1489 - Die Männerfalle
Ausflüge, soweit ich informiert bin. Sie hat sich still verhalten.«
»Ja, ich habe auch nichts von ihr gehört. Sagen wir so: Sie ist nicht weiter aufgefallen.«
»Genau.«
»Trotzdem will ich mit ihr über diesen Club sprechen. Sie ist doch informiert, was die anderen Blutsauger angeht. Wenn jemand etwas weiß, dann sie.«
»Ich wusste es doch«, sagte Jane spitz.
»Was?«
»Dass dein Besuch mehr ihr gilt als mir.«
»Leugnen kann ich es nicht.«
Ihr spitzer Zeigefinger deutete auf mich. »Dafür bist du mir eine Einladung zu einem Essen schuldig.«
»Die ich hiermit feierlich ausspreche.«
»Und zwar so bald wie möglich.«
Ich hob eine Hand. »Das schwöre ich.«
»Okay, dann weck sie.«
Ich stand auf, das heißt, ich wollte aufstehen und das Zimmer verlassen. Dabei brauchte ich dann nur auf die andere Seite des Flurs zu gehen, um eine Tür zu öffnen. Aber das war nicht mehr nötig, denn Janes Zimmertür wurde aufgestoßen.
Auf der Schwelle stand Justine Cavallo, auch die blonde Bestie genannt. Sie sah aus wie immer. Wenn es ein glattes Gesicht gab, dann war es bei ihr der Fall. Nicht eine Falte zeichnete sich auf der hellen Haut ab, und man konnte durchaus behaupten, dass sie eine Schönheit war. Aber eine kalte Schönheit, denn von ihr strahlte nichts Menschliches ab, was auch gar nicht sein konnte.
»Manchmal spürt man, wenn jemand kommt. Nicht wahr, Partner?«
Sie lächelte mich an und zeigte dabei ihr beiden Blutzähne. Dass sie sich nicht mehr in ihrem dunklen Zimmer aufhielt und dabei trotzdem nicht verging, lag daran, dass Justine Cavallo ein Vampir war, der das Tageslicht nicht zu scheuen brauchte. Sie konnte sich auch im Hellen bewegen, aber die Nacht lag ihr mehr, doch das war für mich nicht weiter relevant.
Wenn man von einem Verhältnis zwischen uns beiden sprechen wollte, dann traf der Begriff ambivalent zu. Sie sah mich, einen Erzfeind der Blutsauger, als Partner an. Das hätte darin seinen Grund, weil wir einen gemeinsamen Feind hatten, Will Mallmann, alias Dracula II. Er und Justine waren mal Partner gewesen, doch das hatte sich zerschlagen, und nun stand sie in gewisser Hinsicht auf meiner Seite. Zudem hatten wir uns schon gegenseitig die Existenz gerettet. Das Schicksal hatte dies eben zusammengeführt, und daran konnten wir auch nichts ändern.
Diesmal trug sie nicht ihre enge Lederkleidung. Sie hatte sich in einen dunkelroten Bademantel gehüllt, und wer sie nicht kannte, musste annehmen, das sie kurz davor stand, nach dem Aufstehen eine Dusche zu nehmen.
Sie und Jane lebten zwar gemeinsam unter einem Dach, was nicht bedeutete, dass sie sich auch gut verstanden. Die blondhaarige Bestie hatte sich einfach bei ihr eingenistet, und Jane Collins war es bisher nicht gelungen, sie wieder zu vertreiben. Beide gingen ihren eigenen Weg. So wusste die eine nicht, was die andere tat.
Ohne dass sie dazu aufgefordert wäre, setzte sich Justine hin. Der Bademantel klaffte dabei auseinander, und so sahen Jane und ich, dass sie darunter nackt war.
»Okay«, sagte sie und lächelte breit. »Ich glaube, dass du etwas von mir willst, John.«
»Hast du gelauscht?« fragte Jane.
»Nein, das habe nicht«, erwiderte die Cavallo. »Aber ich hatte da so ein Gefühl…«
»Wie schön für dich.«
Die Vampirin lachte. »Sei nicht so zickig, Schätzchen.« Dann wandte sie sich an mich. »Was willst du, John? Was kann oder soll ich für dich tun?«
»Zunächst mal zuhören.«
»Gern.«
Ihre falsche Freundlichkeit ging mir zwar auf den Wecker, aber ich konnte sie ihr nicht aus dem Gesicht wischen, und so kam ich direkt zum Kernpunkt des Themas.
»Es geht um einen Club, um einen Erotic-Club, den ich gern besuchen würde.«
»Hast du das nötig?«
»Bestimmt nicht. Ich bin auch nicht hier, um Jane einen privaten Besuch abzustatten, ich will nur wissen, ob du den Club kennst, Justine.«
Sie fing an zu lachen. »Warum sollte ausgerechnet ich ihn kennen? Ich habe solche Spielereien nicht nötig.«
»Das weiß ich. Aber es soll in diesem Club nicht nur willige Menschen geben, sondern noch etwas ganz anderes.«
»Was denn?«
»Man spricht von mindestens einer Vampirin. Und das wiederum fällt in deinen Bereich.«
Die Cavallo schwieg. Ein Mensch hätte sich vielleicht auf die Zunge gebissen, sie tat es nicht, hob nur die Schultern und fragte: »Was sollte ich damit zu tun haben?«
»Du kennst doch deine Artgenossen und weißt in der Regel, wo sie sich aufhalten.«
»Ich kann nicht über
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