone. Sie drehten sich alle zu der Wand hin, hinter der ihre Opfer ahnungslos warteten. Die Wand verschwand, und sie wurden aktiv. Der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich ein wenig, sonst aber war nicht zu erkennen, daß sie handelten. Die Überwachungsinstrumente zeigten allerdings höchste PSI-Tätigkeit an. Unsichtbare Impulswellen hoher psionischer Energie überfluteten den Gen-Müll.
Ich hatte gewußt, was passieren würde. Dennoch hielt ich jetzt unwillkürlich den Atem an, als die Opfer des Angriffs schreiend zusammenbrachen, blind gegen die Wände anrannten, um aus der Nähe der Octos zu entkommen, oder hilflos zuckend über den Boden krochen.
Ich sah kein „Material" mehr in ihnen, sondern Menschen, und mir wurde übel. Ich lehnte mich mit dem Rükken an die Wand und bedeckte meinen Mund mit der Hand, damit niemand sehen konnte, wie ich würgte. Glücklicherweise achtete keiner der anderen auf mich. Sie hätten ganz sicher kein Verständnis dafür gehabt, daß der araische Leiter des Projekts sich wie ein Verbrecher vorkam.
Es gab Grenzen wissenschaftlicher Forschung, und wir hatten sie eindeutig überschritten.
Taphon schaltete die Projektoren für die Formenergie wieder an, und die Wände wurden undurchsichtig.
Wir wurden von einem schier unerträglichen Anblick befreit. „Ausgezeichnet", lobte Peeroush. In die Hände klatschend, erhob er sich aus seinem Sessel. „Gefallen hat mir vor allem, daß die Octos ruhig und ausgeglichen blieben, als sie sahen, welche Wirkung sie erzielt haben. Wir sind auf dem richtigen Weg. Daran kann nun kein Zweifel mehr bestehen."
Er kam zu mir, und ich hatte das Gefühl, daß die Blicke aus seinen hellbeigen Augen bis tief
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