1489 - Die Männerfalle
beiden Frauen gehörten nun mal auf die andere Seite. Gemeinsam hatte sie mit ihnen nichts, abgesehen von einem angenehmen Äußeren, wobei die Dunkelheit bei den beiden im Keller vieles kaschierte.
Caroline Ricci dachte nicht mit Schrecken an den vor ihr liegenden Abend, sondern eher mit einem unguten Gefühl. Die Zeit bis dahin würde sich noch dehnen, und wenn sie ihrer inneren Stimme traute, dann würde nicht alles so laufen, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Hunger verspürte sie keinen, nur Durst. Und den löschte sie mit einem kräftigen Schluck Wasser in der kleinen Küche. Sie trank es ohne Kohlensäure, und es schmeckte ihr auch nur von einem französischen Hersteller.
Nachdem ihr Durst gelöscht war, ging es ihr besser. Essen wollte sie nichts, obwohl das ihre Zeit war. Dann überlegte sie, ob sie einen Espresso trinken sollte, und während sie noch darüber nachdachte, meldete sich mit einem melodischen Läuten das Telefon. So sehr sie die Melodie auch mochte – der Song Yesterday war eingespeichert –, in diesem Augenblick aber zog sich alles bei ihr zusammen.
Sie wusste nicht, wer sie sprechen wollte, aber der Anruf hatte sicher nichts Gutes zu bedeuten.
Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie das Gerät ans Ohr hielt. Sie brauchte nichts zu sagen, das tat für sie eine andere Stimme.
»Du hast einen Fehler begangen, einen verdammten Fehler.«
»Ich weiß.«
»Wie schön für dich.«
»Was soll ich denn tun? Wie soll ich mich verhalten? Kannst du mir einen Tipp geben?«
»Du wirst die Ruhe bewahren. Ganz einfach nur die Ruhe. Es könnten sich am heutigen Abend Veränderungen ergeben. Bleib cool und lass dir nichts anmerken.«
»Kommen die Bullen? Hat der Typ geredet?« Es ärgerte Caroline, dass sich Schweiß auf ihrer Stirn bildete, aber sie konnte nichts dagegen tun.
»Ich weiß es nicht.«
»Bist du auch da?«
»Mal schauen. Lass deinen Betrieb normal laufen. Alles andere wird sich regeln.«
»Okay.« Caroline wollte noch etwas hinzufügen. Es war nicht mehr nötig, auf der anderen Seite war aufgelegt worden.
Wohler ging es ihr nach diesem Gespräch nicht. Sie fluchte, wie es früher nur ein Bierkutscher getan hatte…
***
Welches Outfit war korrekt, um auf einer derartigen Party nicht zu sehr aus dem Rahmen zu fallen?
Ich wusste es nicht und hatte mich letztendlich für ein braunes Jackett entschieden. Dazu trug ich eine schwarze Hose. Das Hemd war weiß und nicht zu elegant. Auf eine Krawatte konnte ich verzichten.
Suko brauchte sich keine Gedanken um seine Kleidung zu machen. Er war wie gehabt der Außenposten. Er hatte genau zugehört, was ich ihm zu sagen hatte. Ein derartiger Club war auch ihm neu, und er war froh, dass er sich nicht unter die Gäste mischen musste.
Das Haus, das Suko unter Beobachtung halten sollte, stand wirklich nicht weit vom Fluss entfernt und in Sichtweite der Vauxhall Bridge. Es war durchaus möglich, dass die Villa bei Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Wie versprochen holte ich Jane Collins ab. Sie hatte mich bereits durch das Fenster gesehen und kam mir entgegen. Da der Winter sich Zeit ließ und das Wetter mehr an einen Frühling erinnerte, hatte sich Jane einen recht dünnen Mantel übergeworfen, der an der Vorderseite nur nachlässig geschlossen war. Beim Einsteigen hielt ich ihr galant die Tür auf. Ich sah, dass sie unter dem Mantel einen schwarzen Hosenanzug trug, wobei das Oberteil einen recht tiefen Ausschnitt zeigte und die Ansätze einer roten Korsage hervorschauten.
»He, das ist sexy.«
»Hör auf.«
»Doch, wirklich.«
Sie winkte ab und schlug die Tür zu. »Der Hosenanzug ist schon zwei Jahre alt. Ich hatte nur wenig Gelegenheiten, ihn anzuziehen.«
Sie nickte gegen die Scheibe. »Und jetzt gib Gummi.«
»Ja, Schumi.«
»Der fährt nicht mehr.«
»Und ich schlage mich weiterhin mit unseren Freunden von der anderen Seite herum.«
»Du hast es dir ausgesucht.«
»Und meine Rente?«
Sie lächelte mich von der Seite her an. »Ist gestrichen, John. Menschen wie du gehen nicht in Rente. Die gehen übergangslos vom Beruf ins Grab.«
»Danke für die Aussichten.«
»Ich bin eben Realistin.«
Ich war inzwischen angefahren. Längst hatte sich die Dunkelheit über die Stadt gelegt und es nicht geschafft, den vorweihnachtlichen Glanz zu vertreiben. London lebte in einem wahren Lichterglanz, der nicht nur von Tannenbäumen abgegeben wurden. Auch die großen Kaufhäuser hatten sich regelrecht herausgeputzt, als wollten
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