149 - Haus der mordenden Schatten

beweglich wie früher, war
nicht mehr so ausdauernd, bekam oft Erkältungen und merkte, wie nach einem
einzigen Rock ’n-Roll die Pumpe wie von Sinnen zu schlagen anfing und er am
ganzen Körper schweißgebadet war.
    Die Pillen, die der Doc ihm verschrieben
hatte, taugten nicht viel. Und sein Leben umstellen, davon hielt er nichts.
    Damit und mit seiner schwindenden Manneskraft
- ob das damit zusammenhing, daß er nun bald vierzig wurde - beschäftigte Bill
Sheldon sich. Er dachte auch darüber nach, daß er längst in Los Manos hätte
sein können. Sein Dienst war seit zwei Stunden vorüber. Er war als Deputy in
Los Manos beschäftigt und unterstützte Sheriff Melleron dabei, möglichst viele
Strafmandate einzukassieren und Parksünder zu erwischen. Mord und Totschlag
hatte es in Los Manos nicht gegeben, so weit er zurückdenken konnte. Das Leben
dort lief seinen alltäglichen Gang, und wenn nicht immer wieder Touristen nach
Los Manos gekommen wären, hätte sich das Sheriff’s Office gar nicht gelohnt.
Jeff Mellerons Office wäre ein Zuschußbetrieb für Vater Staat geblieben. Da Melleron
aber absichtlich die Parkmöglichkeiten in Los Manos - angeblich den Bewohnern
der Ortschaft zuliebe - knapp hielt, blieb den fleißig dort eintrudelnden
Fremden gar nichts anderes übrig, als falsch zu parken. Und Sheldons vornehmste
Aufgabe war es, das Geld gleich an Ort und Stelle zu kassieren.
    Mit dieser Arbeit war er meistens schon am
Nachmittag fertig. Daß er heute noch unterwegs war, hing damit zusammen, daß er
zwanzig Meilen von Los Manos entfernt einen Krankenbesuch hatte vornehmen
müssen. Rein beruflich. Vor drei Tagen war im Strafmandatsalltag von Los Manos
etwas passiert, was man als einen besonderen Fall bezeichnen konnte. Und dem
widmete Melleron auch seine ganze Kraft und Aufmerksamkeit, und er war bemüht,
Licht in die dunkle Geschichte zu bringen.
    Unweit der Einfahrt nach Los Manos kam es zu
einem Unfall. Der Fahrer eines Wagens, der Fleischwaren nach Los Manos brachte,
stieß mit einem fremden Pkw zusammen. Der Fahrer dieses Wagens wurde schwer
verletzt und mußte ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei der Sicherstellung
des frontal zertrümmerten Fahrzeuges fanden Melleron und er drei Pistolen, bei
denen die Fabrikationsnummer entfernt worden war.
    Damit begann ein in der Geschichte von Los
Manos einmaliger Kriminalfall. Handelte es sich hier um Schmugglerware? War
ihnen durch Zufall ein Terrorist in die Hände gelaufen? War mit diesen Waffen
irgendwo in den Staaten ein Mord begangen worden und suchte ein Staatsanwalt
verzweifelt nach den Beweisstücken?
    Melleron telefonierte in der Gegend herum,
ließ Funkschreiben an verschiedene Dienststellen los und versuchte selbst an
dem Fall soviel Lorbeeren wie möglich zu verdienen.
    Dabei spannte er auch Bill Sheldon ein.
    Der war beauftragt, den Mann im Krankenhaus
auf den Zahn zu fühlen. Bisher war der Unglücksfahrer noch nicht
vernehmungsfähig. Heute nachmittag rief der Chefarzt des Hospitals aufgrund
einer Weisung von Melleron an und teilte ihm mit, daß der Verletzte inzwischen
zu sich gekommen sei. Allerdings wäre der Mann noch nicht vernehmungsfähig.
Melleron konnte dem Anrufer immerhin die Zusage abgewinnen, ob nicht wenigstens
ein ganz kurzer Besuch möglich wäre. Sein Deputy Bill Sheldon wolle dem
Verletzten nur eine einzige Frage stellen.
    Der Doc gab seinen Segen.
    Und so raste Sheldon am späten Nachmittag
los.
    Die Frage, die er stellen sollte, lautete:
»Wem gehören die drei Pistolen in Ihrem Fahrzeug ?«
    Aber bis zu dieser Minute hatte er die Frage
nicht stellen können. Nach seiner Ankunft im Hospital hatte man ihm den Zutritt
zu dem fraglichen Krankenzimmer verweigert. Der Kranke war wieder in
Bewußtlosigkeit abgesackt, und Sheldon wurde seine Frage nicht los. Stunden
verbrachte er im Hospital, in der Hoffnung, daß er seinen Auftrag doch noch
erfüllen könnte. Schließlich gab er es auf. So war es später geworden, als es
hätte werden sollen, und das Ganze war ein Schlag ins Wasser.
    Er bog von der Fahrbahn rechts ab und
gelangte auf einen holprigen, nicht befestigten Weg. Das war eine Abkürzung.
Sie wurde nur von Einwohnern und Eingeweihten befahren.
    Der Weg führte leicht bergab. Unten am Ende
der abschüssigen Strecke, wo sich die Abzweigung zum Strand und nach Los Manos
befand, stand ein Fahrzeug.
    Die Scheinwerfer von Sheldons Auto rissen das
fremde Gefährt aus der Dunkelheit und ließen die knallrote Farbe