149 - Haus der mordenden Schatten
es aber das Beste für Sie,
Miß«, lächelte der lange Cop.
»Ich bin verloren, wenn ich mit Ihnen gehe!
Egal, was immer man Ihnen auch erzählt hat, Sergeant: es ist gelogen! Ich
verlange, daß Sie mich zum Revier mitnehmen. Ich werde Ihnen alles erzählen,
die Wahrheit, was hier wirklich vorgeht, was man wirklich mit mir vorhat .«
»Nun, was hat man denn mit Ihnen vor? «
»Sie wollen mich nach San Francisco bringen .«
»Ja, ich weiß . . .«
»Aber dort werden wir nicht bleiben. Es ist
nur eine Zwischenstation, Sergeant. Die letzte .«
»Aha. Und dann geht’s wohl weiter, wie ?«
»Ja. In die Berge, Richtung Becken-Wüste. Es
gibt dort in den Felsen ein Versteck. Das soll ich Ihnen zeigen .«
»Interessant.« Der Sergeant bemühte sich,
sein Grinsen nicht zu auffällig werden zu lassen. Tom Hawkins, der neben ihn
getreten war, zuckte die Achseln und zwinkerte ihm zu.
»Sie sehen, was los ist mit ihr«, wisperte er
kaum hörbar.
Aber Eve Masters hatte gute Ohren. »Es ist die Wahrheit, Sergeant .«
»Was wollen Sie denn in den Bergen und in der
Wüste, Miß? Was gibt es denn in dem Versteck? «
»Einen Schatz«, hauchte Eve Masters.
Und im gleichen Augenblick ärgerte sie sich
maßlos darüber, daß sie sich hatte hinreißen lassen, diese Bemerkung zu machen.
»Einen Schatz, so, so ...« Der lange Sergeant
kratzte sich im Nacken.
»Sie glauben mir nicht, ich weiß !« brüllte Eve Masters los, ohne Rücksicht darauf, wie ihr
erneuter Gefühlsausbruch gewertet werden könnte. »Ich bin nicht nur Eve
Masters, Sergeant. Ich habe schon mal gelebt. Ich war eine Indianerin, die
Tochter eines Häuptlings. Mein Name war Tecam-Sena. Als solche hatte ich das
Wissen über einen ungeheuren Stammesschatz, den Vorfahren unweit der
Becken-Wüste in den Bergen versteckt hielten. Die Häuptlinge und Medizinmänner
meines Stammes sprachen diesem Schatz magische Kraft zu. Es ist bestimmt, daß
mit dem Untergang des Stammes der Schatz untergehen wird. Das habe ich damals
getan. In meinen Träumen, die ich als Eve Masters hatte ...«
Da winkte der lange Sergeant ab und drehte
sich herum. »Komm, William«, sagte er leise zu seinem Kollegen. Und zu Hawkins
gewandt, meinte er: »Tun Sie was, daß das Mädchen nicht noch weiter durchdreht,
Armes Ding .«
Eve Masters Stimme überschlug sich. Sie
ereiferte sich so sehr, daß sie gar nicht mehr wußte, was sie alles sagte.
Die beiden Uniformierten gingen. Sie hatten
beide den Beweis dafür erhalten, daß Eve Masters in der Tat nicht ganz richtig
im Kopf war. Ein Mensch, der soviel komische Sachen redete, mußte einfach
verrückt sein.
»Ich glaube, da drüben werden wir nötiger
gebraucht«, meinte der lange Sergeant, als er an Hawkins vorüberging. Er
spielte auf den Krach an, der aus der Bar drang. Laute Stimmen und Poltern,
lautstark klirrte es dort.
Der Inhaber der Bar hatte die Polizei
informiert, weil es zu einer Schlägerei gekommen war, die sich in der
Zwischenzeit offenbar nun in verstärktem Maß fortsetzte.
Unbemerkt hatte Hawkins auch eine schwarze
Ledertasche unter dem Vordersitz vorgezogen und ihr einen kleinen Karton
entnommen, in dem verschweißte, vorbereitete Spritzen aufbewahrt wurden.
Er stach die Nadel kurzerhand in Eves Oberarm
und. drückte den Kolben hinab. Die leicht trübe Flüssigkeit wurde einfach unter
die Haut der Schreienden gespritzt.
Drei Sekunden später schon zeigte sich die
Wirkung.
Eves Stimme wurde leiser. Sie begann zu
lallen, und ihr Kopf wurde schwer. Die Augenlider fielen ihr zu.
Als die beiden Uniformierten mit
Gummiknüppeln die Bar betraten, fiel Eve Masters schlaff und kraftlos wie eine
Puppe in Charles Canons Arme.
Der zog sie kurzerhand auf den Rücksitz des Chevrolet .
»Mensch, du hast Nerven wie Drahtseile«,
bemerkte Canon anerkennend. »Ich hab’ gedacht, jetzt ist alles aus .«
»Wir hatten nur Trümpfe in der Hand, Charles.
Es konnte eigentlich gar nichts schiefgehen, wenn ich es jetzt genau betrachte.
Niemand nahm das ernst, was sie da von sich gab. Sie hat sich selbst in die
Pfanne gehauen .«
Canon setzte sich auf den Rücksitz, Hawkins
hinters Steuer, als ein klappriges Ford-Automobil, Baujahr 1960, an der
Kreuzung auftauchte, den dort parkenden Polizeiwagen überholte und rechts am
Bürgersteig anhielt - anhalten wollte.
Denn in diesem Moment sah der Fahrer Gerry
Barner den taubenblauen Chevrolet und erblickte die drei Personen, die darin
saßen.
Barners Rücken wurde steif.
»Caroline !«
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