1489 - Die Männerfalle
wieder eine leichte Furcht in seiner Stimme mit. »Wie sieht es da aus?«
»Anders. Nur glaube ich nicht, dass die Verfolgerin hier in dieses Krankenhaus eindringen kann, ohne dass sie gesehen wird. Unsichtbar machen kann sie sich nicht.«
»Sie machen mir Hoffnung.«
»Das soll auch so sein.«
»Und ich frage mich, wann ich das Krankenhaus verlassen kann.«
Evelyn Gubo hatte die letzte Frage ihres Bruders gehört. »Das solltest du den Ärzten überlassen, mein Lieber. Deine Verletzung war kein Kinderspiel.«
»Ich habe kaum noch Schmerzen.«
»Das liegt an den entsprechenden Mitteln. Ich finde, dass du alles auf dich zukommen lassen solltest.«
»Ja, ist ja schon gut.« Er lächelte seiner Schwester zu. »Danke, dass du in der Nacht so gut und spontan gehandelt hast. Wer weiß, was sonst noch alles passiert wäre.«
»Eben.«
Eric Gubo schloss die Augen. Das Gespräch hatte ihn doch ziemlich angestrengt, und wir sahen, dass er seine Ruhe haben wollte.
Die gönnten wir ihm auch, wobei ich ihm noch einen letzten Blick zuwarf, bevor ich ihm die Hand reichte, um mich zu verabschieden.
»Warten Sie, Mr. Sinclair, ich komme mit«, sagte Evelyn Gubo.
»Gut.«
Auf dem Flur trafen wir wieder zusammen. Mrs. Gubo sah alles andere als glücklich aus. Sie strich über ihre Stirn, und ich vernahm dabei ihr leises Stöhnen.
»Was haben Sie?«
»Es ist alles so schlimm, Mr. Sinclair«, flüsterte sie, »und es ist auch verrückt.« Sie schüttelte den Kopf und schaute dabei zu Boden.
»Das passt nicht zusammen. Das ist nicht das Leben. Das steht einfach alles außen vor, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Sehr gut sogar.«
»Mir geht die Frau nicht aus dem Kopf. Sie wollte ja nichts von mir, sage ich mal, sondern von Eric. Ihn hat sie verfolgt, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er diese Person in einer Kneipe aufgegabelt hat. Oder wie sehen Sie das?«
»Ähnlich.«
»Und konkret?«
Ich blieb stehen, weil wir die Treppe hinter uns gelassen und den Bereich des Eingangs erreicht hatten. »Ich kann Ihnen leider keine konkrete Antwort geben, Mrs. Gubo.«
»Können Sie nicht? Oder wollen Sie nicht?«
»Vielleicht beides.«
Ernst schaute sie mir in die Augen. »Sie haben intensiv mit meinem Bruder gesprochen, und ich denke, er hat Ihnen einige Tipps geben können, Mr. Sinclair.«
»Das mag schon sein.«
»Wollen Sie mich nicht darüber aufklären?«
Ich wiegte den Kopf. Dabei atmete ich hörbar auf. »Es gibt Dinge im Leben, die unausgegoren sind, und deshalb ist es nicht gut, wenn man darüber redet.«
»Haben diese Dinge denn etwas mit meinem Bruder zu tun, Mr. Sinclair?«
»Das denke ich schon.«
Sie schloss für einen Moment die Augen. Ihre Lippen zuckten, aber sprechen konnte sie nicht. Dann flüsterte sie: »Ich habe Angst, Mr. Sinclair. Eine verdammte Angst vor der Zukunft, denn ich glaube, dass das nicht alles gewesen ist.«
»Was meinen Sie damit?«
»Schon gut. Es kann sein, dass mein Bruder etwas ans Licht geholt hat, das besser im Dunkeln geblieben wäre. Die Gestalt hinter der Scheibe, das ist ein Anblick gewesen, den ich nicht vergessen kann. Mein Bruder hat einen großen Fehler begangen, das steht für mich fest. Er hätte dort nicht hingehen sollen.«
»Wohin hätte er nicht gehen sollen, Mrs. Gubo?«
»Sie wissen genau, wovon ich spreche, Mr. Sinclair. Aber belassen wir es dabei. Ich hoffe, dass Sie sich besser verhalten und alles mit den Augen eines Polizisten sehen.« Sie nickte mir zu. »Guten Tag, und passen Sie auf sich auf.«
Dann ging sie und ließ mich stehen.
Die letzten Worte der Frau hatten mich schon nachdenklich gemacht. Sie schien mehr zu wissen, als sie ihrem Bruder gegenüber zugegeben hatte, aber daran konnte ich jetzt auch nichts ändern.
Ich war mal wieder ins kalte Wasser gesprungen, doch ich wusste auch, wie ich mich an der Oberfläche halten konnte…
***
Es roch nach den verschiedensten Parfümen, Deos und nach Zigarettenrauch. Offiziell gab es zwar ein Rauchverbot in den Gaststätten, aber wer hielt sich schon in den Clubs daran. Wer rauchen wollte, der rauchte, und das war der Chefin auch egal, solange es keine Drogen waren, die ihre Gäste konsumierten.
Caroline Ricci, von ihren Bekannten nur Caro genannt, zündete sich eine Zigarette an, als sie durch den unteren Bereich des Clubs ging und den beiden Putzfrauen zuschaute, die hier reinigten. Den oberen Teil hatten sie bereits hinter sich. Jetzt wischten sie hier den Boden oder putzten das Holz
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