1489 - Die Männerfalle
nach.«
Jane wies auf die Zimmertür. »Du willst noch zu Justine?«
»Ja.«
»Das ist dein Bier.«
Wir verließen gemeinsam Janes Wohnzimmer. Sie stieg die Treppe hoch, ich ging zu der Tür, die gegenüber lag, war höflich, klopfte kurz an und betrat den Raum.
Ein Halbdunkel empfing mich. Es lag an den entsprechend gestrichenen Wänden und auch am Fenster, vor dem ein Rollo zur Hälfte nach unten gezogen war, sodass nicht viel Tageslicht in das Zimmer fiel.
Justine Cavallo sah ich nicht. Auf dem einfachen Bett lag nur ihr Bademantel. Ob sie sich überhaupt noch im Haus befand, wusste ich nicht. Sie konnte es klammheimlich verlassen haben. Schließlich war sie nicht verpflichtet, Jane Bescheid zu geben.
Aber warum war sie verschwunden? Wollte sie irgendwelchen weiteren Fragen aus dem Weg gehen?
Das konnte durchaus der Fall sein.
Und sollte es stimmen, dann wusste sie mehr.
Ich verbrachte keine Sekunde länger in dem Raum und stieg die Treppe hoch, die unter dem Dach endete. Dort befand sich das Archiv, quasi Janes jetziger Arbeitsplatz, das früher von der Horror-Oma Lady Sarah eingerichtet worden war. Was hatte sie nicht alles gesammelt! Bücher über Bücher, deren Inhalte sich mit magischen, mystischen und auch historischen Themen beschäftigten. Bei ihr hatte ich mir oft Rat geholt und dabei auch ihre Videothek bewundert, die eine Fülle von Horror- und Kriminalfilmen enthielt.
Jane hatte in der Zwischenzeit auf DVD umgerüstet, und so befanden sich die Videofilme verpackt in irgendwelchen Kartons, die sich unter einer Schräge stapelten.
Jane Collins saß vor dem Computer. Sie hatte meine Schritte gehört und fragte, ohne sich dabei umzudrehen: »Na, was hat deine tolle Partnerin gesagt?«
Ich überhörte ihren Spott und erwiderte: »Sie war nicht mehr in ihrem Zimmer.«
»Toll. Dann ist sie verschwunden.«
»Und wohin?«
Jane winkte ab. »Woher soll ich das wissen? Aber ich glaube nicht, dass sie sich noch hier im Haus aufhält und sich einen Kaffee kocht, der nach Blut schmeckt.«
Ich trat hinter die Detektivin und schaute über ihre Schulter hinweg auf den Bildschirm.
»Und? Erfolg gehabt?«
»Nein.« Sie wies nach vorn. »Ich habe den Begriff Erotic-Club eingegeben, aber nichts Konkretes herausgefunden. Was die Erotik angeht, jede Menge, aber nicht in einem Zusammenhang mit diesem komischen Club. Da muss selbst die Suchmaschine passen.«
»Und es gibt wirklich nichts?«
»Nein. Ich habe es auch unter dem Begriff Caroline versucht und bin gescheitert. Da kann man nichts machen. Uns bleiben nur die Informationen, die wir schon haben.«
»Die sollten eigentlich genügen.«
»Denke ich auch, John. Ich bin verdammt gespannt darauf, wer sich hinter dem Namen verbirgt.«
»Keine Vampirin.«
»Das weißt du genau?«
»Ja, denn wäre es anders, hätte mir Eric Gubo etwas gesagt. Das glaube ich fest.«
Jane schaltete den Computer aus. »Dann hilft nur noch ein entsprechender Besuch in diesem Etablissement.«
»Ich weiß nicht, Jane, aber wäre es nicht besser, wenn ich allein dorthin ginge?«
Sie schaute mich an. Ich kannte diesen Blick. Da brauchte sie eigentlich nichts mehr zu sagen. Sie tat es trotzdem und meinte: »Erst hast du mich wild gemacht, und jetzt soll ich kneifen? Nein, John, ich bin dabei, und dann können wir gemeinsam dort aufräumen. Hat dir der Zeuge auch gesagt, wann der Club öffnet?«
»Ich schätze mal gegen neunzehn Uhr.«
»Wo treffen wir uns?«
»Ich hole dich ab.«
»Und was hast du in der Zwischenzeit vor?«
»Mich aufs Ohr legen und schon mal von einem tollen Abend vorträumen.«
»Was ist mit Suko? Willst du ihn nicht mitnehmen?«
»Ja – oder mal schauen. Er ist immer so etwas wie eine perfekte Rückendeckung, und die, denke ich, können wir gut gebrauchen…«
***
Caroline Ricci hatte ihr privates Reich nicht verlassen. Schlaf konnte sie auch nicht finden. Das in ihr steckende ungute Gefühl zwang sie dazu, die Augen offen zu halten und gegen die Decke zu starren, wobei sie nachdenken konnte und auch irgendwie darauf wartete, dass etwas geschah.
Sie hätte nicht sagen können, was da genau ablief, aber sie glaubte auch nicht mehr daran, bis zum Abend Ruhe zu finden. Dafür war ihre kleine Welt hier zu sehr aus den Angeln gehoben worden. Eine Verfolgung in der Nacht durch Jane oder Leila hatte es noch nie gegeben. Das war eine Premiere gewesen, und den Grund dafür hätte sie liebend gern gekannt.
Sie wusste ihn nicht. Sie war ein Mensch, und die
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