1489 - Offensive der Widder
Nähe von Siragusa. Die ODIN sandte den Kode aus, und drüben bei den Fragmentraumern und den Haluterschiffen beruhigten sich die Gemüter.
Der Hauptbildschirm erhellte sich, der Kopf und der Oberkörper eines Haluters wurden sichtbar. „Poro Athos!" rief Icho Tolot aus. „Ich grüße Sie. Es ist mir eine Freude, Sie zu sehen. Wir geht es unserem Volk?"
„Es geht allen gut", dröhnte der Angesprochene. „Wir können es kaum erwarten, Tolot. Wann geht es los?"
„Immer mit der Ruhe!" Rhodan hob die Hand, blieb aber sitzen. „Es dauert noch eine Weile. Wir werden alles durchsprechen. Dazu darf ich euch alle herzlich an Bord der ODIN einladen. Zunächst jedoch wollen wir sechs eurer Schiffe für die mitgebrachten Pulswandler aussuchen, Athos. Während diese montiert werden, können wir uns über alles unterhalten."
„Einverstanden, Rhodan", antwortete der Haluter. „Wir erwarten euch!"
Athos schwieg, aber er blieb im Einfassungsbereich des Bildschirms. „Kann ich jetzt endlich ...", begann die Syntronik der HALUTA. Tolot unterbrach sie. „Norman, was sagt die ODIN?"
Die Freigabe aus der Zentrale des MODUL-Schiffes traf beinahe gleichzeitig mit der Frage ein. Samna Pilkok, die Chefm der Ortungs- und Funkanlagen, meldete sich. Das breite Gesicht der Springerin grinste von einem der Monitoren auf die Insassen der HALUTA herab. „Alles klar", verkündete sie. „Es hat sich kein Feind angeschlichen. Auch die Trümmer der Sira-Stationen sind sauber. Illu beschütze euch!"
Der Monitor erlosch, und Perry nickte in Richtung der beiden Haluter.
Tolot gab Taravatos den Befehl zum Ausschleusen, was die doch sehr merkwürdig programmierte Syntronik mit der Bemerkung kommentierte: „Das habe ich gleich gesagt!"
Es war allgemein bekannt, daß Taravatos immer das letzte Wort hatte.
Vermutlich war es so, dachte Rhodan bei sich, daß sich die Syntronik in Gegenwart zweier Terraner sowieso zurückhielt und in Wirklichkeit viel schlimmer war.
Point Siragusa lag weitab der intergalaktischen Schiffahrtswege der Lokalen Gruppe, 324 000 Lichtjahre von Terra entfernt. Das Schwarze Loch besaß die 67fache Masse Sols. Der Ereignishorizont hatte einen Radius von knapp 198 Kilometern. Da es sich im Leerraum zwischen den Galaxien befand, hatte es keine Akkretionsscheibe ausbilden können. Gerade dieser Umstand hatte es für Forschungszwecke geeignet gemacht. Deshalb war im Jahr 435 NGZ ein Projekt begonnen worden, das unter der Leitung von Dlu Siragusa stand. Black Hole und Projekt hatten damals ihren Namen bekommen, selbst die Stationen waren in Anlehnung an sie bezeichnet worden. Damals hatte die Kosmische Hanse wissen wollen, ob Schwarze Löcher dieser Art mit Hilfe des Einstein/Rosen-Effekts als Transportwege benutzt werden konnten. Von besonderem Interesse war damals - zu Zeiten des Sothos Tyg lan - gewesen, ob man durch Point Siragusa ins Innere der Milchstraße gelangen konnte.
Inzwischen wußte man die Antwort. Man hatte es selbst sogar schon geschafft, den Durchgang durch Siragusa zu vollziehen. Tiff und seine Expedition waren dabei in die Galaxis Neyscnur verschlagen worden und hatten die Überreste jener Zivilisation gefunden, die von Illu und ihrer Crew abstammte.
Man wußte auch, wer die Schwarzen Sternenstraßen gebaut hatte und wag aus dem Volk der Archäonten geworden war.
Die Cantaro hatten in der Milchstraße und ihrer Umgebung das Erbe angetreten, jenen Bereich, der sich auf den Sternenkarten der Anoree als weißer Fleck abzeichnete, und beherrschten mit Hilfe der Nakken die Stationen, die die Benutzung der Schwarzen Sternenstraßen ermöglichten.
In diesem Punkt lag eine der großen Unwägbarkeiten in der ganzen Angelegenheit. Der Nakk Lakardon hatte sich anscheinend in der Kontrollstation des Perseus-Black Hole verbarrikadiert und verweigerte die Tätigkeit. Er unterband alle Versuche, in die Kontrollstation zu gelangen. Das Black Hole war nicht mehr als Sternenstraße benutzbar, und somit hatte sich Rhodans Plan zerschlagen. Er hatte die Flotte aus Andromeda mit Hilfe der Anoree durch Siragusa nach Perseus schleusen wollen.
Niemand konnte bisher sagen, warum die Nakken so handelten, wie sie es taten. Niemand konnte ihre Gedanken und Beweggründe nachvollziehen. Wieso waren sie einfach umgeschwenkt, quasi von einer Stunde auf die andere? Hatten sie bisher jahrhundertelang die Cantaro unterstützt und diesen geholfen, den Status quo zu zementieren, so arbeiteten sie jetzt plötzlich für WIDDER gegen
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